9. Die Skandinaven in Düsseldorf
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malerei unter den Norwegern nicht eben viel Zuspruch. Auch hier
gelang es erst einem Spätling, die Tidemandsche Überlieferung auf-
zufrischen: es war Carl Sundt Hansen (1841—1907), der in Düssel-
dorf bei Vautier studierte, weiterhin sich aber in Pariser Schulung
zu einem gewählten Koloristen ausbildete. Er bevorzugte unter
den Genremotiven die einfachen, die er, wie besonders sein Haupt-
werk bezeugt, der „Sträfling“, der vorm letzten Gange geistlichen
Trost empfängt, mit Feinheit von der psychologischen Seite zu
nehmen verstand; die Stimmung aber gab er dem Bilde durch die
sozusagen in Moll gesetzte Farbe, die den Vorgang in einen weh-
mutsvollen Ernst tauchte und das anekdotische Motiv in malerische
Form brachte.
Wiederum haben die Schweden gerade die Figurenmalerei beson-
ders gepflegt, die sie bei Tidemand, später auch bei Knaus und
Vautier studierten. Sie haben der Düsseldorfer Schule einige der
frischesten koloristischen Begabungen gestellt, wie Ferdinand
Fagerlin (1825—1907) und August Jernberg (1826—96); wenn sich
ihr Schaffen dennoch aus dem breiten Düsseldorfertume kaum als
Erscheinung eigenen Gepräges herausheben läßt, so ist ein Haupt-
grund darin zu suchen, daß sie auf dem rheinischen Boden denatio-
nalisierten. Sie bedienten sich der üblichen Genremotive, Fagerlin
verliebte sich in die Farbenfreude holländischer Schifferstuben,
Jernberg malte einen Bärentanz in einer norddeutschen Stadt, und
wenn sie sich nach Tidemands Vorbild ihre Stoffe aus dem schwe-
dischen Bauernleben holten, so kamen sie, wie z. B. Nordenberg in
der „Entrichtung des Zehnten in Schonen“, über Düsseldorfer
Genreszenen in schwedischer Tracht nicht hinaus. Eher haben
Wilhelm Wallanders Bilder aus Vingäker in ihrer derben Festlich-
keit etwas Bodenständiges, aber das künstlerisch Reifste, was aus
der schwedischen Schule in Düsseldorf hervorgegangen ist, sind
wohl die mit kräftigem malerischem Behagen gegebenen Stilleben
des bei Couture fortgebildeten Jernberg.
Aus der Gute Stuben-Atmosphäre dieser bürgerlich gesitteten und
verdünnten Düsseldorfer Romantik bricht aber ein schwedischer
Künstler aus, in dem sich Kraft und Kraftmeierei, Talent und
Affektation wunderlich mischen. Simon Marcus Larsson (1825—64),
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malerei unter den Norwegern nicht eben viel Zuspruch. Auch hier
gelang es erst einem Spätling, die Tidemandsche Überlieferung auf-
zufrischen: es war Carl Sundt Hansen (1841—1907), der in Düssel-
dorf bei Vautier studierte, weiterhin sich aber in Pariser Schulung
zu einem gewählten Koloristen ausbildete. Er bevorzugte unter
den Genremotiven die einfachen, die er, wie besonders sein Haupt-
werk bezeugt, der „Sträfling“, der vorm letzten Gange geistlichen
Trost empfängt, mit Feinheit von der psychologischen Seite zu
nehmen verstand; die Stimmung aber gab er dem Bilde durch die
sozusagen in Moll gesetzte Farbe, die den Vorgang in einen weh-
mutsvollen Ernst tauchte und das anekdotische Motiv in malerische
Form brachte.
Wiederum haben die Schweden gerade die Figurenmalerei beson-
ders gepflegt, die sie bei Tidemand, später auch bei Knaus und
Vautier studierten. Sie haben der Düsseldorfer Schule einige der
frischesten koloristischen Begabungen gestellt, wie Ferdinand
Fagerlin (1825—1907) und August Jernberg (1826—96); wenn sich
ihr Schaffen dennoch aus dem breiten Düsseldorfertume kaum als
Erscheinung eigenen Gepräges herausheben läßt, so ist ein Haupt-
grund darin zu suchen, daß sie auf dem rheinischen Boden denatio-
nalisierten. Sie bedienten sich der üblichen Genremotive, Fagerlin
verliebte sich in die Farbenfreude holländischer Schifferstuben,
Jernberg malte einen Bärentanz in einer norddeutschen Stadt, und
wenn sie sich nach Tidemands Vorbild ihre Stoffe aus dem schwe-
dischen Bauernleben holten, so kamen sie, wie z. B. Nordenberg in
der „Entrichtung des Zehnten in Schonen“, über Düsseldorfer
Genreszenen in schwedischer Tracht nicht hinaus. Eher haben
Wilhelm Wallanders Bilder aus Vingäker in ihrer derben Festlich-
keit etwas Bodenständiges, aber das künstlerisch Reifste, was aus
der schwedischen Schule in Düsseldorf hervorgegangen ist, sind
wohl die mit kräftigem malerischem Behagen gegebenen Stilleben
des bei Couture fortgebildeten Jernberg.
Aus der Gute Stuben-Atmosphäre dieser bürgerlich gesitteten und
verdünnten Düsseldorfer Romantik bricht aber ein schwedischer
Künstler aus, in dem sich Kraft und Kraftmeierei, Talent und
Affektation wunderlich mischen. Simon Marcus Larsson (1825—64),