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te Fachwerk mit den quadratischen Gefa-
chen, die nur durch konstruktiv notwendige
Streben aufgelockert werden. Der Einfluß
der Fachwerkbauweise des Weserberglan-
des ist deutlich erkennbar. Das Hallenhaus
NEUE STRASSE 24 von 1756 weist reichere
Holzschmuckformen im Wirtschaftsgiebel
wie profilierte Giebelschwellbalken oder
vertiefte Schriften im Dielentorbalken auf.
Aus dem Jahre 1797 stammt der Vierstän-
derbau unter steilem Satteldach in der be-
nachbarten KIRCHSTRASSE 6. Durch seine
Traufständigkeit ist der gegenüberliegende
Wandständer aus dem letzten Drittel des
19. Jh., KIRCHSTRASSE 9, von besonderer
städtebaulicher Bedeutung. Bei den jünge-
ren Fachwerkbauten im Ortskern verzichte-
te man auf schmückende konstruktive Bau-
teile und beschränkte sich auf die farbliche
Gestaltung der Dielentorbalken. Neben den
Namenszügen der Erbauer sind hier die
häufigsten Motive der Acht- und Sechsstern
als Sinnbild der Sonne oder die Spirale, aus
der der Lebensbaum wächst, wie bei dem
Wohnwirtschaftsgebäude in der NEUE
STRASSE 8. Etwas abseits des alten Orts-
kerns am DAMMTOR 5 ist das Hallenhaus mit

zweigeschossigem Wohnteil zu nennen. Der
Fachwerkbau stammt aus dem Jahre 1803.
Die Bauweise des Niederdeutschen Hallen-
hauses konnte sich bis in die zweite Hälfte
des 19. Jh. in Gehrden behaupten. Neuan-
gesiedelte Handwerker errichteten damals
ihre Häuser in dieser Form. Mit dem Wandel
der Funktion der Häuser änderte sich ihre
Grundrißaufteilung, die Baukonstruktion,
das verwendete Material und die Schmuck-
elemente, wenn anfänglich auch die Gebäu-
deproportionen zum Teil vom Hallenhaus
übernommen wurden wie bei dem Wohn-
haus in Ziegelbauweise in der NEUE
STRASSE 10.
Mit der Industrialisierung, den steigenden
Gewinnen in der Landwirtschaft und dem
wachsenden Bedürfnis der Landbevölke-
rung, städtische Errungenschaften auch für
sich in Anspruch nehmen zu wollen, wurde
die tradierte Bauweise durch neue Baufor-
men, die in Grundriß und Schmuckform von
städtischen Vorbildern geprägt waren, zu-
rückgedrängt. Ende des vorigen Jahrhun-
derts wurde der in dieser Region als
„Zuckerrübenburg“ bezeichnete Haustyp,

Gehrden, Kirchstraße 6, Gehrden, Kirchstraße 9,
Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1797 Querdielenhaus, spätes 19. Jh.


Gehrden, Neue Straße 24, Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1756


ein zweigeschossiger Ziegelbau, dessen
Fassaden durch umlaufende Geschoßge-
simse und symmetrische Fensteraufteilun-
gen gegliedert sind, entwickelt, wie das
Wohnhaus der Hofanlage BAHNHOF-
STRASSE 21.
Aus den roten Ziegeln der ehemaligen
Gehrdener Ziegelei, die bis 1967 arbeitete,
wurden viele der Häuser in Gehrden erbaut,
die heute das Stadtbild wesentlich mitbe-
stimmen. Hierzu gehören neben den im
alten Stadtkern schon erwähnten Bauten
die Wohnhäuser in den Erweiterungsgebie-
ten aus der Zeit um 1900. Besonders zu
nennen sind die zweigeschossigen Wohn-
bauten in der DAMMSTRASSE 33 und 35
sowie die villenartigen Bauten GROSSE
BERGSTRASSE 4, 14, 16 und 17.
Im Jahre 1857 wurde die Zuckerfabrik Neu-
werk an der Stelle, wo früher die Spehrs-
mühle stand, gegründet. Sie war neben der
Ziegelei der erste Industriebetrieb in Gehr-
den. 1930 schloß die Zuckerfabrik, und es
wurde später auf dem Gelände eine Tep-
pichfabrik errichtet. Die zweigeschossige
verputzte Villa in der NEUWERKSTRASSE2,

Gehrden, Dammtor 5
Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1803


Gehrden, Dammstraße 33 u. 35,
Wohnhäuser, um 1900


Gehrden, Große Bergstraße 4,
Wohnhaus, 1890


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