Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Die in der Königlich Preußischen Landes-
aufnahme von 1897 eingetragene Ziegelei,
im Osten der Ortschaft am Rande eines
Geländebruches gelegen, trug zur Verände-
rung des Ortsbildes bei. So waren bis ca.
Ende der zweiten Hälfte des 19. Jh. die
Fachwerkbauten ortsbildbestimmend. In zu-
nehmendem Maße wurden sie durch Ziegel-
bauten abgelöst. Das aufwendigste und
prachtvollste Bauwerk in Ziegel ist das
Wohnhaus der Hofanlage im STEINBRINK 7.
Das im Jahre 1894 errichtete, zweigeschos-
sige Wohnhaus mit Zwerchgiebeln auf der
Süd- und Westseite überragt die Nachbar-
gebäude und ist im Norden hin weit sicht-
bar. Außenwandgliederung und Innenraum-
gefüge sind fast unverändert erhalten. Die
alte Gaststätte mit Saalanbau in der REDE-
NER STRASSE 1 ist von ortsgeschichtlicher
und städtebaulicher Bedeutung. Der zwei-
geschossige Ziegelbau unter Walmdach mit
über Eck gesetztem ehemaligen Eingang
unter Türmchen mit spitzer Haube steht an
einer Straßenkreuzung.
Ortskarte 112/113

HEMMINGEN
HEMMINGEN-WESTERFELD

Hemmingen wurde 1186 erstmals urkund-
lich erwähnt. Im Ortskern des Haufendorfes
steht die Kapelle im KAPELLENWEG. Sie
wurde vermutlich im 16. Jh. ähnlich der
Kapelle in Harkenbleck erbaut. Ursprüng-
lich diente sie ebenfalls als Wehrkirche. Sie
wurde auf längsrechteckigem Grundriß aus
Bruchstein mit Eckquaderung erbaut. Das
Dachgeschoß unter Satteldach mit beidsei-
tigem Halbwalm kragt allseitig weit über
Taustabknaggen aus. Das Dach wird von
einem mittigen, hölzernen, sechseckigen
Dachreiter bekrönt. Die Glocke ist datiert
1662 und die Wetterfahne trägt die Jahres-
zahl 1890. Der Innenraum verfügte über
eine abgehängte Decke. Belichtet wird der
Innenraum durch drei später eingebaute
rundbogige Fenster und auf der Ostseite
durch ein kleines rechteckiges wohl ur-
sprüngliches Fenster. Das östliche Giebel-
trapez ist in Fachwerk ausgeführt, das
westliche Giebeltrapez mit roten Ziegeln

behängt. Eines der wenigen uns erhaltenen
STEINKREUZE steht vor dem Westgiebel
der Kapelle.
Die Gutsanlage GUT 1 liegt südlich der Ort-
schaft hinter einer hohen Bruchsteinmauer.
Der Blick von der Hauptstraße auf das
Wohnhaus durch die dem Gut vorgelager-
ten Gutsgärten wurde z.T. durch zweige-
schossige Wohnhäuser verstellt. Auch die
kleinen Nebengebäude wie die Gesinde-
häuser, die früher die Anlage im Norden
gegen die Hauptverkehrsstraße abschirm-
ten, fielen den Neubauten zum Opfer. Das
dreigeschossige, verputzte Wohnhaus un-
ter flachem Walmdach entstand Anfang des
19. Jh. und wurde 1978 vollständig reno-
viert. Langgestreckte Wirtschaftsgebäude
in Fachwerk mit verputzten Gefachen um-
schließen den rechteckigen Wirtschaftshof.
Hinter dem Herrenhaus befindet sich der
Gutspark mit hohem, alten Baumbestand.
Zur Gutsanlage gehört die Ruine des Mau-
soleums der Familie von Alten, IM SUN-
DERN. Die Grabkapelle wurde zu Ehren des
Generals von Alten (gest. 1840), dem Be-
fehlshaber der hannoverschen Truppen in
der Schlacht von Waterloo, erbaut. Durch
mutwilligen Vandalismus wurde das für die
niedersächsische Baugeschichte so we-
sentliche Dokument, das den letzten Welt-
krieg nahezu unbeschadet überstanden
hatte, bis auf wenige Mauerreste vernich-
tet. Die beiden bedeutendsten hannover-
schen Architekten des vergangenen Jahr-
hunderts errichteten dieses Gebäude. La-
ves gilt als Verfasser der Planung, und Hase
realisierte als junger Architekt nach einigen
mehr im dekorativen liegenden Veränderun-
gen dieses Bauwerk.

Die ersten Höfe des kleinen Haufendorfes
gruppierten sich um die Kapelle im Bereich
nordöstlich der heutigen Dorfstraße, der
auch heute noch von Bauten bestimmt wird,
die für landwirtschaftliche Zwecke erstellt
wurden. Zu den wohl ältesten Bauten zählt
das Vierständerhaus in Fachwerk unter
Halbwalm GÄNSEMARSCH 1. Das im Kam-
merfach zweistöckig abgezimmerte, mit
weiß verputzten, quadratischen Gefachen
auf Sandsteinsockel erstellte Gebäude ist
im Dielentor 1801 datiert. Das zum Westen
orientierte Giebeltrapez ist mit roten Dach-
steinen behängt. Das ehemalige Wohnwirt-
schaftsgebäude wurde in den letzten Jah-
ren zu einem Wohnhaus umgebaut. Fast
aus der gleichen Zeit stammt das langge-
streckte Wohnwirtschaftsgebäude der Hof-
anlage DORFSTRASSE 49, ebenfalls ein
Vierständerbau unter Halbwalmdach und
mit Scheunenanbau an der südlichen Trau-
fe. Das im Wohnteil zweistöckig mit roten
Ziegelausmauerungen abgezimmerte Hal-
lenhaus wurde mit der Umnutzung zu ge-
werblichen Zwecken in den Gefachen weiß
gestrichen. Die riesigen Baukörper der Hof-
anlage mit den roten Dachflächen schließen
den Denkmalbereich des alten Ortskernes
zusammen mit dem ebenfalls in Vierstän-
derbauweise etwa um 1830 errichteten Hal-
lenhaus GÄNSEMARSCH 2 A und dem
zweigeschossigen Pfarrhaus KAPELLEN-
WEG 2 ab. Der Ziegelbau mit ehemaligem
quererschlossenen Wirtschaftsteil wurde im

Harkenbleck, Steinbrink 7, Hemmingen-Westerfeld, Im Sundern,
Wohnhaus, 1894 Mausoleum, 1842

Hemmingen-Westerfeld, Kapellenweg, Kapelle, 16. Jh.

214
 
Annotationen