PATTENSEN-REDEN
Die kleine Ortschaft wurde erstmals als
Rede 1191 und 1227 urkundlich erwähnt.
Die hier errichtete Burg, die zu einer Reihe
von Befestigungen der damaligen Land-
wehr gehörte, spielte während der Ausein-
andersetzungen zwischen den Bischöfen
von Minden und Hildesheim, den Herren
von Hallermund und den Welfen an der
Schnittstelle ihrer Interessenbereiche eine
wesentliche Rolle. Aus der damaligen Burg
ging das heutige Gut hervor, das sich seit
dem Bau der ersten Burganlage im Besitz
der Familie von Reden befindet.
Das Gut liegt mit seinen Gebäuden ober-
halb der Marsch an der schmalen LAND-
STRASSE 11, die von Harkenbleck nach
Koldingen führt. Der östliche Teil steht auf
dem gewaltigen Keller der ehemaligen mas-
siven Burganlage. Die meisten der Wirt-
schaftsgebäude, die den Wirtschaftshof in
der Form eines Längsrechteckes umste-
hen, stammen aus der Mitte des 19. Jh. Sie
sind in Ziegel und z.T. mit Fachwerk unter
riesigen mit roten Tonpfannen gedeckten
Reden, Landstraße 11,
Gut, Herrenhaus, 1800-04
Dächern errichtet. Eine Scheune in Bruch-
steinmauerwerk ist erheblich älter. Erwäh-
nenswert ist das kleine Stallgebäude mit
Fachwerkgiebel, das ein Taubenhaus trägt,
und das zweigeschossige Fachwerkgebäu-
de auf der Ostseite, das als Wohnhaus
genutzt wird und aus der ersten Hälfte des
19. Jh. stammt. Der Park mit altem Baumbe-
stand reicht bis in die Leineniederung hin-
ab.
Neben den Bauten des Gutes ist das Quer-
dielenhaus in der IHSSENGASSE 1 wohl
eines der ältesten Bauwerke in Reden. Der
zweigeschossig abgezimmerte Wandstän-
derbau in Fachwerk mit verputzten Ge-
fachen stammt aus der ersten Hälfte des
19. Jh.
Die meisten der Bauten, die ab Mitte des
19. Jh. entlang der heutigen Dorfstraße und
der Landstraße entstanden, wurden aus
roten Ziegeln unter Satteldach in ein- und
zweigeschossiger Bauweise errichtet. Einer
der ältesten Ziegelbauten ist das zweige-
schossige Wohnhaus unter Walmdach mit
sparsamer Gliederung durch Lisenen,
Traut- und Giebelgesimse in der DORF-
Reden, Ihssengasse 1,
Querdielenhaus, frühes 19. Jh.
STRASSE 1. Es ist in einer Sandsteinplatte
über dem mittigen Eingang auf der Giebel-
seite datiert 1867.
Ortskarte Seite 126/127
PATTENSEN-SCHULENBURG
Die Geschichte Schulenburgs ist eng mit
der nahen FESTE CALENBERG verbunden.
Die erste Anlage auf dem Calenberg war
vermutlich eine dreigeschossige Turmburg
auf quadratischem Grundriß. Bis 1350 wur-
de die Burg durch einen Westflügel und
einen Torturm ergänzt. Der höher gelegene
Burgplatz von 70 x 52 m wurde durch eine
4 bis 5 m hohe Mauer begrenzt. Der dama-
lige Burgherr Konrad von Saldern erhielt die
Genehmigung, südlich der Burg eine unbe-
festigte Stadt anzulegen. Die Lauenstadt
genannte Ansiedlung, die heute aus nur
wenigen Häusern an der Kurve der Landes-
straße 460 besteht, ist immer bedeutungs-
los geblieben. Wegen eines geheimen Pak-
tes mit Hildesheim mußten die von Saldern
die Burg an Herzog Wilhelm im Jahre 1364
abtreten. Calenberg wurde zur Vogtei für
das Land zwischen Deister und Leine aus-
gebaut, zu dem die Goen Gehrden, Seelze,
Pattensen, Gestorf, Eldagsen, die Vogtei
Langenhagen, die Stadt Münder und das
Gebiet des Großen Freien zählten. Die Burg
hatte eine Besatzung von 20 bis 30 Mann,
die von dem Zoll der nahen Leinebrücke
und den Erträgen der Calenberger Mühle,
der 1744 neu errichteten Juliusmühle, un-
terhalten wurden.
Anfang des 16. Jh. ließ Erich I. die Burg zu
einer modernen Feste ausbauen, die auch
den Angriffen, die mit Feuerwaffen geführt
wurden, standhielt. Wesentlicher Schutz
gegen die Kanonenkugeln war der ca. 8 m
hohe Hauptwall, der mit dem Erdreich des
ca. 40 m breiten Wassergrabens aufge-
schüttet wurde. Zugänglich war die Burg
über eine Zugbrücke auf der Westseite, der
eine unbefestigte Insel vorgelagert war.
Calenberg hielt während der Hildesheimer
Stiftsfehde 1519 und sogar noch 1625 im
Dreißigjährigen Krieg mehreren Belagerun-
gen stand. Das Schloß war als zweige-
schossiger Fachwerkbau mit zwei einstöcki-
gen Seitenflügeln auf alten Fundamenten
neu errichtet worden. Obwohl das sehr ein-
fache Renaissanceschloß nicht die vielen
Leute eines Hofstaates aufnehmen konnte,
betrachteten die Welfen Calenberg als ihr
Stammschloß, das sie neben Neustadt, Pat-
tensen und Koldingen als Residenz nutz-
ten.
Mit der größeren Reichweite der Geschütze
in der zweiten Hälfte des 17. Jh. verlor
Calenberg seine Bedeutung als Festung.
Das mit einfachen Materialien erbaute
Schloß litt während des Dreißigjährigen
Krieges stark. Noch 1656 bis 1662 versuch-
te Herzog Georg Wilhelm den Verfall aufzu-
halten. Wegen der ständigen Bauschäden
ließ 1690 Ernst August das Schloß abbre-
chen. Der Abbruch zog sich bis 1720 hin.
Nach unterschiedlichsten Nutzungen wurde
auf dem Burggelände aus dem Material des
Schulenburg, Hauptstraße .1, Domäne Calenberg
Schulenburg, Calenberger Straße, Brücke, 1751
238
Die kleine Ortschaft wurde erstmals als
Rede 1191 und 1227 urkundlich erwähnt.
Die hier errichtete Burg, die zu einer Reihe
von Befestigungen der damaligen Land-
wehr gehörte, spielte während der Ausein-
andersetzungen zwischen den Bischöfen
von Minden und Hildesheim, den Herren
von Hallermund und den Welfen an der
Schnittstelle ihrer Interessenbereiche eine
wesentliche Rolle. Aus der damaligen Burg
ging das heutige Gut hervor, das sich seit
dem Bau der ersten Burganlage im Besitz
der Familie von Reden befindet.
Das Gut liegt mit seinen Gebäuden ober-
halb der Marsch an der schmalen LAND-
STRASSE 11, die von Harkenbleck nach
Koldingen führt. Der östliche Teil steht auf
dem gewaltigen Keller der ehemaligen mas-
siven Burganlage. Die meisten der Wirt-
schaftsgebäude, die den Wirtschaftshof in
der Form eines Längsrechteckes umste-
hen, stammen aus der Mitte des 19. Jh. Sie
sind in Ziegel und z.T. mit Fachwerk unter
riesigen mit roten Tonpfannen gedeckten
Reden, Landstraße 11,
Gut, Herrenhaus, 1800-04
Dächern errichtet. Eine Scheune in Bruch-
steinmauerwerk ist erheblich älter. Erwäh-
nenswert ist das kleine Stallgebäude mit
Fachwerkgiebel, das ein Taubenhaus trägt,
und das zweigeschossige Fachwerkgebäu-
de auf der Ostseite, das als Wohnhaus
genutzt wird und aus der ersten Hälfte des
19. Jh. stammt. Der Park mit altem Baumbe-
stand reicht bis in die Leineniederung hin-
ab.
Neben den Bauten des Gutes ist das Quer-
dielenhaus in der IHSSENGASSE 1 wohl
eines der ältesten Bauwerke in Reden. Der
zweigeschossig abgezimmerte Wandstän-
derbau in Fachwerk mit verputzten Ge-
fachen stammt aus der ersten Hälfte des
19. Jh.
Die meisten der Bauten, die ab Mitte des
19. Jh. entlang der heutigen Dorfstraße und
der Landstraße entstanden, wurden aus
roten Ziegeln unter Satteldach in ein- und
zweigeschossiger Bauweise errichtet. Einer
der ältesten Ziegelbauten ist das zweige-
schossige Wohnhaus unter Walmdach mit
sparsamer Gliederung durch Lisenen,
Traut- und Giebelgesimse in der DORF-
Reden, Ihssengasse 1,
Querdielenhaus, frühes 19. Jh.
STRASSE 1. Es ist in einer Sandsteinplatte
über dem mittigen Eingang auf der Giebel-
seite datiert 1867.
Ortskarte Seite 126/127
PATTENSEN-SCHULENBURG
Die Geschichte Schulenburgs ist eng mit
der nahen FESTE CALENBERG verbunden.
Die erste Anlage auf dem Calenberg war
vermutlich eine dreigeschossige Turmburg
auf quadratischem Grundriß. Bis 1350 wur-
de die Burg durch einen Westflügel und
einen Torturm ergänzt. Der höher gelegene
Burgplatz von 70 x 52 m wurde durch eine
4 bis 5 m hohe Mauer begrenzt. Der dama-
lige Burgherr Konrad von Saldern erhielt die
Genehmigung, südlich der Burg eine unbe-
festigte Stadt anzulegen. Die Lauenstadt
genannte Ansiedlung, die heute aus nur
wenigen Häusern an der Kurve der Landes-
straße 460 besteht, ist immer bedeutungs-
los geblieben. Wegen eines geheimen Pak-
tes mit Hildesheim mußten die von Saldern
die Burg an Herzog Wilhelm im Jahre 1364
abtreten. Calenberg wurde zur Vogtei für
das Land zwischen Deister und Leine aus-
gebaut, zu dem die Goen Gehrden, Seelze,
Pattensen, Gestorf, Eldagsen, die Vogtei
Langenhagen, die Stadt Münder und das
Gebiet des Großen Freien zählten. Die Burg
hatte eine Besatzung von 20 bis 30 Mann,
die von dem Zoll der nahen Leinebrücke
und den Erträgen der Calenberger Mühle,
der 1744 neu errichteten Juliusmühle, un-
terhalten wurden.
Anfang des 16. Jh. ließ Erich I. die Burg zu
einer modernen Feste ausbauen, die auch
den Angriffen, die mit Feuerwaffen geführt
wurden, standhielt. Wesentlicher Schutz
gegen die Kanonenkugeln war der ca. 8 m
hohe Hauptwall, der mit dem Erdreich des
ca. 40 m breiten Wassergrabens aufge-
schüttet wurde. Zugänglich war die Burg
über eine Zugbrücke auf der Westseite, der
eine unbefestigte Insel vorgelagert war.
Calenberg hielt während der Hildesheimer
Stiftsfehde 1519 und sogar noch 1625 im
Dreißigjährigen Krieg mehreren Belagerun-
gen stand. Das Schloß war als zweige-
schossiger Fachwerkbau mit zwei einstöcki-
gen Seitenflügeln auf alten Fundamenten
neu errichtet worden. Obwohl das sehr ein-
fache Renaissanceschloß nicht die vielen
Leute eines Hofstaates aufnehmen konnte,
betrachteten die Welfen Calenberg als ihr
Stammschloß, das sie neben Neustadt, Pat-
tensen und Koldingen als Residenz nutz-
ten.
Mit der größeren Reichweite der Geschütze
in der zweiten Hälfte des 17. Jh. verlor
Calenberg seine Bedeutung als Festung.
Das mit einfachen Materialien erbaute
Schloß litt während des Dreißigjährigen
Krieges stark. Noch 1656 bis 1662 versuch-
te Herzog Georg Wilhelm den Verfall aufzu-
halten. Wegen der ständigen Bauschäden
ließ 1690 Ernst August das Schloß abbre-
chen. Der Abbruch zog sich bis 1720 hin.
Nach unterschiedlichsten Nutzungen wurde
auf dem Burggelände aus dem Material des
Schulenburg, Hauptstraße .1, Domäne Calenberg
Schulenburg, Calenberger Straße, Brücke, 1751
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