SEELZE-GÜMMER
Gümmer wurde vermutlich um 1100 als
Rodungssiedlung von den Herren von Man-
delsloh oberhalb der Leine angelegt. Der
Ort wurde erstmals als Gummere um 1220
und später als Gombher, Gümmer und
Ghumber erwähnt. Er gehörte anfänglich
den Edelherren von Hodenberg, die hier
Gerichtsherren waren. 1821 zählte die Ort-
schaft nur 273 Einwohner, die vorwiegend
von der Landwirtschaft lebten.
Einer der wenigen erhaltenen Fachwerkbau-
ten aus dem 18. Jh. ist der Vierständerbau
in der OSNABRÜCKER LANDSTRASSE 9.
Unter dem über profilierten Balkenstum-
meln und Füllhölzer leicht vorkragenden
Schwellbalken ist der Dielentorbalken da-
tiert 1787. Das ehemals landwirtschaftlich
genutzte Bauwerk ist zu Wohnzwecken um-
gebaut. In der nach Süden abknickenden
Rote Reihe stehen weitere Hallenhäuser
aus dieser Zeit, die jedoch durch Umbauten
der letzten Jahre die Denkmalwürdigkeit
einbüßten. Die Vierständerbauten aus dem
19. Jh. waren mit der Traufe zur Straße
orientiert. Ihre Wirtschaftsgiebel zierten
gemalte Säulen- und Blumenmotive auf
den Dielentorständern. Im alten Ortskern
ergab sich eine Siedlungsverdichtung. Hier
ist als eines der wenigen in diesem Bereich
erhaltenen Wohnwirtschaftsgebäude AM
ZOLLKRUG 6 mit Querdiele aus der ersten
Hälfte des 19. Jh. besonders hervorzu-
heben. Ende des 19. Jh. wurden die Neu-
bauten nicht mehr in dem gewohnten Fach-
werk sondern in Ziegelbauweise erstellt
oder Fachwerkwände älterer Gebäude in
Ziegel ersetzt. Auffallend ist die Schmuck-
form und Gliederung der in Ziegel gesetz-
ten Giebeldreiecke von Wohnwirtschaftsge-
bäuden und Scheunen. Zu nennen ist das in
seiner Bausubstanz leider stark angegriffe-
ne Scheunengebäude AM ZOLLKRUG 1.
Die Hofanlage OSNABRÜCKER LAND-
STRASSE 20, dessen Wohnhaus im Erker
1905 datiert ist, kann als typisches Beispiel
für die Anlagen dieser Zeit im Calenberger
Land angesehen werden. Die dreiseitig den
Wirtschaftshof umschließenden Stall- und
Scheunengebäude mit dem Wohnhaus sind
einheitlich in roten Ziegeln unter rotem Sat-
teldach errichtet. Eine Klinkermauer grenzt
die Hofflächen von der Straße ab. Die
Geschlossenheit der Anlage wird gestützt
durch die Verwendung von gleichen
Schmuck- und Gliederungselementen wie
Zahnfriese oder korbbogige Öffnungen für
Fenster und Türen.
Die kleine Kapelle steht in der Mitte der Ort-
schaft in der GLOCKENGASSE. Ein Drei-
achtelchor schließt den verputzten mit
Strebepfeilern aus Ziegeln errichteten
Bruchsteinbau im Osten ab. Er ist auf der
Nordseite über der spitzbogigen Tür im
Sandsteingewände datiert 1508. Der profi-
lierte Sandsteinsockel, das Hohlkehlenge-
sims und die Spitzbogenfenster am Chor
und auf der Südseite lassen die Kapelle die-
ser Bauzeit zuordnen. Ein steiles Satteldach
mit Halbwalm und kleinem Dachreiter deckt
den kreuzrippengewölbten Innenraum.
Ortskarte Seite 140/141
der Kapelle war der Ritter von Döteberg,
der als Ortsadeliger gleichzeitig einen Voll-
meierhof bewirtschaftete. Erstmals urkund-
lich erwähnt wurde Döteberg im Jahre
1108. 1585 zählte die kleine Ortschaft
2 Vollmeierhöfe, 6 Halbspänner und 12 Köt-
ner. Bis 1850 war die Wegeverbindung zum
Leinetal und nach Seelze als Ort der Kirche
und des Gaugerichtes von vorrangiger Be-
deutung. Später gewann die direkte Verbin-
dung über Hardenberg nach Linden, dem
neuen Amtssitz, an Bedeutung.
Aus der Zeit vor 1850 sind nur wenige
Gebäude vorhanden. Das älteste Gebäude
ist der Vierständerbau unter Satteldach mit
Krüppelwalm und zweifach über Knaggen
vorkragendem Wirtschaftsgiebel in der AR-
NEKE STRASSE 3. Der in den Gefachen mit
roten Ziegeln ausgemauerte Fachwerkbau
in kräftigem, recht weitmaschigen Eichen-
fachwerk stammt aus dem Jahre 1734.
Wegen seines konstruktiven Gefüges als
Dreiständerbau und der städtebaulichen
Bedeutung ist der Altenteiler aus der Zeit
um 1800 in der LANGE STRASSE 9 erwäh-
nenswert. In seiner direkten Nachbarschaft
steht das Hallenhaus der LANGE STRASSE
13 mit regelmäßigem Fachwerk unter Halb-
walmdach in städtebaulich dominierender
Situation. Im Dielentorbalken ist das Haupt-
haus datiert 1786.
An der heutigen Hauptdurchfahrtsstraße
liegt die, zusammen mit der Einfriedung und
dem alten Baumbestand als Gebäude-
gruppe ausgewiesene Hofanlage DORF-
STRASSE 4 mit dem Haupthaus in Vierstän-
derbauweise, datiert 1844 und der Längs-
durchfahrtsscheune datiert 1808. Von
Bedeutung ist das in unmittelbarer Nach-
barschaft liegende Wohnhaus KIRCH-
BUSCHWEG 1, ein Ziegelbau aus dem Jahr
1904, ein durch seine Lage am Ortsrand,
durch die Gebäudeform, seine Größe und
den sehr guten Erhaltungszustand beson-
ders hervorzuhebendes Beispiel der
„Zuckerrübenburgen“ aus dem Beginn des
20. Jh.
Ortskarte Seite 140/141
Döteberg, Dorfstraße 4, Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1844,
Scheune, 1808
Döteberg, Arnekestraße 3, .
Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1734
Gümmer, Glockengasse,
Kapelle, 1508
Döteberg, Lange Straße 9,
Altenteiler, um 1800
Gümmer, Am Zollkrug 6,
Querdielenhaus, frühes 19. Jh.
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