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SEELZE-KIRCHWEHREN

Kirchwehren wurde erstmals urkundlich als
Wechertheren im Jahre 1129 und 1221 als
Wegherderen erwähnt. Ein Vorwerk der Ort-
schaft, das Bischof Sigward dem Domstift
in Minden schenkte, muß schon früher be-
standen haben. Den Zehnt erhielt 1216 das
Kloster von Barsinghausen zugestanden.
1377 übergaben die Grafen von Roden-
Wunstorf den Zehnt an den Bischof von Hil-
desheim, den die Welfen später ablösten,
als sie die Rechtsnachfolge der Grafen von
Roden antraten. Ab 1556 erhielt die Familie
von Alten, die in Dunau ansässig war, das
Lehen über die Ortschaft. Das Geschlecht
der Familie von Alten blieb lange Zeit bis
zur Aufhebung des Patrimonialgerichtes im
Jahre 1852 mit der Geschichte der Ort-
schaft verbunden.
Eine neue Kirche wurde 1753 bis 1755
nach dem Abbruch des Vorgängerbaues an
gleicher Stelle, KIRCHWEHRENER RING 6,
errichtet. Der untere Teil des Westturmes
auf quadratischem Grundriß mit Pyramiden-
helm ist von dem mittelalterlichen Bau erhal-

ten. Die heute verputzte, rechteckige Saal-
kirche mit Dreiachtelabschluß im Osten wur-
de in Bruchstein mit Eckquaderung erbaut.
Der durch eine waagerechte Decke ge-
schlossene Innenraum wird durch flachbogi-
ge, hohe Fenster mit Sandsteingewänden
belichtet. Von 1755 stammt der hölzerne
Kanzelaltar von dem Hannoverschen Bild-
hauer Johann Friedrich Zieseniß.
In direkter Nachbarschaft der Kirche, KÜ-
STERSTRASSE 13, ist die ehemalige kleine
Dorfschule in Ziegel aus der Zeit um 1880
erhalten. Sie wird als Dorfkühlhaus genutzt.
Ebenfalls in Ziegel, in den Proportionen
eines Hallenhauses in Vierständerbauweise,
wurde das Gebäude OSTERENDE 8 im Jah-
re 1897 erstellt. Der zum Osterende hin
orientierte Wirtschaftsgiebel ist durch Ge-
schoßgesims, tropfenförmiges Giebelge-
sims, schmale Fensteröffnungen mit Drei-
ecksabschluß im Giebeldreieck und rund-
bogige Fenster- und Türöffnungen auf der
Straßenfassade gegliedert.
Ortskarte Seite 142/143

SEELZE-LATHWEHREN

Die Ortschaft Lathwehren wurde erstmals
1315 als Latwegherden urkundlich erwähnt.
Damals erlebte die kleine Ortschaft eine
Siedlungserweiterung. In dem ehemals von
alten Fachwerkhäusern dicht bestandenen
Ortskern begann in den letzten Jahren eine
verstärkte Um- und Neubautätigkeit. Beson-
ders einschneidend waren die Abrisse am
dorfplatzähnlichen Kreuzungsbereich Zum
Röselhof 7 und 9, Fachwerkbauten von
1766 und aus dem 17.Jh. An diesem Kreu-
zungsbereich steht ein kleines Fachwerkge-
bäude AUF DEM RADE 2, das zu Beginn
des 19. Jh. errichtet und um 1900 umge-
baut wurde. Das vermutlich früher als Schul-
haus genutzte Gebäude ist durch seine
Stellung von besonderer städtebaulicher
Bedeutung. Es ist Bestandteil einer Gruppe
baulicher Anlagen, die im Nordwesten
durch eine traufständige Querdurchfahrts-
scheune in Fachwerk von 1842 mit leicht
zurückgesetztem Hallenhaus in Ziegelbau-
weise GEORGSTRASSE 13 von 1904 be-
grenzt wird. Im Süden schließt sich die Rei-
he von Höfen mit Hallenhäusern und Scheu-


Kirchwehren, Kirchwehrener Ring 6, Kirche, 1753-55

Kirchwehren, Osterende 8,
Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1897


Kirchwehren, Küsterstraße 13,
ehem. Schule, 1880


nengebäuden, die mit ihren Giebeln zur
Straße Auf dem Rade orientiert sind. Von
besonderem städtebaulichen Wert sind die
Bauten der Hofanlage AUF DEM RADE 4.
Die beiden in der Tiefe gestaffelten Giebel
des Haupthauses und der Längsdurch-
fahrtsscheune grenzen die Gesamtheit bau-
licher Anlagen nach Südwesten hin ab. Das
Wohnwirtschaftsgebäude in Vierständer-
bauweise ist im Dielentorbalken datiert
1807. Die lange Traufseite der Scheune
begleitet den nach Süden führenden Pog-
genhuhnweg. Hier stehen die Haupthäuser
von drei Hofstellen dicht nebeneinander.
Das älteste, Poggenhuhnweg 5, ist datiert
1757. Recht gut erhalten ist das Gebäude
POGGENHUHNWEG 4 von 1796. Durch die
Umnutzung zu Wohnzwecken konnte es vor
dem Verfall gerettet werden.
Auch der südliche Bereich der Georgstraße
ist von den Proportionen des Niederdeut-
schen Hallenhauses und den Scheunen un-
ter Satteldach mit roten Tonpfannen be-
stimmt. Auffallend sind in diesem Teil der
Ortschaft die auf den alten Hofstellen vor-
handenen kleinen Altenteiler in Vierständer-
bauweise, die vorwiegend aus der ersten
Hälfte des 19. Jh. stammen. Ein in seiner
Ursprünglichkeit vollständig erhaltenes Bau-
werk ist der auf fast quadratischem Grund-
riß erstellte schlichte Vierständer unter Sat-
teldach mit Halbwalm über dem Wohngie-
bel in der GEORGSTRASSE 2 aus der Mitte
des 19. Jh.
Frühzeitig begann in Lathwehren der Ersatz
der Fachwerkgebäude durch massive Zie-
gelbauten, sicher bedingt durch die Ziegel-
fabrik, die schon ca. Mitte des 19. Jh. am
Waldrand zwischen Kirchwehren und Lath-
wehren bestand. Einer der ältesten Ziegel-
bauten ist das Haupthaus in der Stemmer
Straße 19. Zusammen mit weiteren kleinen
Hofanlagen liegt es im westlichen Sied-
lungssplitter. Der sonst schlichte Bau ist mit
kleinen Ziegelziersetzungen im Wirtschafts-
giebeldreieck versehen.

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