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Das kleine Haufendorf hat neben dem Eh-
renmal ZUM RIESSENFELDE nur ein Denk-
mal aufzuweisen. Es ist das wohl älteste
Haus in der Ortschaft an der HANNOVER-
SCHE STRASSE 1. Im Dielentorbalken trägt
es die Jahreszahl 1767. Der Vierständerbau
in Fachwerk wurde als Zollstation errichtet.
Das Dielentor ist mit einer Inschrift verse-
hen. Das Giebeltrapez des Wirtschaftsgie-
bels kragt über Balkenstummeln und Gie-
belschwellbalken leicht vor. Ein kräftiges
Andreaskreuz sorgt für die Aussteifung. Der
Wirtschaftsgiebel unter Halbwalmdach mit
z.T. vermauertem Dielentor ist mit roten Zie-
geln ausgefacht. Die straßenseitige Traufe
ist leider mit Asbestzementplatten ver-
hängt. Darunter verbirgt sich jedoch die alte
Außenwandgliederung des auf der Nordsei-
te Evestorfs ortsbildprägenden Baudenk-
mals.
Ortskarte Seite 170/171

WENNIGSEN-HOLTENSEN

Folgt man der B 217 von Springe in Rich-
tung Hannover zwischen dem Süllberg und
den Ausläufern des Deisters, so erblickt
man nach einigen Kurven unterhalb des
Deisterpasses am Steinkrug die rote Dach-
landschaft Holtensens, überragt von dem
spitzen Turm der Kirche und dem Astwerk
der alten Bäume, die den Kirchhof umste-
hen. Das als lockere Haufensiedlung wäh-
rend der sächsischen Rodungen beider-
seits eines kleinen Baches in der Zeit zwi-
schen 500-800 entstandene Dorf wurde
1226 erstmals als Holthusen erwähnt. Wann
die Ortschaft genau entstanden ist, wissen
wir nicht. Wie bedeutend Holtensen schon
in früher Zeit war, ist daran erkennbar, daß
umliegende Dörfer wie Bredenbeck, Eves-
torf und Wennigerode in Holtensen einge-
pfarrt waren, dessen Kirche 1329 als Pfarr-
kirche erwähnt wurde. Sie gehörte ab 1331
zum Kloster in Wennigsen und bis zur Refor-
mation zum Bistum Minden.
In bevorzugter Lage, auf einer kleinen An-
höhe, liegt inmitten des alten Kirchhofes die
ev. Pfarrkirche LINDERTER STRASSE 13.
Von der 1120 erstmals urkundlich erwähn-
ten Kirche besteht der in Bruchsteinmauer-
werk auf quadratischem Grundriß errichtete
Turm unter später erneuertem achteckigen
Helm. Die Glockenstube ist vierseitig durch
Biforien mit eingestellten Säulchen unter
Würfelkapitellen geöffnet. Das dreijochige
Mittelschiff stammt vermutlich aus dem 14.
Jh. und wurde 1887 umgebaut. Damals
wurden der achteckige Chorabschluß, die
Kreuzarme, die Strebepfeiler und die Spitz-
bogenfenster ergänzt. Grabplatten des zu
dieser Zeit noch genutzten Kirchhofes wur-
den bei den Renovierungsarbeiten für die
Erhaltung des Mauersockels verwendet.
Die achteckig profilierten Gurtbögen und
Kreuzrippen des Mittelschiffes ruhen auf
konsolartig abgearbeiteten ehemaligen
Wandpfeilern und Kämpfern. Erwähnens-
wert sind die Reste der Gewölbemalereien
aus dem 15. Jh., das Bronzekruzifix aus
dem 12. Jh., der Altar mit barocken Resten
und die Holzkanzel von 1698.

Die ursprüngliche Struktur des als Haufen-
dorf angelegten alten Ortskernes ist gut
erkennbar. Die Veränderungen des Ortsbil-
des erfolgten nicht erst in den Jahren nach
dem letzten Weltkrieg, sondern sie began-
nen bereits Ende des vergangenen Jahr-
hunderts, als mit dem Bau einer Ziegelei in
Holtensen die Ziegelbauweise wirtschaftli-
cher wurde und das Fachwerk verdrängte.
Die baulichen Eingriffe und Einfamilienhaus-
ergänzungen im alten Ortskern entlang der
Straße Im Hückedal in der Nachbarschaft
alter, wertvoller Bausubstanz ist besonders
auffallend.
Von städtebaulicher Bedeutung ist das
Haupthaus der Hofanlage IM HÜCKEDAL
13, das als zweistöckiger Vierständerbau
mit verputzten Gefachen mit höhergezoge-
nem Wohnteil zu Beginn des 19. Jh. erbaut
wurde. Die rechte Traufe und das Kammer-
fach wurden später verändert. Die durch
die längsrechteckigen Gefache erzielte la-
gerhafte Wirkung des Wirtschaftsgiebels
wird z.T. durch die langen Windstreben zwi-
schen Fußschwelle und Außenwandrähm
wieder aufgehoben. Die Windstreben im

Giebeldreieck heben noch deutlicher die
Höhe des steilen Wirtschaftsgiebels her-
vor.
Die Entwicklung der Siedlungs- und Land-
wirtschaftsgeschichte Holtensens ist durch
die Bauwerke der Hofanlage IM HÜCKEDAL
21 sehr gut dokumentiert. Die unregelmäßi-
ge, dreiseitig umschlossene Hofanlage wird
im Osten durch den im Giebeltrapez mit
Ziegeln behängten Wirtschaftsgiebel des
ehemaligen Haupthauses, ein Vierständer-
bau, begrenzt. Südlich wird der Hof flankiert
von einer Längsdurchfahrtsscheune in
Fachwerk mit ausgemauerten Gefachen
aus dem Jahre 1849. Das recht bescheide-
ne, eingeschossige Wohnhaus in Ziegel-
bauweise unter Satteldach mit mittigem Er-
ker aus der Zeit um die Jahrhundertwende
schließt den Hof im Norden ab. Die Außen-
wandflächen tragen die üblichen Schmuck-
elemente wie Ecklisenen und umlaufendes
Hauptgesims.
Nahe bei der Kirche ist die langgestreckte
Scheune unter Halbwalmdach mit roten
Hohlpfannen der Hofanlage LINDERTER
STRASSE 7 zu erwähnen. Die in unregelmä-

Holtensen, Linderter Straße 13, Kirche


Holtensen, Im Hückedal 21,
Wohnhaus, Jahrhundertwende


Holtensen, Linderter Straße 14,
Scheune, 1833


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