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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0185
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große Selbständigkeit, so dass eine damalige
Zugehörigkeit zum Kirchspiel Burgwedels nicht
zu beweisen ist; erst 1583 bestätigte ein
Visitationsprotokoll die kirchliche Zugehörigkeit
und Unterordnung.
Fuhrberg entwickelte sich als kleines Haufen-
dorf (1586: 12 Halbhöfe, 24 Kötner; 1780/81:
42 Feuerstellen) nördlich des weitläufigen Sprill-
geheges, des herzoglichen Jagdreviers, das
der Herzog im 17.Jh. durch heute noch sicht-
bare Wälle umhegen, mehrfach erneuern und
durch einen Holzvogt und etliche Hilfskräfte ver-
walten ließ. Dass der Holzvogt wie auch sein
Nachfolger einen abgabenfreien Hof im Ort
erhielt, wird die Stellung Fuhrbergs weiterhin
entscheidend gefördert haben.
Die Fuhrberger Bauernschaft lebte hingegen
von und mit der gegen Norden angrenzenden
Heide-Moorlandschaft, von der Plaggenwirt-
schaft und der Bienenzucht. Die 1770 verzeich-
neten Zahlen von 1735 in der Heide weidenden
Schafen, die durch ihren Verbiss das Keimen
der honigenden Jungtriebe der Heidegewächse
förderten, und 138 Bienenstöcken verdeut-
lichen die Bedeutung der Siedlungslage in der
Nähe des Moores. Auch nach der vornehmlich
im Fuhrberger Gebiet intensivierten Aufforstung
der Heideflächen und dem Bedeutungsverlust
der Schafe als Düngerlieferant verfügte Fuhr-
berg noch um 1900 über 15 Bienenzäune mit
immerhin 353 Völkern. Daneben florierte der
Ackerbau und die Rinderzucht, die allerdings
um 1770 mit 608 Rindern ihren Höhepunkt

Fuhrberg, Kurhannoversche Landesaufnahme, aufgen. 1780, Ausschnitt (Landesvermessung und Geobasis-
information Niedersachsen)


erlebte; vergleichbare Zahlen wurden erst wie-
der um 1900 erreicht. Die Industrialisierung
fasste in Fuhrberg vergleichsweise bescheiden
Fuß; so eröffnete 1907 eine Holzwarenfabrik K.
Scheidemann, während sich eine Dampfsä-
gerei bereits um 1885 etablierte. Im frühen
20.Jh. lockte die Heideblütezeit die Städter aus
dem nahen Hannover auf das Land und vor-
nehmlich zur „Waldsiedlung” Fuhrberg, wo am
Hohlenmoorsee eine Gastwirtschaft mit Kaffee-
garten aufblühte. Der Ort profitierte vom Flair
der Heidelandschaft und dem starken Tou-
ristenzustrom, der am Würmsee (oder Hoh-
lenmoorsee) eine Wochenendhüttensiedlung
entstehen ließ.
Schließlich erhöhte sich durch die Zuwan-
derung der Heimatvertriebenen 1952 die Ein-
wohnerzahl auf das Doppelte (1476 Einw.), wei-
tere Zuwächse setzten um 1961 ein. Bis heute
hat sich der historische Kernort vornehmlich in
nordöstlicher und nordwestlicher Richtung
erweitert.
Die den Ort in ostwestlicher Richtung durch-
kreuzende, stark frequentierte Hauptverkehrs-
achse der Celler- bzw. Mellendorfer Straße hat
den räumlichen Zusammenhalt Fuhrbergs deut-
lich geschwächt. Vornehmlich im nördlichen
Teil, dem Quartier im Umfeld der Kirche und
nahe der angrenzenden Felder, war man
bemüht, durch Verkehrsberuhigung und Teil-
pflasterung den bäuerlichen Charakter des von
Eichen bestandenen Areals zu wahren. Kern
dieser Ansiedlung ist die heutige Fuhrberger
„Ludwig-Harms-Kirche”, 1769 als Kapelle
erbaut.

Fuhrberg, An der Kirche 4, Kapelle, Blick von Südwesten

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