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Reformation

1529 wurde Göttingen lutherisch, von hieraus griff die Reformation auch auf die
umliegenden Dörfer über. 1531 wurden das Pauliner- und das Barfüßerkloster ver-
lassen. Die Stadt trat dem Schmalkaldischen Bund bei; sie erreichte 1533 die
Gewährung derfreien Ausübung des Evangeliums. Erichs Frau Elisabeth von Bran-
denburg konvertierte 1538 zum lutherischen Glauben und führte ihn nach dem Tod
ihres Mannes (1540) als Regentin ab 1542 im gesamten Fürstentum Calenberg/
Göttingen ein. Die Kirchen- und Klostergüterwurden eingezogen und ais zweckge-
bundenes Staatsvermögen im Sinne der Stifter als Fond für kirchliche, wohltätige
und kulturelle Einrichtungen fortgeführt. In Göttingen erhielt sich die Verwaltung
der Gelder und Güter der Hospitäler durch den Rat - bis auf eine Unterbrechung im
17./18. Jh.
Die Dörfer und die Stadt blieben lutherisch. Im 18. Jh. wurden jedoch auch andere
Konfessionen zugelassen: ab 1713gab es reformierte und ab 1747 katholische Got-
tesdienste. 1752/53 wurde an der Untere Karspüle in Göttingen auf Betreiben des
Schweizer Mediziners Professor Albrecht von Haller eine reformierte Kirche
gebaut. 1787/89 entstand an der Kurze Straße die katholische St. Michaels-Kirche.
Schulen
Mit der Reformation ging in vielen Orten die Gründung von Schulen einher. In Göt-
tingen entstanden Gemeindeschulen, die bei den Kirchen lagen, und das Pädago-
gium in den Gebäuden des ehemaligen Paulinerklosters (1542; 1586 neugegrün-
det; mit Einrichtung der Universität 1734 aufgehoben); sein Unterhalt wurde durch
die Einkünfte des Kaland bestritten. In einigen Dörfern gründete man sogenannte
Küsterschulen (z. B. in Weende, erwähnt 1588; Knutbühren, Erwähnung eines Leh-
rers 1695).
Am 26.5.1845 erließ Ernst August für das Königreich Hannover das „Gesetz das
christliche Volksschulwesen betreffend”, das den Besuch einer Volksschule für
jedes Kind vom 6. Lebensjahr an obligatorisch machte. 1876 wurde in Göttingen
das Schulwesen reorganisiert, es entstand das staatliche dreigliedrige
Schulsystem. In der Folge baute man in fast allen Dörfern Volksschulen.
Neben den staatlichen Schulen erhielt sich in Göttingen die 1772 gegründete
katholische Konfessionsschule (Bonifatius-Schule), während die 1753 gegründete
reformierte Schule verschwunden ist.
Zur landschaftlichen Gliederung und zur Siedlungsform siehe: Übersichtskarte
Stadt Göttingen, Kartenteil.

Baugeschichtlicher Überblick
Auf dem heutigen Gebiet der Stadt Göttingen hatten es Einwohner und Öffentlich-
keit in der mindestens siebenhundertjährigen Geschichte mit zahlreichen unter-
schiedlichen Bauaufgaben zu tun: Der Bogen spannt sich vom Wohnhaus zum
Sakralbau, vom bäuerlichen Anwesen zum Universitätsgebäude, von Befesti-
gungsanlagen zu Mühlen. DerHaupttext befaßt sich im einzelnen mit den denkmal-
werten Gebäuden. Diese Einleitung will lediglich eine Gesamtschau über die ver-
schiedenen wichtigsten Bautypen bieten, ohne Besonderheiten zu berücksichti-
gen.
Aufgrund der geschichtlichen Entwicklung findet sich in Göttingen - bis auf den
Hardenbergschen Hof (Ritterplan 7) - kein Adelssitz oder Stadtpalais. Vergleicht
man die Stadt mit anderen Großstädten, fällt auf, wie bürgerlich die Göttinger
Architektur immer war. Das Göttinger Wohnhaus ist ein Bürgerbau und - bis auf
wenige prachtvolle Exemplare des 16. Jh. - beherrscht von einer gewissen nüch-
ternen Zurückhaltung in der Fassadengestaltung. Extravaganzen leistete man sich
selbst im ausgehenden 19,/frühen 20. Jh. selten. Aus dieser Tradition zieht die Stadt
an jenen Stellen, wo neuere Entwicklungen das Bild noch nicht zerstörten, ihre
wohlausgewogenen Proportionen und die Einheitlichkeit, in den Sakralbauten und
öffentliche Gebäude Akzente setzen.

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