Nach den Kriegsverlusten in Hildesheim ist das
Eickesche Haus im norddeutschen Raum ein her-
ausragendes Beispiel für die Bildwelt der protes-
tantisch geprägten Renaissance am Vorabend
des Dreißigjährigen Krieges.
Unter den nach 1826 errichteten Wohnhäusern
ist das ehemalige Gasthaus „Zum Goldenen
Löwen“, Marktstraße 27, an der Ecke zur Alten-
dorfer Straße besonders erwähnenswert. Errich-
tet über drei großen Braustellen bildet das Eck-
haus mit dem markanten Portikus als Diagonal-
erschließung zusammen mit dem gegenüberlie-
genden Eckhaus Benser Straße 1 eine städte-
baulich hervorgehobene Portalsituation zur Alten-
dorfer Straße. Das größte der Einbecker Gast-
häuser löste den „Kronprinzen“ am Marktplatz als
erstes Haus am Platze ab. Der ehemalige Saal
wurde nicht separat als eigenständiger Bauteil wie
bei der Traube (vgl. Hausstellenkatalog Altendor-
fer Straße 13) angebaut, sondern aufgrund der
ungünstigen Ecklage über zwei Geschosse in das
Obergeschoss zur Altendorfer Straße gelegt. Der
in seiner Grundfläche 17,0 x 9,0 m messende Saal
wurde erst nach Aufgabe der Hotelnutzung 1979
verbaut. Der späthistoristische Schieferbehang
von 1894 unterstreicht die besondere städtebau-
liche Bedeutung des Eckhauses.
Maschenstraße
Kirchspiel/Lage: im Verlauf des ehemaligen Alt-
stadtgrabens bogenförmiger Straßenzug zwi-
schen Marktstraße und Tiedexer Tor im Markt-
kirchspiel
Stadtplan Hallensen (1750): „die Maschen Straße“
Stadtplan Habermaltz (1814): „die Maschen Stra-
ße“
Hausnummernplan (1843): „die Maschen Straße“
Hausnummernplan (1873): „Maschen Strasse“
Adressbuch (1899/1900): Maschenstraße
Erstmalige Erwähnung in den Schriftquellen: als
„Maszekenstrade“ 1313 (Feise, 1913, S. 35; Rei-
se, 1959, Urkunde 113, S. 27)
Die auf voller Länge im Münsterkirchspiel liegende
Maschenstraße in Verlängerung der Knochenhau-
erstraße wird in einem Bogen bis zur Tiedexer Stra-
ße geführt. Der Bogen nimmt Bezug auf einen
Knick in der Stadtmauer zwischen Maschenstra-
ße 47 und Hullerser Mauer 17. Die beiden Mauer-
straßen, die Hullerser Mauer und das nordwestli-
che Ende der Maschenstraße, treffen an einer klei-
nen, platzartigen Aufweitung mit dem östlichen Teil
der Maschenstraße zusammen. Die Straße wurde
daher bereits frühzeitig als Hinweis auf eine ältere
Vorgängerbefestigung der Marktsiedlung aus dem
Das Hotel „Goldener Löwe“ in seinen besten Tagen mit späthistoristischer Verkleidung in Schiefer, StAE
Blick in die Marktstraße aus der Benser Straße nach Norden mit Hausbestand von 1827, um 1910, StAE
12. Jahrhundert gewertet. In Fortführung des
archäologisch nachgewiesenen Altstadtgrabens
nördlich der Knochenhauerstraße ist mit einem
entsprechenden Verlauf in der Maschenstraße zu
rechnen. Auf Höhe von Maschenstraße 30/32 und
Hullerser Mauer 17 querte der Altstadtgraben ver-
mutlich den heutigen Straßenverlauf, um auch
nach Bau der Stadtmauer im 13. Jahrhundert als
Stadtgraben weiter in Richtung Tiedexer Tor
geführt zu werden. Die Hausstellen an der Süd-
seite der Maschenstraße reichen bis an den ehe-
maligen Dreckgraben auf der Grenze zum Neu-
städter Kirchspiel. Der im Kern spätmittelalterliche
Anbau an Maschenstraße 9 steht bereits über dem
ehemaligen Entwässerungs- und Abwassergra-
ben. In der Straße ist eine kleinteilige Parzellierung
mit einem dichten Hausbestand bis heute erhalten.
Im Gegensatz zu den Hauptstraßen wurden hier
nicht im 18. und 19. Jahrhundert Hausstellen
zusammengelegt. Stattdessen erfolgte 1869 und
1907 eine Nachverdichtung auf den beiden Gar-
tengrundstücken von Maschenstraße 9 und Tie-
dexer Straße 29. Es entstanden mit Maschen-
straße 13-19 und Maschenstraße 34-44 jeweils
eine kleinbürgerliche Reihenhauszeile. Die Neu-
bauten wurden hinter die historische Baulinie um
0,5 bis 1,5 m zurückgelegt, um die schmale Stra-
ße aufzuweiten. Unter den 34 historischen Haus-
stellen waren im 18. Jahrhundert die Braustellen mit
nur zehn Vertretern den Kothstellen mit 24 zah-
lenmäßig unterlegen. Eine rege Neubautätigkeit im
westlichen Teil der Straße in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts macht deutlich, dass die Rand-
bereiche abseits der großen Torstraßen in der Wüs-
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Eickesche Haus im norddeutschen Raum ein her-
ausragendes Beispiel für die Bildwelt der protes-
tantisch geprägten Renaissance am Vorabend
des Dreißigjährigen Krieges.
Unter den nach 1826 errichteten Wohnhäusern
ist das ehemalige Gasthaus „Zum Goldenen
Löwen“, Marktstraße 27, an der Ecke zur Alten-
dorfer Straße besonders erwähnenswert. Errich-
tet über drei großen Braustellen bildet das Eck-
haus mit dem markanten Portikus als Diagonal-
erschließung zusammen mit dem gegenüberlie-
genden Eckhaus Benser Straße 1 eine städte-
baulich hervorgehobene Portalsituation zur Alten-
dorfer Straße. Das größte der Einbecker Gast-
häuser löste den „Kronprinzen“ am Marktplatz als
erstes Haus am Platze ab. Der ehemalige Saal
wurde nicht separat als eigenständiger Bauteil wie
bei der Traube (vgl. Hausstellenkatalog Altendor-
fer Straße 13) angebaut, sondern aufgrund der
ungünstigen Ecklage über zwei Geschosse in das
Obergeschoss zur Altendorfer Straße gelegt. Der
in seiner Grundfläche 17,0 x 9,0 m messende Saal
wurde erst nach Aufgabe der Hotelnutzung 1979
verbaut. Der späthistoristische Schieferbehang
von 1894 unterstreicht die besondere städtebau-
liche Bedeutung des Eckhauses.
Maschenstraße
Kirchspiel/Lage: im Verlauf des ehemaligen Alt-
stadtgrabens bogenförmiger Straßenzug zwi-
schen Marktstraße und Tiedexer Tor im Markt-
kirchspiel
Stadtplan Hallensen (1750): „die Maschen Straße“
Stadtplan Habermaltz (1814): „die Maschen Stra-
ße“
Hausnummernplan (1843): „die Maschen Straße“
Hausnummernplan (1873): „Maschen Strasse“
Adressbuch (1899/1900): Maschenstraße
Erstmalige Erwähnung in den Schriftquellen: als
„Maszekenstrade“ 1313 (Feise, 1913, S. 35; Rei-
se, 1959, Urkunde 113, S. 27)
Die auf voller Länge im Münsterkirchspiel liegende
Maschenstraße in Verlängerung der Knochenhau-
erstraße wird in einem Bogen bis zur Tiedexer Stra-
ße geführt. Der Bogen nimmt Bezug auf einen
Knick in der Stadtmauer zwischen Maschenstra-
ße 47 und Hullerser Mauer 17. Die beiden Mauer-
straßen, die Hullerser Mauer und das nordwestli-
che Ende der Maschenstraße, treffen an einer klei-
nen, platzartigen Aufweitung mit dem östlichen Teil
der Maschenstraße zusammen. Die Straße wurde
daher bereits frühzeitig als Hinweis auf eine ältere
Vorgängerbefestigung der Marktsiedlung aus dem
Das Hotel „Goldener Löwe“ in seinen besten Tagen mit späthistoristischer Verkleidung in Schiefer, StAE
Blick in die Marktstraße aus der Benser Straße nach Norden mit Hausbestand von 1827, um 1910, StAE
12. Jahrhundert gewertet. In Fortführung des
archäologisch nachgewiesenen Altstadtgrabens
nördlich der Knochenhauerstraße ist mit einem
entsprechenden Verlauf in der Maschenstraße zu
rechnen. Auf Höhe von Maschenstraße 30/32 und
Hullerser Mauer 17 querte der Altstadtgraben ver-
mutlich den heutigen Straßenverlauf, um auch
nach Bau der Stadtmauer im 13. Jahrhundert als
Stadtgraben weiter in Richtung Tiedexer Tor
geführt zu werden. Die Hausstellen an der Süd-
seite der Maschenstraße reichen bis an den ehe-
maligen Dreckgraben auf der Grenze zum Neu-
städter Kirchspiel. Der im Kern spätmittelalterliche
Anbau an Maschenstraße 9 steht bereits über dem
ehemaligen Entwässerungs- und Abwassergra-
ben. In der Straße ist eine kleinteilige Parzellierung
mit einem dichten Hausbestand bis heute erhalten.
Im Gegensatz zu den Hauptstraßen wurden hier
nicht im 18. und 19. Jahrhundert Hausstellen
zusammengelegt. Stattdessen erfolgte 1869 und
1907 eine Nachverdichtung auf den beiden Gar-
tengrundstücken von Maschenstraße 9 und Tie-
dexer Straße 29. Es entstanden mit Maschen-
straße 13-19 und Maschenstraße 34-44 jeweils
eine kleinbürgerliche Reihenhauszeile. Die Neu-
bauten wurden hinter die historische Baulinie um
0,5 bis 1,5 m zurückgelegt, um die schmale Stra-
ße aufzuweiten. Unter den 34 historischen Haus-
stellen waren im 18. Jahrhundert die Braustellen mit
nur zehn Vertretern den Kothstellen mit 24 zah-
lenmäßig unterlegen. Eine rege Neubautätigkeit im
westlichen Teil der Straße in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts macht deutlich, dass die Rand-
bereiche abseits der großen Torstraßen in der Wüs-
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