Nachträglicher Zuruf an das Jahr
o Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- mTpo „ „ - Erscheine» wöchentlich ein Mal. SubscnpNonS-^^,,^
1858 bei seinem Regierungsantritte.
I ist dem Regenten unserer Tage, ist Dir, Du Jahr 1858
I aufbcwahrt!
Das Vertrauen der Untcrthancn ist das wahre Lcbens-
^ Prinzip einer Regierung. Das erste Unterpfand jenes Ver-
; trauens ist das Gefühl, zu einer Zeit, wie die gegenwärtige,
mit ehrfurchtsvoller Frcimüthigkeit zum Monarchen reden zu
dürfen. Fern sei von uns die thörichtc Anmaßung, Deinen
Regierungsplänen vorgrcifen zu wollen, aber ein bescheidener
Blick auf die wichtigsten Zweige Deiner Verwaltung, ein pa-
triotischer Wunsch, der einen solchen Blick natürlich begleitet,
ein treuer Ausdruck deffcn, was die Geringeren des Volks
dunkel, die Gebildeten deutlicher denken, das sind die ersten
Lebenszeichen, welche die Morgcnröthc Deiner neuen Regierung
beleuchten, das sind die ersten Frcudengesänge, womit eine
Nation ihren neuen Herrscher begrüßen muß.
ir, Du Jahr 1858, das
als Erbe Deiner glorreichen
Vorfahren, den Thron der
Zeit besteigt, Dir schließen
sich alle Herzen auf. Neue
Lebenskraft geht von Dir
aus und neue Lebenslust rinnt
durch alle Zweige Deines
Reichs. Zwar kennt Nie-
mand Deinen Ursprung und
man weiß nichts von Deiner
Vergangenheit, aber Niemand bezweifelt Deine Legitimität.
Dein Volk wünscht, hofft, vertraut. So verschieden die In-
teressen und Bedürfnisse der Einzelnen sind, um so schwerer
wird cs, Allen zu gefallen. Gut zu rcgirrcn war stets ein
schwieriges Amk.
Die Putzhändlcr und Gartenbesitzer bitten dringend um
schönes — Schuhmacher, Fiaker, Parapluiefabrikantcn verlangen
schlechtes Wetter, die armen Leute bitten um milden — bie
Pclz- und Holzhändlcr um strengen Winter; die Restaurants,
Austern- und Weinhändlcr wünschen ihren Gästen Gesundheit
und regen Appetit, die Acrztc und Apotheker Magenverdrrbniß
und Grippe; Künstler und Handwerker bitten um Frieden,
Advokaten um Streit, Soldaten und Lieferanten um Krieg.
In dem großen Momente Deines Regierungs-Antritts
schmelzen die Wünsche dennoch gewissermaßen in Eins zusam-
men, es ist das Wohl des Ganzen, wovon jedes patriotische,
selbst jedes eigennützige Gcmüth das seinige hofft. Es ist die
allgemeine Sehnsucht nach der Fortdauer der Sicherheit, der
Gerechtigkeit und des Friedens, besonders aber ist es das
Aufblühen des Nationalwohlstandes, in dem sich jeder einzelne
Wunsch verliert. Der Triumph, dies Ziel zu erreichen,
'nscr Ziel ist das Deine,
cs ist die Zukunft. Wir
gehen ihr mit jugendlichem
Muthe und jugendlichen
Hoffnungen entgegen. Du
wirst uns ein huldreiches
Gehör nicht versagen, wenn
wir cs wagen, einen Thcil
dieser Hoffnungen und
Wünsche auszusprechen.
Nicht sind cs Wünsche,
wie sic heut Mancher, der
unter dem schwarzen Leibrock die Lüge im Herzen ver-
birgt, Manchem bringt. Wir kennen nur eine Art, Mon-
archen zu verehren und ihnen zu dienen, die, daß wir sie
für würdig halten, die Wahrheit zu vernehmen. Darum höre
uns an:
3
o Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- mTpo „ „ - Erscheine» wöchentlich ein Mal. SubscnpNonS-^^,,^
1858 bei seinem Regierungsantritte.
I ist dem Regenten unserer Tage, ist Dir, Du Jahr 1858
I aufbcwahrt!
Das Vertrauen der Untcrthancn ist das wahre Lcbens-
^ Prinzip einer Regierung. Das erste Unterpfand jenes Ver-
; trauens ist das Gefühl, zu einer Zeit, wie die gegenwärtige,
mit ehrfurchtsvoller Frcimüthigkeit zum Monarchen reden zu
dürfen. Fern sei von uns die thörichtc Anmaßung, Deinen
Regierungsplänen vorgrcifen zu wollen, aber ein bescheidener
Blick auf die wichtigsten Zweige Deiner Verwaltung, ein pa-
triotischer Wunsch, der einen solchen Blick natürlich begleitet,
ein treuer Ausdruck deffcn, was die Geringeren des Volks
dunkel, die Gebildeten deutlicher denken, das sind die ersten
Lebenszeichen, welche die Morgcnröthc Deiner neuen Regierung
beleuchten, das sind die ersten Frcudengesänge, womit eine
Nation ihren neuen Herrscher begrüßen muß.
ir, Du Jahr 1858, das
als Erbe Deiner glorreichen
Vorfahren, den Thron der
Zeit besteigt, Dir schließen
sich alle Herzen auf. Neue
Lebenskraft geht von Dir
aus und neue Lebenslust rinnt
durch alle Zweige Deines
Reichs. Zwar kennt Nie-
mand Deinen Ursprung und
man weiß nichts von Deiner
Vergangenheit, aber Niemand bezweifelt Deine Legitimität.
Dein Volk wünscht, hofft, vertraut. So verschieden die In-
teressen und Bedürfnisse der Einzelnen sind, um so schwerer
wird cs, Allen zu gefallen. Gut zu rcgirrcn war stets ein
schwieriges Amk.
Die Putzhändlcr und Gartenbesitzer bitten dringend um
schönes — Schuhmacher, Fiaker, Parapluiefabrikantcn verlangen
schlechtes Wetter, die armen Leute bitten um milden — bie
Pclz- und Holzhändlcr um strengen Winter; die Restaurants,
Austern- und Weinhändlcr wünschen ihren Gästen Gesundheit
und regen Appetit, die Acrztc und Apotheker Magenverdrrbniß
und Grippe; Künstler und Handwerker bitten um Frieden,
Advokaten um Streit, Soldaten und Lieferanten um Krieg.
In dem großen Momente Deines Regierungs-Antritts
schmelzen die Wünsche dennoch gewissermaßen in Eins zusam-
men, es ist das Wohl des Ganzen, wovon jedes patriotische,
selbst jedes eigennützige Gcmüth das seinige hofft. Es ist die
allgemeine Sehnsucht nach der Fortdauer der Sicherheit, der
Gerechtigkeit und des Friedens, besonders aber ist es das
Aufblühen des Nationalwohlstandes, in dem sich jeder einzelne
Wunsch verliert. Der Triumph, dies Ziel zu erreichen,
'nscr Ziel ist das Deine,
cs ist die Zukunft. Wir
gehen ihr mit jugendlichem
Muthe und jugendlichen
Hoffnungen entgegen. Du
wirst uns ein huldreiches
Gehör nicht versagen, wenn
wir cs wagen, einen Thcil
dieser Hoffnungen und
Wünsche auszusprechen.
Nicht sind cs Wünsche,
wie sic heut Mancher, der
unter dem schwarzen Leibrock die Lüge im Herzen ver-
birgt, Manchem bringt. Wir kennen nur eine Art, Mon-
archen zu verehren und ihnen zu dienen, die, daß wir sie
für würdig halten, die Wahrheit zu vernehmen. Darum höre
uns an:
3
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Nachträglicher Zuruf an das Jahr 1858 bei seinem Regierungsantritte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Geschichte 1858
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 28.1858, Nr. 655, S. 17
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg