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Bestellungen werden in >rtle» Pu ch> und Knust' w -0 Erscheinen wöchentlich. Snl'seriviinnopieic! vvvnr ,ru

111. Handlungen, sowie von allen Postämtern und gM ' MW d _1L o snr den Band von 24 Nnininer» 3sl. aal,-. od. "lrV lll,

Zeitn»gsexpeditionen angenoininen._ - Rthlr. Einzelne Niuninecn kosten >2 kr. od. -t Sgr.

Der erste Eindruck.

„Ich liebe Dich !" jauchzte Arthur, sein Mädchen stürmisch
au sich pressend, indem er den ersten Kuß von ihren keuschen
Lippen raubte.

„Dein ans ewig!" lispelte Therese, mit lieblichem Er-
röthen den Kuß sanft erwidernd.

Denn was würde es helfen, wenn wir erst unsern lieben
Lesern gegenüber lange damit hinter den Bergen halten und
cs machen wollten wie in den Romanen, >vo im einbändigen
jenes Geständnis; erst ans der hnndertzwanzigstcn und im
dreibändigen Romane nicht früher als ans der vierhnndertsten
Seite zu lesen ist. Nein, bei uns sollen sic es schon mit der
, ersten Zeile erfahren, daß sich Arthur und Therese eivig i
liebcir wollen.

Und doch ist cs ein so seltsames Ding mit dem kürzesten
aber inhaltsschwersten aller Geständnisse. Ich liebe Dich!
Das hört man Liebende iin Anfänge zehnmal in einem
Athem aussprechen; im Brautstände brauchen sie zu dem zehn-
maligen Geständniß schon eine Minute; in den ersten ,
Flitterwochen nach der Hochzeit kommt das Geständniß auf
eine Stunde zehnmal; noch einige Zeit später gesteht man !
sich die Liebe in einer ganzen Woche bloß zehn Mal! ans
das zweite Ehejahr kommen im Ganzen blos zehn Ge-
ständnisse derselben Art und weiterhin am Ende gar blos noch
ein einziges Geständniß der zärtlichen Liebe auf zehn Jahre.

Doch still hiervon, sonst sind unsre Augen von den A„-
griffen niedlicher Hände und ihrer Fingernägel nicht mehr-
sicher oder ein sentimentaler Liebhaber ans der ersten Periode
' trachtet uns vielleicht gar nach dem Leben.

Also Arthur und Therese liebten sich, was Niemand
mit besonderem Erstaunen erfüllen darf, denn sie >var eine
reizende Blondine und Arthurs verführerisch gedrehtes schwarzes !
Schnurrbärtchen war den Mädchenherzen fast so gefährlich, !
>vie der Angelhaken den Forellen.

Das Schlimmste bei der Liebe ist jedoch, daß zu einem
Bündniß zweier Herzen immer noch eine bald größere, bald
kleinere Menge anderer Leute gehören, die mehr oder weniger
in die Liebe, um die es sich gerade handelt, heinein zu reden
haben. Solche überflüssige oder wenigstens lästige Nebenper-
sonen gehören gewöhnlich dem Stande der Aeltern, Vor- >
mündcr, Tanten, Onkel oder sonstigen Familienmitgliedern an
und das betreffende Liebespaar kann cs als ein besonderes
Glück betrachten, meint die Anzahl dieser hinderlichen Neben- i
Personen möglichst gering oder möglichst gntmüthig ist.

Die Anzahl der verwandtschaftlichen Hindernisse war bei
Arthur und Therese äußerst gering, denn Arthur hatte gar
kcinc Angehörigen mehr und Therese besaß nur noch einen
Onkel, der gleichzeitig ihr Vormund war.

Onkel Bärmann lebte nicht an Theresens Wohnorte,
sondern er war Pastor in der nahen Residenzstadt, während
Therese in ihrem Geburtsorte bei einer achtbaren Familie
untergebracht war. Hier hatte auch Arthur ihre Bekannt- i
schaft gemacht und sich ihr Herz erobert. Bor den Angen j
jener Familie wurde jedoch die junge Liebe noch so geheim
als möglich gehalten. Sv glaubten wenigstens die beiden
Liebenden, bis die mütterliche Freundin Theresens ihre Pflege-
befohlene zu einem Geständnisse brachte.

lieber Arthurs eigentliche Verhältnisse war nur wenig
bekannt. Er war ein flotter, junger Mann voller Hoffnungen
und — Schulden. Aber was schadet das — die interessan-
testen Menschen haben stets Schulden, denn zu,,, Schulden-
machen gehört ein ansgebildetes Genie; zum Bezahlen hin-
gegen braucht man nicht die geringsten geistigen Anlagen zu
besitzen, sondern einzig und allein blos — Geld.

der allgemein verbreiteten Meinung, daß Therese ein
ansehnliches Vermögen besitze, fand Arthur einen anßcrordcnt-

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