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Vetter Andres.

(Fortsetzung.)

„Aber warum bist Du denn nicht noch dagcblieben, Vetter
Andres?" fragte die Frau Muhme einigermaßen beruhigt;
„ich sagte Dir doch, Du könntest wcgbleiben so lange cs Dir
gefiele?"

„Na! das war auch dankcnswcrth," erwiderte er. „Aber
wcnn's die Frau Muhme eigentlich wissen will, ich dachte, die
Frau Muhme hätte das Heimweh nach mir, und da nahm ich
mir »ach dem Abendbrot vor: „Du sollst Dich ganz in aller
Stille und ohne viel davon zu sprechen, aufmachen und zur
Frau Muhme nach Hause gehe»," und so bin ich denn mit
der Gottes Hülse wieder da und denke vor's erste nicht wieder
weg zu machen. Es gefällt mir eigentlich bei der Frau Muhme
am Besten."

Nun! das war nun nicht mehr zu ändern; die Frau
Muhme ergab sich darein. Vetter Andres selbst aber gefiel sich
in dem frisch überzogenen Frcmdenbette so wohl, daß er am
andern Morgen zwei Stunden länger schlief als gewöhnlich.
Als er sich denn endlich bei der Frau Muhme zum Kaffee
cinstclltc, erzählte er ihr vom Vetter Adolph und seiner Frau,
und daß er an der Wiege gesessen und de» kleinen Adolph
ganzer drei Stunden gewiegt habe, ohne daß dieser mas d'rin
gelegen habe.

„Ei mein himmlischer Vater, Vetter Andres," fragte
seine Wohlthätcrin ihn unterbrechend, „hast Du denn gar nichts
dabei gedacht?"

„Ei freilich! freilich Hab' ich was dabei gedacht, Frau
Muhme!" erwiderte er leuchtenden Blickes. „Wie ich so da
saß und den Kleinen wiegen that, da dachte ich so: „es ist

doch eigentlich Schade, daß Du nicht auch mit der Gottes Hülfe
| so einen kleinen Jungen hast, den Du wiegen unh hätscheln
und auf den Kniccn reiten lassen könntest." Ja! die Frau

Muhme muß nicht lachen, aber ich Hab' mir die Lust ordent-
lich auSgemalt und war kreuzfidel bei dem Gedanken daran."

„Warum hast Du denn in Deinen jungen Tagen nicht
gefreit, Vetter Andres?" fragte die Frau Muhme theilnehmcnd.
„Hättest Du eine gute, fleißige und verständige Frau in's
Haus bekommen, als Du noch die Wirthschaft hattest, dann
wär's sicherlich anders gekommen."

„Ja! da kan» die Frau Muhme eigentlich wohl Recht
haben," versetzte er gedankenvoll. „Na! wenn's die Frau
Muhme wissen will, cs hätte sich auch beinahe einmal mit der
Gottes Hülfe so gefügt, daß ich 'ne Frau in's Haus gekriegt
hätte. Da war nämlich mein Nachbar, der Oberamtmann
Kornmilbc in Misthaufen draußen in der Schlesing, der hatte
eine Tochter; wir waren Beide eigentlich ganz für einander
geschaffen; denn sic konnte mich leiden und ich konnte ihr mit
der Gottes Hülfe auch leiden, und es fehlte eigentlich, glaub'
ich, weiter nichts, als daß ich mir ein Herz nahm und um sie
bei ihrem Herrn Vater warb. Aber dazu wollte cs mit der
Gottes Hülfe lange nicht kommen. Endlich, wie mir die Sache
zu lang währte, dachte ich: cs hilft dir Alles nichts, du mußt
mit der Gottes Hülfe in den sauren Apfel beißen und dein
Wort anbringen. Gut! so gehe ich denn gleich vom Felde
weg, wie ich war, nach Misthaufen."

„Aber Vetter Andres, hattest Du Dich denn zu solcher
feierlichen Gelegenheit nicht in Wichs geworfen?" fragte vor-
wurfsvoll die Frau Muhme.

„Ei beileibe nicht," erwiderte er, „denn sieht die Frau
Muhme, da hätten sic ja gleich Wind gekriegt und de» Brate»
gerochen. Nein! cs kam besser, wie die Frau Muhme gleich
sehen und erfahren wird. Al>o mit schmierigen Stiefeln ging
ich so wie zufällig auf ihres Herrn Vaters Hof und treffe
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