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664.

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oder 2 Nthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 12kr. odcrSSgr

Vetter Andres.

Das kleine Wörtchen „Vetter" hat einen gcwiffen feierlich
märchenhaften, geheimnißvollcn Beigeschmack; man denkt unwill-
kürlich an den reichen Vetter aus Bremen oder Java. Es ist
auch gar kein so übel Ding, wenn einem ganz unerwartet ein
längst verschollener Vetter aus Amerika oder Indien oder wo
er sonst Herkommen mag, ins Haus fällt und einige Tonnen
Goldes in seinem Koffer mit sich führt, für die er lachende
Erben sucht.

Vetter Andres kam nun zwar weder aus Amerika noch
aus Indien, sondern aus der preußischen Lausitz; er brachte
auch keine Tonne Goldes mit, aber ein kleines schmutziges
Ränzelchcn voll abgetragener Wäsche, ditto mit Schlafrock und
Pantoffeln; aber doch war cs höchst unerwartet, als er eines
schönen Tages, an dem eö gerade schlechtes Wetter war, bei
einer entfernt Verwandten, der verwittweten Jnspectorin Bleibtreu
in Schönstadt auf die Stube rückte.

„Guten Tag, Frau Muhme!" sagte er und legte Ränzel
und Stock ab.

„Ei! bist Du's denn wirklich oder bist Du's nicht, Vetter
Andres?" fragte die gute Frau Muhme in ihrer ersten sicht-
lichen Ucbcrraschung. „Ja wahrhaftig, Du mußt cs selbst
sei». Nun so grüß Dich Gott, Vetter Andres. Hätte ich Dich
doch beinahe nicht wiedererkannt, so lange ist's her, daß ich
Dich nicht gesehen. Gelt, Du warst kaum 24 Jahr alt, als
Du nach der Schlcsing gingst und seitdem habe ich Dich nicht
einmal gesehen, und das sind 21 Jahre. Na! sei willkommen
Vetter Andres, und mach' Dir's bequem."

Er ließ sich nicht zwei Mal darum bitten, that ganz als
ob er zu Hause wäre, fragte, wo das Zimmer sei, in dem er
logircn solle, und machte sich's drin so bequem, als es ein
Mensch nur immer machen kann. ^Bald kam er im Schlafrock
und Pantoffeln zu der Frau Muhme zurück.

„Nun, so ist's recht, lieber Vetter," sagte die gutherzige
Fra». „Ich glaube gar, Du bist zu Fuß gekommen und hast,
Deinen Hosen nach zu schließen, schlechte, grundlose Wege ge- |
habt. Aber sag mir doch nur, wo kommst Du denn nur in
aller Welt her? Du kannst doch nicht von Waldkirchen den
weiten Weg zu Fuß gemacht haben? Wo hast Du denn nur
Dein Geschirr gelassen? Du weißt doch, daß ich Stallung habe
und auch Futter zur Nothdurft? Gelte, Du hast Wagen und
Pferde bei Vetter Adolphen gclaffen?"

Vetter Andres hatte sich unterdessen sein Pfeifchen ange-
stcckt und sich auf dem Sopha recht gemächlich ausgestreckt.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Vetter Andres"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rauchen <Motiv>
Besuch
Cousin
Tabakspfeife <Motiv>
Karikatur
Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 28.1858, Nr. 664, S. 89
 
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