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Der erste
lichen Trost für seine vielfachen Gläubiger und eine Veran-
lassung zu um so größerer Zärtlichkeit gegen seine Angebetete.
Bei der Pflegerin Theresens wußte sich Arthur rasch in
Gunst zu setzen und diese versprach ihm, auch den Onkel The-
resens so günstig als möglich für ihn zu stimmen. Wenn je-
doch die Rede ans Onkel Bärmann kam, umwölkte sich die
sonst so freundliche Stirn des Mädchens mit düstern Sorgen.
Der Herr Pastor war nämlich ein alter Hagestolz und abge-
sagter Feind der Ehe; es gehörten also außerordentliche An-
strengungen dazu, diesen gewichtigen Mann für den Plan der
Liebenden zu gewinnen und seine Einwilligung zu erlangen.
Arthur hingegen schaute der Zukunft voller Zuversicht
entgegen und vertraute seinen gewandten Manieren, durch welche
er bald den Herrn Pastor für sich zu gewinnen vermeinte.
„Und dann," tröstete er die ängstliche Therese, „und
dann wird Dein gestrenger Herr Vormund doch mindestens
eine schwache Seite haben, von der man den Sturm ans
sein hartes Herz wagen kann."
„Ich habe davon nie etwas wahrgenommen," entgegnete
Therese achselzuckend. „Er ist ein guter Mann, aber er findet
an Nichts Gefallen, als an seinem Stande und in seinem
Charakter ist er so entschieden, daß ihn keine Macht der Welt
von einem Entschlüsse zurückbringt, den er einmal gefaßt hat."
„Es gilt demnach hauptsächlich," sagte Arthur nach-
läßig, „auf den braven Mann einen möglichst guten ersten
Eindruck zu machen."
„Da hast Du vollkommen Recht, bestätigte Therese."
„Nun, dann sei ohne Sorgen," triumphirte Arthur, „denn
das soll mir durchaus nicht schwer fallen. Ich gebe Dir mein
—-
Eindru cf.
Wort, daß schon in den ersten Stunden unsrer ersten Zu-
sammenkunft Dein Vormund mich gerührt an sein Herz drücken
und Deine Hand in die meinige legen ivird."
Onkel Bärmann war inzwischen von der mütterlichen
Freundin Theresens benachrichtigt worden, wie es um das
Herz seiner Nichte und Mündel stehe und die liebe Frau
hatte nicht verfehlt, versprochener Maßen so viel Gutes von
Arthur zu melden als nur immer möglich war.
Der gestrenge Herr Vormund hatte freilich in seinem
ersten Antwortschreiben ganz entschieden gegen jedeHeirath There-
sensgestimmt; als die gute Frau jedoch immer dringender in ihrer
Fürsprache wurde, schrieber, daß seine Mündel vor dem fünfund-
zwanzigsten Lebensjahre keinesfalls heirathen dürfe und demnach
bis zu diesem Zeitpunkte noch sechs ganzer Jahre Bedenkzeit und
Renfrist habe. Nun vereinigte jedoch Thereseihre kläglichen Bitten
mit den vorangegangenen und schrieb unter Anderm: wie sie
bis zu dem vom Onkel bestimmten Zeiträume bei der Heftig-
keit ihrer Liebe unmöglich werde leben können und daß der
Kummer in dieser Zeit sic mindestens hundert Mal tobte» würde.
Auf diese kläglichen Vorstellungen entgegnete der Onkel,
daß er zur Ocularinspection des Auserlvählten nächstens selbst
hinauskommen wollte, wenn nun einmal Therese nicht von
der Thorheit des Heirathens abzubringcn sei.
„Viktoria! Nun haben wir gesiegt," jubelte Arthur bei
dieser Nachricht. „Er möge kommen, der gute, alte Onkel.
Nichts soll mir so leicht fallen, als in der kürzesten Zeit
seine freudige Zustimmung zu erhalten."
Seit jenem Tage rollte kein Wagen unten auf der Straße
des Städtchens einher, wo nicht Therese mit glühenden Wangen
an das Fenster eilte und stürmisch ausrief: „Er kommt!" Allein
viele , viele hundert Mal ivaren ihre Hoffnungen getäuscht wor-
den, denn der alte Herr Pastor nahm sich Zeit, indem er
dachte, daß es mit dem Heirathen nicht gar so eilig gehen müßte.
Endlich, nach sechs langen Wochen, hielt ein Wagen
richtig unten vor der Thüre und der gestrenge Herr Vor-
mund erschien in eigener, finstrer Person. Therese flog ihm
unter Frendengeschrei entgegen und tvollte sofort nach ihrem
lieben Arthur schicken, damit der Herr Pastor sehen möge,
tvclch ein herrlicher Mensch der Auserkorene sei.
„Laß dies nur jetzt noch sein," gebot der Vormund,
„das hat Zeit bis heute Abend oder bis morgen, denn ich
möchte vorher noch mit Dir allein über Deine Pläne und
Aussichten reden und dieselben prüfen."
Das lag nun freilich durchaus nicht in den Wünschen des
Mädchens, allein sie mußte sich fügen. Der Vormund strengte
nochmals alle seine strenge und überzeugende Beredsamkeit an,
um Theresen überhaupt von der Heirath ganz abzubringen;
er fand jedoch entschiedenen Widerspruch und nach stunden-
langem Disputiren mußte er endlich seufzend gestehen, daß
mit Vernunstgründe» gegen die Liebe nichts auszurichten sei.
So erschien der heißersehnte Abend und mit ihm der
vielgeliebte Arthur. Der Schneider hatte sich bemüht, den
jungen Alaun zu einem Meisterstücke seiner Schöpfungen zu
machen; Arthur erschien als vollkommener Elegant.
Der erste
lichen Trost für seine vielfachen Gläubiger und eine Veran-
lassung zu um so größerer Zärtlichkeit gegen seine Angebetete.
Bei der Pflegerin Theresens wußte sich Arthur rasch in
Gunst zu setzen und diese versprach ihm, auch den Onkel The-
resens so günstig als möglich für ihn zu stimmen. Wenn je-
doch die Rede ans Onkel Bärmann kam, umwölkte sich die
sonst so freundliche Stirn des Mädchens mit düstern Sorgen.
Der Herr Pastor war nämlich ein alter Hagestolz und abge-
sagter Feind der Ehe; es gehörten also außerordentliche An-
strengungen dazu, diesen gewichtigen Mann für den Plan der
Liebenden zu gewinnen und seine Einwilligung zu erlangen.
Arthur hingegen schaute der Zukunft voller Zuversicht
entgegen und vertraute seinen gewandten Manieren, durch welche
er bald den Herrn Pastor für sich zu gewinnen vermeinte.
„Und dann," tröstete er die ängstliche Therese, „und
dann wird Dein gestrenger Herr Vormund doch mindestens
eine schwache Seite haben, von der man den Sturm ans
sein hartes Herz wagen kann."
„Ich habe davon nie etwas wahrgenommen," entgegnete
Therese achselzuckend. „Er ist ein guter Mann, aber er findet
an Nichts Gefallen, als an seinem Stande und in seinem
Charakter ist er so entschieden, daß ihn keine Macht der Welt
von einem Entschlüsse zurückbringt, den er einmal gefaßt hat."
„Es gilt demnach hauptsächlich," sagte Arthur nach-
läßig, „auf den braven Mann einen möglichst guten ersten
Eindruck zu machen."
„Da hast Du vollkommen Recht, bestätigte Therese."
„Nun, dann sei ohne Sorgen," triumphirte Arthur, „denn
das soll mir durchaus nicht schwer fallen. Ich gebe Dir mein
—-
Eindru cf.
Wort, daß schon in den ersten Stunden unsrer ersten Zu-
sammenkunft Dein Vormund mich gerührt an sein Herz drücken
und Deine Hand in die meinige legen ivird."
Onkel Bärmann war inzwischen von der mütterlichen
Freundin Theresens benachrichtigt worden, wie es um das
Herz seiner Nichte und Mündel stehe und die liebe Frau
hatte nicht verfehlt, versprochener Maßen so viel Gutes von
Arthur zu melden als nur immer möglich war.
Der gestrenge Herr Vormund hatte freilich in seinem
ersten Antwortschreiben ganz entschieden gegen jedeHeirath There-
sensgestimmt; als die gute Frau jedoch immer dringender in ihrer
Fürsprache wurde, schrieber, daß seine Mündel vor dem fünfund-
zwanzigsten Lebensjahre keinesfalls heirathen dürfe und demnach
bis zu diesem Zeitpunkte noch sechs ganzer Jahre Bedenkzeit und
Renfrist habe. Nun vereinigte jedoch Thereseihre kläglichen Bitten
mit den vorangegangenen und schrieb unter Anderm: wie sie
bis zu dem vom Onkel bestimmten Zeiträume bei der Heftig-
keit ihrer Liebe unmöglich werde leben können und daß der
Kummer in dieser Zeit sic mindestens hundert Mal tobte» würde.
Auf diese kläglichen Vorstellungen entgegnete der Onkel,
daß er zur Ocularinspection des Auserlvählten nächstens selbst
hinauskommen wollte, wenn nun einmal Therese nicht von
der Thorheit des Heirathens abzubringcn sei.
„Viktoria! Nun haben wir gesiegt," jubelte Arthur bei
dieser Nachricht. „Er möge kommen, der gute, alte Onkel.
Nichts soll mir so leicht fallen, als in der kürzesten Zeit
seine freudige Zustimmung zu erhalten."
Seit jenem Tage rollte kein Wagen unten auf der Straße
des Städtchens einher, wo nicht Therese mit glühenden Wangen
an das Fenster eilte und stürmisch ausrief: „Er kommt!" Allein
viele , viele hundert Mal ivaren ihre Hoffnungen getäuscht wor-
den, denn der alte Herr Pastor nahm sich Zeit, indem er
dachte, daß es mit dem Heirathen nicht gar so eilig gehen müßte.
Endlich, nach sechs langen Wochen, hielt ein Wagen
richtig unten vor der Thüre und der gestrenge Herr Vor-
mund erschien in eigener, finstrer Person. Therese flog ihm
unter Frendengeschrei entgegen und tvollte sofort nach ihrem
lieben Arthur schicken, damit der Herr Pastor sehen möge,
tvclch ein herrlicher Mensch der Auserkorene sei.
„Laß dies nur jetzt noch sein," gebot der Vormund,
„das hat Zeit bis heute Abend oder bis morgen, denn ich
möchte vorher noch mit Dir allein über Deine Pläne und
Aussichten reden und dieselben prüfen."
Das lag nun freilich durchaus nicht in den Wünschen des
Mädchens, allein sie mußte sich fügen. Der Vormund strengte
nochmals alle seine strenge und überzeugende Beredsamkeit an,
um Theresen überhaupt von der Heirath ganz abzubringen;
er fand jedoch entschiedenen Widerspruch und nach stunden-
langem Disputiren mußte er endlich seufzend gestehen, daß
mit Vernunstgründe» gegen die Liebe nichts auszurichten sei.
So erschien der heißersehnte Abend und mit ihm der
vielgeliebte Arthur. Der Schneider hatte sich bemüht, den
jungen Alaun zu einem Meisterstücke seiner Schöpfungen zu
machen; Arthur erschien als vollkommener Elegant.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der erste Eindruck"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 28.1858, Nr. 671, S. 146
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg