Trinkers Brevier.
IV. Der Mahre-Hans geht um!
(Eine Sage bei Lcngfurt am Main.)
„Herr Wirth, noch Eins zu guter Letzt
Vom Faß von anno Elf!"
Behaglich schmunzelnd der versetzt:
„Hans Voll, daß Gott Euch helf'!
Geht Ihr bespitzt den Berg hinan
So ist's um Euren Bauch gcthan;
Demi traun von einem schlimmen Gast
Droht Eurem Rücken schwere Last,
Der Mahre-Hans geht um!
Der war ein Trinker von Geschick,
Hat Hab' und Gut vcrthan,
Zuletzt mit einer Elle Strick
Den Durst sich abgethan.
Er hing sich aus an einem Ast
Und hat im Grab nun nimmer Rast.
Am Dielesberg beim Martcrstvck
Mit langem Bart und Zottelrock
Der Mahre-Hans geht um!"
Haus Voll trinkt seinen Schoppen leer
Und tappt nach Stock und Hut,
Doch draußen wird's um's Herz ihm schwer
Und grusclich zu Muth.
Es wird der Weg ihm also lang
Und jedes Lüftchen macht ihm bang,
Das durch die Reben streift dahin;
Ihm will das Wort nicht aus dem Sinn —
„Der Mahre-Hans geht um!"
Mit einmal eine Zentnerwucht
Auf seinem Rücken hängt,
Umsonst er schüttelt,' ächzt und flucht,
Die Furcht ihn vorwärts drängt.
Beim Marterstock, da wird's ihm leicht,
Er athmet aus, und silbern steigt
Der Mond herauf in Heller Pracht,
Die Reben duften durch die Nacht, —*)
Der Mahre-Hans geht um!
M o r a l.
Ihr Trinker all' Mainaus, Mainab
Merkt Euch den einen Reim:
Sank Euch beim Wein die Nacht herab,
Geht lieber gar nicht heim!
Trankt Ihr nur einen Schoppen mehr,
Der liegt Euch auf dem Rücken schwer,
Zumal nicht allwcg, wo Ihr geht,
Ein Martcrstvck zum Ausruh'n steht, —
Der Mahre-Hans geht um!
Ludwig Bauer.
Nur praktisch.
In der Nikolaikirche war heut' Abend großes Oratorium und
die beiden Tochter der Frau Direktor Schmidt hatten Billetten
dazu. Aber es war dunkel, das eine Pferd lahm und der
Wagen daher nicht disponibel und der Hausknecht sollte die
jungen Damen deßhalb mit der Laterne begleiten.
„Johann" rief ihm die Frau Direktorin zu—Johann!" I
„Ja woll Madame!"
„Nehmen Sic einmal Ihre Laterne, Sic sollen mit
meinen Töchtern an die Nicolaikirchc gehn. "
„Ja woll Madame!"
Die beiden jungen Damen waren angezogen, aber kein
Johann zu finden. Das Mädchen hatte ihn kurz vorher mit
j der Laterne gesehen, jetzt war er fort. Die Zeit drängte;
das Oratorium wartete nicht, und das Mädchen mußte sie zu- !
letzt, als Johann überall vergeblich gesucht war, begleiten.
Wie sic aber an die Kirchthür kamen stand der Johann mit
! der Laterne da.
„Aber Johann, wo kommen Sie denn nur hier her?"
„Jche? — ich bin einen näheren Weg gegangen", sagte
der Johann.
Originelle Adresse.
An Acgidi Knoblauch,
(kost Arrestant)
in
_____ Innsbruck.
IV. Der Mahre-Hans geht um!
(Eine Sage bei Lcngfurt am Main.)
„Herr Wirth, noch Eins zu guter Letzt
Vom Faß von anno Elf!"
Behaglich schmunzelnd der versetzt:
„Hans Voll, daß Gott Euch helf'!
Geht Ihr bespitzt den Berg hinan
So ist's um Euren Bauch gcthan;
Demi traun von einem schlimmen Gast
Droht Eurem Rücken schwere Last,
Der Mahre-Hans geht um!
Der war ein Trinker von Geschick,
Hat Hab' und Gut vcrthan,
Zuletzt mit einer Elle Strick
Den Durst sich abgethan.
Er hing sich aus an einem Ast
Und hat im Grab nun nimmer Rast.
Am Dielesberg beim Martcrstvck
Mit langem Bart und Zottelrock
Der Mahre-Hans geht um!"
Haus Voll trinkt seinen Schoppen leer
Und tappt nach Stock und Hut,
Doch draußen wird's um's Herz ihm schwer
Und grusclich zu Muth.
Es wird der Weg ihm also lang
Und jedes Lüftchen macht ihm bang,
Das durch die Reben streift dahin;
Ihm will das Wort nicht aus dem Sinn —
„Der Mahre-Hans geht um!"
Mit einmal eine Zentnerwucht
Auf seinem Rücken hängt,
Umsonst er schüttelt,' ächzt und flucht,
Die Furcht ihn vorwärts drängt.
Beim Marterstock, da wird's ihm leicht,
Er athmet aus, und silbern steigt
Der Mond herauf in Heller Pracht,
Die Reben duften durch die Nacht, —*)
Der Mahre-Hans geht um!
M o r a l.
Ihr Trinker all' Mainaus, Mainab
Merkt Euch den einen Reim:
Sank Euch beim Wein die Nacht herab,
Geht lieber gar nicht heim!
Trankt Ihr nur einen Schoppen mehr,
Der liegt Euch auf dem Rücken schwer,
Zumal nicht allwcg, wo Ihr geht,
Ein Martcrstvck zum Ausruh'n steht, —
Der Mahre-Hans geht um!
Ludwig Bauer.
Nur praktisch.
In der Nikolaikirche war heut' Abend großes Oratorium und
die beiden Tochter der Frau Direktor Schmidt hatten Billetten
dazu. Aber es war dunkel, das eine Pferd lahm und der
Wagen daher nicht disponibel und der Hausknecht sollte die
jungen Damen deßhalb mit der Laterne begleiten.
„Johann" rief ihm die Frau Direktorin zu—Johann!" I
„Ja woll Madame!"
„Nehmen Sic einmal Ihre Laterne, Sic sollen mit
meinen Töchtern an die Nicolaikirchc gehn. "
„Ja woll Madame!"
Die beiden jungen Damen waren angezogen, aber kein
Johann zu finden. Das Mädchen hatte ihn kurz vorher mit
j der Laterne gesehen, jetzt war er fort. Die Zeit drängte;
das Oratorium wartete nicht, und das Mädchen mußte sie zu- !
letzt, als Johann überall vergeblich gesucht war, begleiten.
Wie sic aber an die Kirchthür kamen stand der Johann mit
! der Laterne da.
„Aber Johann, wo kommen Sie denn nur hier her?"
„Jche? — ich bin einen näheren Weg gegangen", sagte
der Johann.
Originelle Adresse.
An Acgidi Knoblauch,
(kost Arrestant)
in
_____ Innsbruck.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Trinkers Brevier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 28.1858, Nr. 656, S. 31
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg