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103

Schwarzwälder

Der' Birkmäckerlesbauer hatte schon sechs gesunde und
starke Kinder, welche ihm mit einem für seine Mittel viel zu
starken Appetit gesegnet schienen, als er gar noch mit Zwillingen
beschenkt wurde. Mit sauersüßem Gesicht nahm er diese zwie-
fache Gottcsgabe in Empfang, überließ cs jedoch seinem Weib
und seinen sechs andern Kindern, auf welche Weise sie cs den
neuen Ankömmlingen in seinem Hause commod machen wollten.
Dieß ging so einige Tage, die Zwillinge waren aber schwach
und wollten nicht so gedeihen, wie die andern Kinder es gemacht
hatte». Eines Tages rief daö Weib ihrem Manne und sagte:
„Taver ich glaub' als, die Kinder prästirens nicht, gieb acht,
sie werden keine drei Wochen alt, wir müssen machen, daß wir
ste noch taufen lassen. Geh doch und hol den Pfarrer, daß er
stc sobald als möglich tauft." Der Mann ging willig zum
Pfarrer, der lag aber im Bett und war schwer krank. „Da
läßt sich nichts andres machen," sagte das Weib, „als du

gehst zum Pfarrer im nächsten Ort, und bittest den, daß er

die Taufe vornimmt. Es ist freilich zwei Stund weit, aber
's ist ein Nothwcrk, die Kinder könnten sterben, eh' man die
Hand umdreht." — „Mills schon machen," sagte der Mann
und steckt die Zwillinge mir nichts dir nichts in einen Zwerch-
sack wie ein paar junge Ferkel, und wandert mit dem Sack
: über die Schultern, eins vorne und eins hinten, inö nächste
Ort, wo er nach einem zweistündigen Marsch über Schnee
und Eis doch endlich glücklich im Pfarrhaus ankommt. Er

j läßt den Sack draußen und klopft an der Thürc von des

| Pfarrers Studierzimmer. „Herein" heißt's und er geht hinein.
»Herr Pfarrer, nehmen Sics nicht übel, ich hätte da ein Paar
Zwillingskinder, die schnell getauft werden sollten, weil sie jede
Stunde wegstcrben könnte» und unser Herr Pfarrer ist krank.
Wenn Sie vielleicht die Güte hätten und thäten die Taufe
I übernehmen." — „Recht gern, wenn es so ein Nothwcrk ist,"
sagt der Pfarrer und fragt, ob er nicht ein Fuhrwerk da
I habe, um ihn in seinen Ort zu bringe». „Fuhrwerk," sagt der

Taufgeschichten.

Bauer, „Hab' ich kcin's, ich Hab' dcßwcgcn die Dinger selber
mitgcbracht, draußen Hab' ich's an'S Sticgcngeländer gehängt."
Mit Grausen geht der Pfarrer an die Treppe mit und sieht,
wie der Zwcrchsack mit den Kindern am Geländer hängt. Der
Bauer langt hinein, um sic herauszuholc». Er zieht eines
heraus, es gibt aber kein Lebenszeichen von sich. „O je,"
sagte der Bauer, „ist richtig schon cin's abgestanden!" Das
andere war aber noch lebendig und schrie und zappelte gewaltig,
wurde auch schleunigst getauft und kam mit dem Leben davon.
Daß aber der Birkmäckcrscsbaucr, als er heimkam, von seiner
Ehehälfte tüchtig abgestraft wurde und auf die Anzeige des
Pfarrers erst noch von Amtswegcn in's Loch kam, ist ihm
Recht geschehen, denn — Kinder sind keine Spanferkel.

Fatales Gesetz.

„Das is a Kreuz, Herr Posthalter, mit unseren Beamte»;
früher waren's so cordial mit einander, und seit der neuesten
Zeit steht der Landrichter mit den Assessoren, und die Assessoren
: untereinander übcr's Kreuz!"

„Ja, das hat seinen legalen Grund, Herr Gevatter; das
Gerichtsorganisationsgesctz von 1856 bestimmt: von heute an
hört bei Landgerichten alle Collegialität auf!"

Was ist ein Geschöpf?

Wie sich die Plunzcnkathcl ein „Geschöpf" verstellt.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Schwarzwälder Taufgeschichten" "Was ist ein Geschöpf?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Pfarrer <Motiv>
Wasser <Motiv>
Wortspiel
Schrecken <Motiv>
Bitte <Motiv>
Sack
Säugling <Motiv>
Kreatur
Karikatur
Taufe
Frau <Motiv>
Tod <Motiv>
Bauer <Motiv>
Brunnen <Motiv>
Kalauer
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 28.1858, Nr. 665, S. 103

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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