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Dinorcrl oder die Wallfahrt in Hemdärmeln.
Chor
der Geister verstorbener GeiSböckc.
Wer hat denn dieses Lied gemacht
Und uns darin so schlecht bedacht?
Ja ganz gewiß aus Ehre,
Das Ding verdrießt uns sehrc
Und wer das Lied nicht singen kann,
Der fange es zu me—e—ckcn an.
Meck mcck meck meck meck re.
Ende dcS ersten Akts.
II. A k t.
(Um dem Mangel dieses Aktes an Handlung einiger-
maßen abzuhelscn, ist im Hintergründe der Bühne
eine Spezerei-Handlung angebracht.)
Romanze.
Dinorcrl: Da d'runten im Schulhaus
Bin i sechs Jahr lang g'west,
Weiß nit, wie's ist kemma,
War all'weil die Letzt'.
Bin i auch kein Professor,
G'studirt auch nit hoch,
Es reicht doch, da wett' ich
Zu 'nein Opcrntert noch.
Mci Schatz is a Verwalter,
A Verwalter muß sei,
Bei 'nein richtigen Hosgut
Is a Ganö a dabei.
Melodram.
(Die Musik spielt die Melodie: Schon dreißig Jahre bist Du alt re.)
Die Menschen, die nicht Nasen zieren,
Und die statt dessen Schnäbel führen,
Die werden, wie wohl allbekannt,
Ja Vögel mcistentheils benannt.
(Ein Postomnibus fährt vorüber und macht den Schalten verschwinden.)
O Omnibus, o Omnibus
Das ist von dir nicht scheue,
Daß du heut erst um ein Uhr kommst,
Anstatt um halber Zehne.
(Während sic noch tanzt schwebt Corcntin herein und schaut ihr zu.)
‘ Corcntin: Pfui Teufel, ist daö eine schöne Erfindung!
Da scheint cs mir fast angczcigt,
Daß 'mal ein vernünftiger Cantus steigt.
Lied.*)
Deirel! will es denn gar nicht mehr Tag werden? (Sie
sicht den Herrn Landrichter aus dem Wirthshause nach Hause
gehen.) Herr Gott erst ein Uhr! (Ein Strahl des Mondes
will aus sie fallen, Dinorcrl duckt sich, der Strahl fällt neben
ihr auf den Boden und zeichnet den Schatten ihrer Nase ab.)
Ach, gehorsamer Diener! das ist g'scheidt, jetzt wird cs Tag!
(Sie grüßt lächelnd den Schatten ihrer Nase) Empfehl mich
Ihnen recht sehr! Bitte, behalten Sie doch Platz! Wie ange-
nehm, wenn man eine Nase hat, die doch wenigstens einen
Schatten gibt! (plötzlich scrupulös und mit pathetisch akustischer
Stimme) Hah! oder sollte vielleicht Hocl in den Mond durch-
gebrisen sein und mir diese Nase herabgemachl haben? Na, da
bitt' ich doch um 15 kr. schwarze Seide!
(Die Scrupel gehen zu verschiedenen Seiten ab.)
Corcntin: Heute ist Sonntag
Und leuchtet die Sonne,
Auch ich trinken mag
O göttliche Wonne!
Heute ist Montag
Der Mond, der strahlet,
Und dorten einer lag
Hätte er nicht gcprahlct!
Heute ist Dienstag,
Denn er kommt vom diene»;
Und einer das Bein zerbrach
Ucbcr die Eisenbahnschienen.
Recitativ.
Halt, Halt, das gibt 'ncn Heidenspaß:
Ich tanze jetzt mit meiner Nas.
Arie.
(Sic tanzt mit ihrer Nase.)
Du stolzes Heft bleib' mir zur Seite,
Verlasse mich niemal!
Und ob ich fahre oder reite,
Sei Du mein traut' Gemahl!
Heute ist Mittwoch
Weil mir in der Mitte
Ein Würmchen kroch
Das erbärmlich litte.
*) Von dem Grundsatz ausgehend, daß man das Gute nehmen muß,
wo man cs findet, bat sich der Verfasser erlaubt, hier das wunderschöne,
dem betreffende» Originallicde an innerem Gehalte und Eleganz der
Formen nahezu glcichkommcndc Gedicht ,,die Woche" aus. der berühmten
Gedicht - Sammlung genannt: „Döubl-Körncr" von Tschuha, heranS-
gckommen zu Nürnberg, cinzulcgcn.
Dinorcrl oder die Wallfahrt in Hemdärmeln.
Chor
der Geister verstorbener GeiSböckc.
Wer hat denn dieses Lied gemacht
Und uns darin so schlecht bedacht?
Ja ganz gewiß aus Ehre,
Das Ding verdrießt uns sehrc
Und wer das Lied nicht singen kann,
Der fange es zu me—e—ckcn an.
Meck mcck meck meck meck re.
Ende dcS ersten Akts.
II. A k t.
(Um dem Mangel dieses Aktes an Handlung einiger-
maßen abzuhelscn, ist im Hintergründe der Bühne
eine Spezerei-Handlung angebracht.)
Romanze.
Dinorcrl: Da d'runten im Schulhaus
Bin i sechs Jahr lang g'west,
Weiß nit, wie's ist kemma,
War all'weil die Letzt'.
Bin i auch kein Professor,
G'studirt auch nit hoch,
Es reicht doch, da wett' ich
Zu 'nein Opcrntert noch.
Mci Schatz is a Verwalter,
A Verwalter muß sei,
Bei 'nein richtigen Hosgut
Is a Ganö a dabei.
Melodram.
(Die Musik spielt die Melodie: Schon dreißig Jahre bist Du alt re.)
Die Menschen, die nicht Nasen zieren,
Und die statt dessen Schnäbel führen,
Die werden, wie wohl allbekannt,
Ja Vögel mcistentheils benannt.
(Ein Postomnibus fährt vorüber und macht den Schalten verschwinden.)
O Omnibus, o Omnibus
Das ist von dir nicht scheue,
Daß du heut erst um ein Uhr kommst,
Anstatt um halber Zehne.
(Während sic noch tanzt schwebt Corcntin herein und schaut ihr zu.)
‘ Corcntin: Pfui Teufel, ist daö eine schöne Erfindung!
Da scheint cs mir fast angczcigt,
Daß 'mal ein vernünftiger Cantus steigt.
Lied.*)
Deirel! will es denn gar nicht mehr Tag werden? (Sie
sicht den Herrn Landrichter aus dem Wirthshause nach Hause
gehen.) Herr Gott erst ein Uhr! (Ein Strahl des Mondes
will aus sie fallen, Dinorcrl duckt sich, der Strahl fällt neben
ihr auf den Boden und zeichnet den Schatten ihrer Nase ab.)
Ach, gehorsamer Diener! das ist g'scheidt, jetzt wird cs Tag!
(Sie grüßt lächelnd den Schatten ihrer Nase) Empfehl mich
Ihnen recht sehr! Bitte, behalten Sie doch Platz! Wie ange-
nehm, wenn man eine Nase hat, die doch wenigstens einen
Schatten gibt! (plötzlich scrupulös und mit pathetisch akustischer
Stimme) Hah! oder sollte vielleicht Hocl in den Mond durch-
gebrisen sein und mir diese Nase herabgemachl haben? Na, da
bitt' ich doch um 15 kr. schwarze Seide!
(Die Scrupel gehen zu verschiedenen Seiten ab.)
Corcntin: Heute ist Sonntag
Und leuchtet die Sonne,
Auch ich trinken mag
O göttliche Wonne!
Heute ist Montag
Der Mond, der strahlet,
Und dorten einer lag
Hätte er nicht gcprahlct!
Heute ist Dienstag,
Denn er kommt vom diene»;
Und einer das Bein zerbrach
Ucbcr die Eisenbahnschienen.
Recitativ.
Halt, Halt, das gibt 'ncn Heidenspaß:
Ich tanze jetzt mit meiner Nas.
Arie.
(Sic tanzt mit ihrer Nase.)
Du stolzes Heft bleib' mir zur Seite,
Verlasse mich niemal!
Und ob ich fahre oder reite,
Sei Du mein traut' Gemahl!
Heute ist Mittwoch
Weil mir in der Mitte
Ein Würmchen kroch
Das erbärmlich litte.
*) Von dem Grundsatz ausgehend, daß man das Gute nehmen muß,
wo man cs findet, bat sich der Verfasser erlaubt, hier das wunderschöne,
dem betreffende» Originallicde an innerem Gehalte und Eleganz der
Formen nahezu glcichkommcndc Gedicht ,,die Woche" aus. der berühmten
Gedicht - Sammlung genannt: „Döubl-Körncr" von Tschuha, heranS-
gckommen zu Nürnberg, cinzulcgcn.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Dinorerl oder die Wallfahrt in Hemdärmeln"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)