Plaudereien.
151
(Das gestohlene Schwein.) „Hört einmal,
Hans," sagte der Geistliche eines Dorses zu einem seiner
Kirchkindcr, welches schon längst als ein höchst verschmitzter
Dieb übel berüchtigt war, „schon wieder muß ich Klage über
Euch hören. Mutter Liese, die arme Wittwe, sagt' mir, Ihr
hättet ihr cin's ihrer schönsten Schweine gestohlen. Ist das
wahr?" — „Ja, Herr Pastor, cs ist wahr." — „Was
habt Ihr denn damit gemacht?" — „Ich habe cs geschlachtet
und gegeffen." — „O, Hans! Hans! wenn Ihr dereinst
an jenem Tage der Wittwe und ihrem Schweine gegenüber-
steht, wie wollt Ihr Euch dann verantworten, wenn Mutter
Liese Euch des Diebstahls anklagt?" — „Sagten Sic nicht,
das Schwein würde auch mit dabei sein, Herr Pastor?" —
„Allerdings." — „Nun, dann werde ich blos sagen: Mutter
Liese, da habt Ihr Euer Schwein wieder."
(Die Macht des Todes.) Bulwcr sagt, der Tod
verwandle Widerwillen oft in Liebe. Das ist auch ganz gewiß
der Fall, denn man kann eine Antipathie gegen Schafe und
Schweine haben und dennoch ein großer Liebhaber von
Schöpsenfleisch und. Wurst sein.
Aus den Papieren des Schusters von Ispahan.
Im Dunkel liegt des Menschen Lebensbahn,
Behutsam tappend muß er vorwärts schreiten,
Wer hoch den Kopf trägt, stößt leicht oben an,
Wer tief sich bückt, wird lcickt zu Boden gleiten.
WaS er erfaßt, bleibt ihm Gehcimniß,
Wcnn's ihm entschlüpft reut noch Versäumniß,
So quälet ihn des Zweifels Plage
Und stets schwankt des Entschluffes Wage.
Und er wird von der Ungewißheit Stapel
Durch muthige Entscheidung nur erlöst;
Du aber tapp' und tapp' und sei kein Tappel,
Und was erfaßt du, halte fest.
(Wie kommt cs, daß der Herr Dummbichlcr
i schwerlich hcirathcn wird?) „Ja, sehen Sic, lieber
Freund, das ist so! Ich bin gar g'sckcidt! da Hab' ick in
die Zeitung hincing'setzt: „Ein Zungg'sell', all und häßlich,
! aber sehr reich, will hcirathcn." — WaS mcincn's? C6
| d'Madcln «»gebissen haben oder nickt? Ang'bisscn habcn's!
Paar Hundert Offerten Hab' ich z'Haus. Aha! denk' ich
mir. Ihr wollt's mich, obwohl ich alt und häßlich bin,
nur weil ich Geld Hab'! Aber ich bin gar g'sckcidt! Ich
nehm' Keine von Euch, ich ne hm' nur Eine, die mich
nicht nimmt!" —
(Neue Anwendung der Gummisckuhc.) Erster
Lump: „Nun Bruder, was hat denn der Pfarrer zu Dir
gesagt, hast a sckönc Lehr' gekriegt?" — Zweiter Lump:
„Ja, Brüdcrl, er hat gesagt, ich soll meine Sünden bereuen,
und in mein Gewissen gehen." — Erster Lump: „Da
! mußt aber Gummischuhe anzichcn."
Burg Falkcnstcin.
(Warum speit er aus?) Ein alter Rabbi ging einst
mit einem seiner Schüler spazieren. Da begegnete ihnen ein
junges sehr schönes Weib; der Schüler ist entzückt, der Rabbi
aber kehrt sich weg und speit erzürnt zur Erde. „Ihr seid
ein frommer Mann!" spricht der erstaunte Schüler, „und
glücklich wäre ich, einst Euch zu gleichen. Warum jedoch speit
Ihr vor einer schönen Frau ergrimmt zur Erde?" — Der
Rabbi antwortete: „beschränkter Kopf! wenn mir solch schönes
Weib begegnet, so denk' ich an mein Weib zu Haus und vor
meinem Weibe spei' ich aus."
(Der Kindcrmagen.) Pfarrer: „Zum Teufel,
Mathcs, waS habt Ihr mir für einen Kostzögling recomman-
dirt? der frißt mich ja arm, und Ihr sagtet, er hätte einen
Magen, wie ein kleines Kind!" — Mathcs: „Verzeihen
Herr Pfarrer, — das ist ja wahr, — sein Biagen ist so
groß, wie ein kleines Kind!"
(Begründeter Lurus.) Schmuel: „Du, steht
denn der Jtzig so gut, daß er kann fahren in dcr Ekipasch?"
— Nathan: „Was heißt — steht er gut? — Wenn er
möcht' stehen gut, möcht' er nit fahren, — daß er fahrt,
beweißt, daß er is schlecht auf die Beine."
Burg Falkenstein.
Die Burg der Grafen zu Falkcnstcin,
Wie ragte sic stattlich in's Land hinein,
Einst, da man für einen Dreier
Noch kaufte zwei Dutzend Stück Eier.
Gestürzt sind die Zinnen, gestürzt das Portal,
Die Zicklein weiden im Ahnensaal;
Die Käuzlein rufen so schaurig,
Der Ephcu flüstert so traurig.
151
(Das gestohlene Schwein.) „Hört einmal,
Hans," sagte der Geistliche eines Dorses zu einem seiner
Kirchkindcr, welches schon längst als ein höchst verschmitzter
Dieb übel berüchtigt war, „schon wieder muß ich Klage über
Euch hören. Mutter Liese, die arme Wittwe, sagt' mir, Ihr
hättet ihr cin's ihrer schönsten Schweine gestohlen. Ist das
wahr?" — „Ja, Herr Pastor, cs ist wahr." — „Was
habt Ihr denn damit gemacht?" — „Ich habe cs geschlachtet
und gegeffen." — „O, Hans! Hans! wenn Ihr dereinst
an jenem Tage der Wittwe und ihrem Schweine gegenüber-
steht, wie wollt Ihr Euch dann verantworten, wenn Mutter
Liese Euch des Diebstahls anklagt?" — „Sagten Sic nicht,
das Schwein würde auch mit dabei sein, Herr Pastor?" —
„Allerdings." — „Nun, dann werde ich blos sagen: Mutter
Liese, da habt Ihr Euer Schwein wieder."
(Die Macht des Todes.) Bulwcr sagt, der Tod
verwandle Widerwillen oft in Liebe. Das ist auch ganz gewiß
der Fall, denn man kann eine Antipathie gegen Schafe und
Schweine haben und dennoch ein großer Liebhaber von
Schöpsenfleisch und. Wurst sein.
Aus den Papieren des Schusters von Ispahan.
Im Dunkel liegt des Menschen Lebensbahn,
Behutsam tappend muß er vorwärts schreiten,
Wer hoch den Kopf trägt, stößt leicht oben an,
Wer tief sich bückt, wird lcickt zu Boden gleiten.
WaS er erfaßt, bleibt ihm Gehcimniß,
Wcnn's ihm entschlüpft reut noch Versäumniß,
So quälet ihn des Zweifels Plage
Und stets schwankt des Entschluffes Wage.
Und er wird von der Ungewißheit Stapel
Durch muthige Entscheidung nur erlöst;
Du aber tapp' und tapp' und sei kein Tappel,
Und was erfaßt du, halte fest.
(Wie kommt cs, daß der Herr Dummbichlcr
i schwerlich hcirathcn wird?) „Ja, sehen Sic, lieber
Freund, das ist so! Ich bin gar g'sckcidt! da Hab' ick in
die Zeitung hincing'setzt: „Ein Zungg'sell', all und häßlich,
! aber sehr reich, will hcirathcn." — WaS mcincn's? C6
| d'Madcln «»gebissen haben oder nickt? Ang'bisscn habcn's!
Paar Hundert Offerten Hab' ich z'Haus. Aha! denk' ich
mir. Ihr wollt's mich, obwohl ich alt und häßlich bin,
nur weil ich Geld Hab'! Aber ich bin gar g'sckcidt! Ich
nehm' Keine von Euch, ich ne hm' nur Eine, die mich
nicht nimmt!" —
(Neue Anwendung der Gummisckuhc.) Erster
Lump: „Nun Bruder, was hat denn der Pfarrer zu Dir
gesagt, hast a sckönc Lehr' gekriegt?" — Zweiter Lump:
„Ja, Brüdcrl, er hat gesagt, ich soll meine Sünden bereuen,
und in mein Gewissen gehen." — Erster Lump: „Da
! mußt aber Gummischuhe anzichcn."
Burg Falkcnstcin.
(Warum speit er aus?) Ein alter Rabbi ging einst
mit einem seiner Schüler spazieren. Da begegnete ihnen ein
junges sehr schönes Weib; der Schüler ist entzückt, der Rabbi
aber kehrt sich weg und speit erzürnt zur Erde. „Ihr seid
ein frommer Mann!" spricht der erstaunte Schüler, „und
glücklich wäre ich, einst Euch zu gleichen. Warum jedoch speit
Ihr vor einer schönen Frau ergrimmt zur Erde?" — Der
Rabbi antwortete: „beschränkter Kopf! wenn mir solch schönes
Weib begegnet, so denk' ich an mein Weib zu Haus und vor
meinem Weibe spei' ich aus."
(Der Kindcrmagen.) Pfarrer: „Zum Teufel,
Mathcs, waS habt Ihr mir für einen Kostzögling recomman-
dirt? der frißt mich ja arm, und Ihr sagtet, er hätte einen
Magen, wie ein kleines Kind!" — Mathcs: „Verzeihen
Herr Pfarrer, — das ist ja wahr, — sein Biagen ist so
groß, wie ein kleines Kind!"
(Begründeter Lurus.) Schmuel: „Du, steht
denn der Jtzig so gut, daß er kann fahren in dcr Ekipasch?"
— Nathan: „Was heißt — steht er gut? — Wenn er
möcht' stehen gut, möcht' er nit fahren, — daß er fahrt,
beweißt, daß er is schlecht auf die Beine."
Burg Falkenstein.
Die Burg der Grafen zu Falkcnstcin,
Wie ragte sic stattlich in's Land hinein,
Einst, da man für einen Dreier
Noch kaufte zwei Dutzend Stück Eier.
Gestürzt sind die Zinnen, gestürzt das Portal,
Die Zicklein weiden im Ahnensaal;
Die Käuzlein rufen so schaurig,
Der Ephcu flüstert so traurig.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Burg Falkenstein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 32.1860, Nr. 775, S. 151
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg