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Von Michaelis bis Silvester.

(Fortsetzung.)

„Aber um der heiligen Nothhelfer willen, Herr Laufncr,
was ist denn das für eine traurige Geschichte! hat das Euch
betroffen?"

„Ja, eine traurige Geschichte mag man's wohl nennen.
Ich will's Euch erzählen, was wir erlebt haben. Es ist
schon gar manches Jahr her, aber so etwas vergißt sich
nimmer! Mein erst Ehegcmahl hatte mir keine Kinder ge-
boren, und als sie der Tod von meiner Seite genommen,
da freite ich zwei Jahre später um die Geuovefa, des Herrn
Wald Tochter, mein jetzig Gemahl. Und die gebar mir
ein Töchterlein, das wir Helene nannten, meiner Mutter zu
Ehren, die ehedem auch so geheißen. War das Kind doch
uns're Freude und wuchs wie ein Blümlein zur Sommerszeit
und war klugen Sinnes und aufgeweckt und munter. Ich
hatte meine Herzenslust an dem Kinde und könnt' es nicht
lange aushalten, ohne wieder einmal nach dem Leuchen zu
sehen; und wenn ich aus meiner Schreibstube heraufkam ins
Gemach, wo die Vefcl mit dem Kinde war, da streckte das
Leuchen alsbald die Hände aus nach dem Vater und manch
liebes Mal Hab' ich's im Kämmerlein auf- und niedergetragen
und auf meinen Armen gewiegt. Nun hatten wir aber dem
Kinde zur Hut und Wartung ein Mägdelein gegeben, eine
Waise, es war wohl ein etwas wildes Ding, aber das Leu-
chen hatte große Freundschaft mit der Bürgel, und die
Walburg hing wiederum auch gar sehr an dem Kinde,
das muß wahr sein! Wir brauchten aber dazumal eine
Hülfe beim Hüten des Kindes, denn mein Ehegemahl fühlte
sich wieder gesegneten Leibes. Nun war es damals, es sind
jetzt an die zehn Jahre, daß des Kaisers Majestät, der
ja jetzt seine Krone nicdergclegt und sich nach Hispanicn
zurückgezogen haben soll —“ „Hab's auch gehört," schaltete

der Straubinger Kaufmann ein, „Gott weiß, ob's wahr
ist!" — „Also des Kaisers Majestät," fuhr Laufner fort,
„sing damals an zu rüsten gegen die protestirendcn Stände,
die sich in Schmalkalden zusammengethav zu Schutz und
Trutz wider den Kaiser, gegen die Städte und seine fürstliche
Gnaden, den Churfürst von Sachsen und den Landgrafen
Lips, die wurden ja nachmals auch gefangen. Nun wir
hatten gerade dazumal gute Ruhe, denn unser Herzog hielt
zu keinem. Der Sebastian Schärtlein aber, den sie jetzt zum
Obersten gemacht über alles Kriegsvolk des Feindcsbundcs,
war damals der Oberste über der Städter gewaffnete Haufen
und hätte, wie man sagt, der kaiserlichen Majestät ein
schlimm Stücklein aufspielcu können, wenn er gekonnt hätte, !
wie er gewollt, aber die Herren in Nürnberg, die Kriegs-
räthe, die ließen ihm nicht freie Hand. Drüber bekam die
kaiserliche Majestät Zeit, ihre Truppen herbeizuzichen, und j
darauf gings erst gegen die Städte und dann gegen die
Fürsten. Zu der Zeit aber kamen die Kriegsvölker von
allen Enden der Erde gen Donauwörth zusammen; aus
Wälschland, von Ungarn her zogen Spanier und Wälsche
und zwischcncin Landsknechte, und auch durch unsere Stadt
zog manch Fähnlein, und von Frohnleichnam bis um Maria
Magdalena verging keine Woche, daß nicht fremd Volk an-
langte und aus dem Markt oder draußen auf dem Isar-Anger
lagerte; manche blieben einen Tag oder zwei, um zu rasten,
und war damals ein Leben und Treiben in unfern Mauern,
wie seit langer Zeit nicht, und war alle Augenblicke wieder
etwas Neues zu scheu, und lief Jung und Alt heraus, um
heut die Spanier und morgen die Wälschen, heut die Reiter,
morgen die Landsknechte zu beschauen und auch die Wal-
bnrg mit unserm Lenchcn war draußen, so oft neues Volk

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