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Cremünesc
r-Geigen.
Zu Ende des vorigen Jahrhunderts lebte in einer der
größeren Hauptstädte des dahinsiechenden heiligen römischen
Reiches deutscher Nation der alte Geigenmacher Anton Schachtel- j
mann mit seiner hübschen Tochter. Er war ein sonderbarer Ge-
selle; obwohl er sich nur mit Reparaturen befaßte und nie
zur Verfertigung eines neuen Instrumentes zu bewegen war,
hatte er doch bedeutende Kundschaft und ein ansehnliches Ver-
mögen erworben; er war aber auch in seinem Fache ganz
ausgezeichnet, und wußte die fehlenden Theilc an einem In-
strumente, waren es nun Splitter, Decke oder Boden sowohl
dem Holze als der Form und dem Firniß nach so passend zu i
ersetzen, daß Jeder darauf geschworen hätte, dieselben seien
nicht erst dazu gemacht, sondern schon ursprünglich so vorhan-
den gewesen.
Auch fehlte cs in seiner Werkstätte nie an alten In-
strumenten, von denen kein Mensch wußte, woher sie gekom-
men waren, und die er ans dem oft schadhaftesten Zustande
vollkommen tauglich herstellte und zu sehr guten Preisen an
den Mann brachte; sonderbarer Weise trugen alle von ihm her-
gerichteten Geigen Namen und Form der großen Eremoneser !
Geigenbauer Amati, Gnarnerius und Straduarius — mit
Anderen befaßte er sich gar nicht — und fragte manchmal
Jemand schüchtern: „Jst's wohl gewiß eine Cremoneserin?"
so war die mit Lachen gegebene Antwort stets: „Ob sie aus !
Cremona ist? Da wollt' ich darauf schwören."
Obwohl er nie einen Gehilfen angenommen hatte, so
konnte sich doch sein Töchterlein nicht ohne Solchen behelfen;
da dies zufällig ein Kunstgenosse war, so gab sich der Alte
zufrieden und bedingte sich nur aus, daß sein Schwiegersohn
das Geschäft übernehme, da er sich zur Ruhe setzen wolle.
Tags nach der Hochzeit, nachdem Feierabend gemacht !
war, kam der Alte mit einer Flasche Wein Hervorgefahre»
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Cremünesc
r-Geigen.
Zu Ende des vorigen Jahrhunderts lebte in einer der
größeren Hauptstädte des dahinsiechenden heiligen römischen
Reiches deutscher Nation der alte Geigenmacher Anton Schachtel- j
mann mit seiner hübschen Tochter. Er war ein sonderbarer Ge-
selle; obwohl er sich nur mit Reparaturen befaßte und nie
zur Verfertigung eines neuen Instrumentes zu bewegen war,
hatte er doch bedeutende Kundschaft und ein ansehnliches Ver-
mögen erworben; er war aber auch in seinem Fache ganz
ausgezeichnet, und wußte die fehlenden Theilc an einem In-
strumente, waren es nun Splitter, Decke oder Boden sowohl
dem Holze als der Form und dem Firniß nach so passend zu i
ersetzen, daß Jeder darauf geschworen hätte, dieselben seien
nicht erst dazu gemacht, sondern schon ursprünglich so vorhan-
den gewesen.
Auch fehlte cs in seiner Werkstätte nie an alten In-
strumenten, von denen kein Mensch wußte, woher sie gekom-
men waren, und die er ans dem oft schadhaftesten Zustande
vollkommen tauglich herstellte und zu sehr guten Preisen an
den Mann brachte; sonderbarer Weise trugen alle von ihm her-
gerichteten Geigen Namen und Form der großen Eremoneser !
Geigenbauer Amati, Gnarnerius und Straduarius — mit
Anderen befaßte er sich gar nicht — und fragte manchmal
Jemand schüchtern: „Jst's wohl gewiß eine Cremoneserin?"
so war die mit Lachen gegebene Antwort stets: „Ob sie aus !
Cremona ist? Da wollt' ich darauf schwören."
Obwohl er nie einen Gehilfen angenommen hatte, so
konnte sich doch sein Töchterlein nicht ohne Solchen behelfen;
da dies zufällig ein Kunstgenosse war, so gab sich der Alte
zufrieden und bedingte sich nur aus, daß sein Schwiegersohn
das Geschäft übernehme, da er sich zur Ruhe setzen wolle.
Tags nach der Hochzeit, nachdem Feierabend gemacht !
war, kam der Alte mit einer Flasche Wein Hervorgefahre»
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Cremoneser-Geigen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)