Fliegende Blätter (56.1872 (Nr. 1381-1406))

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uncjoii worden in allen Buch- und Kunst-

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LVI. Sb.

LiLcle rveditionen angenommen.

ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2V, Sgr.

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Frau," sagte Senator Bertram, „aber, lieber
Sie fragen wollte, ist es nicht möglich, viel-

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das Wetter draußen ist heute

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einen kleinen
zu bekommen —
rauh und unfreundlich/

'r§ ttmt mir leid," sagte der Verwalter achselzuckend,
Gesicht sah in dem Augenblick aus wie ein Gummi-
so hatte es sich in tausend kleine Falten gezogen,
r Herr Konsul selig waren vor etwa sechs Monaten
äßigkeitsverein beigetreten und hielten das Gelübde so
enS, daß sje weder eine Flasche Wein, noch eine Maß Brannt-
’Cl” wehr jm jpnus duldeten. Die Brennerei wurde gleich aus-
tin^CU U1'^ Gebäude zu einer Sonntagsschule für die -orfl
tl.Ul'r eingerichtet, und der Herr Konsul, wie die ganze Familie

n)rtl\Cn nUr nocK Kar Wasser und Thee — der Thee für Sie
aber gleich fertig sein."

Daran ist er denn auch gestorben," nickte Senator
ganz bestimmt und fest überzeugt vor sich hin, „denn
hält kein Mensch ans."

...Hm, hm. hm," brummte Herr Setzer, der Chilene, denn

ihm gerade kein angenehmes Gefühl, seist in diesem
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JC u'r Iraner vielleicht den Abend und die ganze Nacht
ungen und dann nicht einmal einen Tropfen Wein

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5't haben, um die Traurigkeit hinabzuspülen, „das ist
recht schmerzlich," und der Verwalter schien nicht
•) sich der Klageruf auf den Sterbefall oder den
bezog, denn wieder zuckte es ihm um Augen und Mund-
■“ über die Nase und Stirn weg, bis oben in

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stieg

‘Ken rollte Konsul Blickersdorfs Wagen vor und der

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aus, war aber nicht in seiner Amtskleid-

Dcr todtc Consul.

(Schluß.)

i ung und betrat auch nicht die Halle, sondern lvurde von der
Töirthschafterin gleich oben hinauf geführt.

„Das wird heute spät werden," seufzte Senator Bertram,
indem er nach seiner Uhr sah.

„Was ich Sie fragen wollte, lieber Freund," bemerkte
jetzt Herr Selzer zum Verwalter, „draußen auf dem Gang steht
ja Alles voller Kisten und Kasten und Koffer —"

„Ach Gott ja," sagte Jochel, „der Frau Consul wird
der Aufenthalt hier jetzt zu einsam und schmerzlich, und sie hat
beschlossen, nach Hamburg hineinzuziehen, wo sie wenigstens den
Winter verbringen will."

„Das ist sehr vernünftig," bemerkte Senator Bertram,
„denn sie sitzt hier draußen wirklich wie auf einer wüsten Insel

— aber — wäre es denn nicht möglich, lieber Freund, un-
seren armen guten Blickersdorf noch einmal zu sehen, ehe der
Sarg zugeschraubt wird. Es muß ja doch an der Zeit sein,"
und er sah wieder nach seiner Uhr, „oder wir kommen gar
nicht mehr vor Dunkelwerden auf den Kirchhof — Herr, du
mein Galt, wie das lvieder zu schütten anfängt, und wie kalt ■
es draußen wird! Der eisige Regen klebt schon an den Fenstern." j

In dem Augenblick ertönte von oben eine helle, feine j
Glocke durch das Haus — der Verwalter horchte einen Augen-
blick, dann sagte er mit leiser wehmüthiger Stimme: „Wenn
es den Herren denn gefällig ist, will ich Sie hinauf führen,

— der Tischler ist soeben in's Haus gegangen — aber bitte,
machen Sie so wenig als möglich Geräusch, denn die Frau
Konsul ist furchtbar nervenschwach, und hat beute fc^ori drei
Ohnmächten gehabt."

Er schritt dabei zur Thür, öffnete sie und ging voraus
zur Treppe und diese hinauf, wohin ihm die Herren jetzt auf
den Zehen und mit ängstlichem Herzklopfen folgten.