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Schwand», der Sackpfeifrr.

(Fortsetzung.)

»Ne!" sprach die Frau Wirthin und stemmte die Arme
^ die Seiten. „Ne, Gevatter Schwauda, daraus wird nichts!
VCl Ihm ist's da oben unterm Dach ohnehin schon wüst gc-
j'u3'. Geht! Trachtet lieber, daß Jhr's ausschlaft! Von mir
Er keinen Tropfen mehr eingeschenkt!"

Damit wandte sie ihm den Rücken,
j. --Saubere Wirthschaft das!" lachte Schwand«. „Auch
Trunk? Also nur so lang ich Euch ergötze, mögt Ihr
tränken, ivie das liebe Vieh, das Euch den Karren schleppt?

'‘V" schlug er mit der Faust auf den Tisch. „So will ich

„^'igstens mein Spiel haben! Holla, Ihr heran! Da ist ein

ft"? voll weißer Groschen und da sind die Würfel! Wer hat

ll'*- Einen Wurf! Den halben Hut voll auf einen Wurf!"

Niemand antwortete ihm. Dafür trat der Dorsrichter auf

^ i", faßte den Wankenden am Arme, und sprach: „Ihr

n 1 "" trefflicher Pfeifer, das weiß Gott selbst in seinem Hini-

' Nb er drei Hauplfchler habt Ihr, die heißen: Weibsen,

und Würfel, ein jedes für sich genug, den besten Jungen

ßj' Galgen zu bringen! Hört Ihr, was ich sage? An den

^^gen! Geht! Nehmt Vernunft an! Legt Euch dort auf

fr* ^stnbank auf ein Ohr! Vielleicht verschlaft Ihr die drei

Q;°,cn Dinge und Ihr werdet dann zur Ehre Gottes und zur

.Atzung der Menschheit ein noch einmal so trefflicher Pfei-
ls

brep

ich

Nix

Pack

„Was?" rief Schwanda empört. „Noch eine Pfaffen-
>gt? Ei, das fehlte noch! Tgnzen, buhlen, zechen, so lange
"ufjpicle. und dann, wenn auch ich meinen Jur haben will,

- sittenpredigen? Geht, Ihr seid allesammt ein lumpige-
nicht ein Haar meines Dudelsackbalgs wertst! Ich mag
Euch nichts wissen! Und justament! Meine Lust will
lrf) haben, und sollt' mich der leibhafte Tensel darum holen!

Ist's nicht hier, ist's anderswo! Adjes! Gehabt Euch wohl!"
nahm seinen Dudclsack und schritt zur Thür hinaus.

„Es lebe die Lust! Es leben die Dirnen! Es leben die
Würfel!" hörte man ihn noch draußen forttaumelnd jubeln.

Es war eine stürmische Winternacht, in die er hinaustrat.
Der Schnee trieb in dicken Flocken durch das Dorf. Der Wind
strich durch die laubloscn Pappeln wie aus Orgelpfeifen. Die
Wege waren kniehoch verschneit.

„Ein Wetter das, daß man keinen Hund hinausjagen
sollte!" schüttelte sich Schwanda, den, wie er so hinausgetreten
war aus der behaglich warmen Schenke in das scheußliche Un-
wetter, ein eisiger Frost überschauerte. „Aber was thut das?
Wohinzu jetzt die Beine strecken?"

Da war cs ihm, als rief dort zwischen den Pappeln
Jemand: „Auf, Burschen! Nach Draschitz! Da gibt's die
schönsten Mädchen, das beste Bier und die lustigsten Würflcr!"

Und ohne sich lange zu besinnen, rief er nach den Pappeln
hin: „He, Burschen, wartet! Ich geh' mit Euch! Schwanda
geht mit Euch! Heissa! Soll das eine lustige Nacht werden!"
setzte frischen Muthes den Stab vor sich, und eilte den Pappeln
zu. Bald hatte er sie erreicht. Es war aber kein Mensch da.
„Schlechte Kerle!" dachte er sich, „haben nicht warten können?
Doch pah! Was liegt daran? Will sic schon »och einholen!"
schob den Dudclsack über die Schulter zurück, und schritt wacker
darauf los und in's finstere, dicke Schneegestöber hinein. EZ
war ein fürchterlicher Marsch. Nach jedem zehnten Schritt bei-
nahe mußte er stehen bleiben, um anfzuathmcn und sich jjen
Schweiß van der Stirne zu trocknen. I» solchen Augenblicke»
war cs ihm immer, als höre er in kurzer Entfernung vor ji^
lustiges Gejohle und den Ruf: „Nach Draschitz! Nach Draschitz!
Dort gibt's die schönsten Mädchen, da- beste Bier und die j

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