9o Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- —- _ - Erscheinen wöchentl. ein Mal. Subscriptions- j
h a ndlungen, sowie von allen P oft ämtern und preis für ben 33anb Boit 26 SRumm. 3 fl. 64 fr. *’ “ ■
Zeitungsexpeditionen angenommen. od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2i/2 Sgr.
Eine lustige Dorfgeschichte.
(Schluß.)
Jürgei leckte sich die Lippen, aber er war entschlossen, die
; Eur strenge durchzuführen.
Er blieb noch eine halbe Stunde beim Vetter, dann schickte
^ sich zum Gehen an.
„Bhüet Gott, Vetter! Gott gcscgne cs!"
„Bhüet Gott, Jiirgei!"
Inzwischen stellte die Schmiedmagd einen Krug Bier auf
den Tisch.
„Herrgott, das Bier hat ein' Schaum!" ruft Jürgei aus.
"Vetter, Du erlaubst schon, daß ich's kost'!" und er griff nach
dem Krug.
„Wirst Du's steh'n lassen!" schrie der Schmied, und
schob dem Jürgei die Hand weg.
„Ja so,, Vetter!" sagte Jürgei recht traurig, wischte sich
das Maul, und machte sich auf den Heimweg.
Langsam ging er den Pfad zurück, den er gekommen war.
Oft blieb er stehen, öffnete den Mund und sog Luft ein,
^mit er das Brennen von de» genossenen Häringen erleichtere.
Aber das half wenig.
„Verdammte Kur!" schalt Jürgei und ging wieder weiter.
Unter dem Schatten eines Lindenbaumes warf er sich end-
'ch nieder. Das grüne frische Gras strich ihm dabei unter
! Nase.
Er konnte nicht widerstehen, er riß Gras ab und steckte
es in den Mund. Gierig kaute und schlürfte er davon.
Plötzlich hielt er inne und spuckte das Gras aus.
„Das heißt am Ende doch getrunken!" murmelte er.
»Oas Gras ist ja voll Feuchtigkeit!"
Er erhob sich und setzte seine Wanderung fort. Die Sonne
kannte wie ein glühendes Eisen und der Durst ward dem
arme» Jürgei immer lästiger.
„Wie wär's, wenn ich im Mühlbach badete!" fiel es ihm
plötzlich ein. „Vielleicht kühlt's."
Er zog seine Kleider aus und stieg in's frische Wasser
hinein.
„Ah! das erquickt! . . . Aber nur einen . . . Tropfen
trinken!"
Er fürchtete, daß er der Verlockung nicht widerstehen
könne und sprang daher aus dem Wasser.
Er zog seine Kleider an. Es fröstelte ihn. Rascher ging
er nun den Berg hinauf.
Da war er vor dem einsamen Wirthshaus.
Wie ließen sich da die Leute das schäumende Bier
schmecken!
„Ach! Rur ein halbes Seidel!"
„Der Jürgei!" ruft ihm die hübsche Kellnerin zu. „Soll '
ich eine Halbe herausbringen?"
Sie wartet aber die Antwort nicht ab, sondern rennt in
die Stube und kommt mit einem gefüllten Bierkrügel heraus.
Wie der schneeweiße Schaum über's Glas leise brausend
herabrinnt!
„Da, Jürgei, frisch vom Zapfen! Ist ein Doppelbier!"
Jürgei's Finger haben den Krughenkel umklammert.
„Und wann ich sterben müßt'!" ruft Jürgei endlich nach
langem inneren Ringen, setzt das Krügel an seine lechzen-
den Lippen, und — in einem Zuge hat er die Halbe hinab-
getrunken !
„Jetzt ist's ein Ding!" murrte Jürgei, giebt das leere
Krügel der Kellnerin und hinter ihr tritt er in die Schenkstube.
Und — er trank ein zweites und ein drittes und ein
viertes Krügel, und sein Gemüth fing an ein anderes Wetter
zu kriegen.
L«
h a ndlungen, sowie von allen P oft ämtern und preis für ben 33anb Boit 26 SRumm. 3 fl. 64 fr. *’ “ ■
Zeitungsexpeditionen angenommen. od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2i/2 Sgr.
Eine lustige Dorfgeschichte.
(Schluß.)
Jürgei leckte sich die Lippen, aber er war entschlossen, die
; Eur strenge durchzuführen.
Er blieb noch eine halbe Stunde beim Vetter, dann schickte
^ sich zum Gehen an.
„Bhüet Gott, Vetter! Gott gcscgne cs!"
„Bhüet Gott, Jiirgei!"
Inzwischen stellte die Schmiedmagd einen Krug Bier auf
den Tisch.
„Herrgott, das Bier hat ein' Schaum!" ruft Jürgei aus.
"Vetter, Du erlaubst schon, daß ich's kost'!" und er griff nach
dem Krug.
„Wirst Du's steh'n lassen!" schrie der Schmied, und
schob dem Jürgei die Hand weg.
„Ja so,, Vetter!" sagte Jürgei recht traurig, wischte sich
das Maul, und machte sich auf den Heimweg.
Langsam ging er den Pfad zurück, den er gekommen war.
Oft blieb er stehen, öffnete den Mund und sog Luft ein,
^mit er das Brennen von de» genossenen Häringen erleichtere.
Aber das half wenig.
„Verdammte Kur!" schalt Jürgei und ging wieder weiter.
Unter dem Schatten eines Lindenbaumes warf er sich end-
'ch nieder. Das grüne frische Gras strich ihm dabei unter
! Nase.
Er konnte nicht widerstehen, er riß Gras ab und steckte
es in den Mund. Gierig kaute und schlürfte er davon.
Plötzlich hielt er inne und spuckte das Gras aus.
„Das heißt am Ende doch getrunken!" murmelte er.
»Oas Gras ist ja voll Feuchtigkeit!"
Er erhob sich und setzte seine Wanderung fort. Die Sonne
kannte wie ein glühendes Eisen und der Durst ward dem
arme» Jürgei immer lästiger.
„Wie wär's, wenn ich im Mühlbach badete!" fiel es ihm
plötzlich ein. „Vielleicht kühlt's."
Er zog seine Kleider aus und stieg in's frische Wasser
hinein.
„Ah! das erquickt! . . . Aber nur einen . . . Tropfen
trinken!"
Er fürchtete, daß er der Verlockung nicht widerstehen
könne und sprang daher aus dem Wasser.
Er zog seine Kleider an. Es fröstelte ihn. Rascher ging
er nun den Berg hinauf.
Da war er vor dem einsamen Wirthshaus.
Wie ließen sich da die Leute das schäumende Bier
schmecken!
„Ach! Rur ein halbes Seidel!"
„Der Jürgei!" ruft ihm die hübsche Kellnerin zu. „Soll '
ich eine Halbe herausbringen?"
Sie wartet aber die Antwort nicht ab, sondern rennt in
die Stube und kommt mit einem gefüllten Bierkrügel heraus.
Wie der schneeweiße Schaum über's Glas leise brausend
herabrinnt!
„Da, Jürgei, frisch vom Zapfen! Ist ein Doppelbier!"
Jürgei's Finger haben den Krughenkel umklammert.
„Und wann ich sterben müßt'!" ruft Jürgei endlich nach
langem inneren Ringen, setzt das Krügel an seine lechzen-
den Lippen, und — in einem Zuge hat er die Halbe hinab-
getrunken !
„Jetzt ist's ein Ding!" murrte Jürgei, giebt das leere
Krügel der Kellnerin und hinter ihr tritt er in die Schenkstube.
Und — er trank ein zweites und ein drittes und ein
viertes Krügel, und sein Gemüth fing an ein anderes Wetter
zu kriegen.
L«