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18. Bestellungen werden in allen Buch- uudKunst-
g , Handlungen, sowie von allen P ostä
«Hssungserveditionen angenommen.

mt ern nnt, Erscheinen wöchentl. ein Mal. Subscriptions-

mrern und = preis für den Band von 26 Numm. 3 fl. 54 kr. ®ö-

od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2i/„ Sgr

Schwanda, der Sackpfeifcr.

(Schluß.)

'ich

^chwanda blickte auf. Im Hintergrund des Saales hatte

sj^ winterliche Landschaft geöffnet. In ihrer Mitte erhob

l). ein Hügel, auf dem Hügel das Hochgericht, am Hoch-

^'ehte hi,,g eine zerlumpte Gestalt in Ketten, einen Dudelsack

^'Jct i>em Arme, — er erkannte sich selbst! Um den Fuß

Hochgerichts tobte ein wirrer Hanfe, Mädchen, Weiber,

Mer Männer durcheinander, alle elend, halbnackt, den Jam-

Hungers und der Verzweiflung in den abgehärmten

,^en' und warfen nach ihm mit Krügen, Kinderleichen und

^"rfeln. Tan» kamen die Schergen, nahmen den Gerichteten

' Hochgericht, thaten ihn in einen Sack, luden ihn auf

5"°« Karren,

«r-

kochen

E

. und führten ihn fort. Der wüste Haufe
^""gte sich hinterdrein. Eine Jammergestalt, zusammenge-
und j„ Lampen, auf dem Dudelsack pfeifend,


war — Er selbst. Er blies sich
)as Bild verschwand in Nebelgrauen.

schloß
selbst zu

^ . «sl‘un," nahm der Herr ivieder das Wort, „willst Du

^' "kommen, dann, — der Morgen graut schon! — so wie

? !' bc" Hahn krähen hörst, ruf' mit uns: Beim Luzifer, au

oüichcs Wiedersehen! Und

, Schwanda
leg?

Du bist für immer der Uns're!"
sah groß empor. „Was soll das bedeu-

Wo bin denn ich da eigentlich hingerathen? Wo will
hinaus? Am Hochgericht soll ich enden? Unsern Herrgott,
^nn er seinen Morgenbotcn, den Gevatter Hahn, auf den
^Mn steigen, und der Welt das liebe Morgcnroth verkünden
wick. soll ich verläugnen und den leibhasten Gottseibeiuns an-
^Nsen? Nun — ich will mir das

wohl noch überlegen . . .!"
Am selben Augenblicke aber krähte draußen schon der
laut auf.

p »Beim Luzifer, auf fröhliches Wiedersehen!" riefen die
H"ren ,,nd Damen durcheinander.

„Gelobt sei Jesus Christus!" grüßte Schivanda frischweg
drein, schlug ein Kreuz und sprach ein herzlich lautes Vater-
unser.

Doch — was war das? War das nicht das Horn des
Nachtwächters, das vom Dorfe herauf die Stunde nbblies?

War das nicht das Rauschen dürrer Pappeln? Ein schar-
fer Morgenwind strich ihm um die Ohren. Schneeflocken trie-
ben ihm in's Angesicht. Er schlug die Augen auf. Rings
um ihn her breitete sich dämmernd ein weites Sch'neegefilde
aus. Fern im Osten lag ein schmaler rother Lichtstreif über
dem Saume des dunklen Böhmerwaldes. Er selbst — saß
rittlings auf einem Querbalken, den Dudelsack vor sich auf dem
Schooße, die Haare wirr im Winde flatternd, erstarrt am ganzen
Leibe und bis in's Innerste hinein klappernd vor Kälte. Aber
noch etwas Anderes klapperte da! Von dem Balken, auf
welchem er saß, und auch von den andern Balken neben ihm
im Gevierte hingen Stricke herab, und an den Stricken
entsetzlich! — baumelten halbverwitterte Menschengerippe! Kein
Zweifel weiter, — cs war der Hügel, cs mar das Gebälke,
auf dem er in der Nacht zu kurzer Rast sich niedergelassen.
Der Sturm hatte es mit Schnee verweht, der Sturm hatte
den Schnee wieder fortgefcgt. Es war das Hochgericht von
Strakonitz, — es war der Galgen, auf dem er saß! Und >oo
ivar das Schloß? Wo war der glühwürmererlcuchtete «aal?
Es war Alles fort, verschivunden, zerflossen in Nichts.
wo war sein Hut mit den blanken, frisch geprägten Dukaten?
Der Hut, der lag wohl unten, am Fuße de- Galgens, die
Dukaten aber, auch die waren fort! Dafür kreiste auf der
Erde unten um die vier Psähle des Galgcnv ein seltsames
Gezüchte von geschwänzten Unthieren, und in den Lüften, ge-
rade über seinem Haupte, ein Schwarm krächzender Raben,

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