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Die schö' Cenzi

hat er g'fragt und g'schrie'n und g'scholt'n, daß d' Leut' 'rci'-
gloffa sau, schaugu, was 's denn geit. Na' hat er au jcdu feint
Schlüsst zoagt und an' jedn decs nämli' g'sagt von' Dietrich und
von an' Hauptspitzbuabn, der da gwiß g'holfa hat und dces
müßt' a' Schlosser sei' und wer dees sei' kuuut und a so furt.
— Ja no', der Flori is halt dahi' gwcst und ma' hat nix
mehr von ihm g'spürt und koan' Schlosser aa' nit d'erfragt
und gar nix. 'S End von' Lied is gwest, daß der Landrichter
a'gschafft hat, daß 's Schloß abg'andert wern muaß.

In den Mittc'wald, ivo ma' schier nix anders redn hört als
von' Geignmacha und Gcignhandl hats natürli' über die Flori-
g'schicht viel z'schwaatzn gebn und hanim si' vielt Ticndl», die
den Flori 'kennt Hamm, g'freut, daß er auskcmma is, denn mit
an schön'» Buabn Hamm d' Diendln nllcwci' Mitleid» in so an’
Fall und wann's aar a' rechter Spitzbua is.

Es hat aber bald cbbas anders z'redn gebn und dces alli
Leut d'erschrcckt hat, dees sau die Nachricht» gwesn, die von
alli Seitn kemma san, daß si' in Tyrol Alls z'ammricht zun
an' Ausstand gegn die Boarn und daß 's in Fruajahr a'gch'
soll. Und is aa' richti' a'ganga. — O mci'! was hat si' die
guat' Cenzi g'sorgt und 'kümmert: „giviß muaß der Flori aa'
mit ausziegn und na' werd er cbba d'erschossn, du lieber
Gott!" 4l jo hat s' denkt und halt 'bct'i, daß ihr» Flori
I nix g'schicht.

Der Handl mit die Tyroler is aar allwci' ernsthafter
worn, boarisch' Militär is auf Mitte'wald kemma, der Graf
Arco is bis in d' Scharnitz vorg'ruckt und hat da Verschanzunga
a'glcgt. Bald hat All's bei dcra Arbct mithclfa miissn und
'n Peter» Hamms' unter d' Soldat» g'numma und san allewci'
schlechtcri Nachricht» kemma, daß die Bauern Innsbruck ei'g'numma
Hamm und 'n General Dirwa z'rucktricbn und daß 's koan'
Pardon gehn, graust', graust'.

So is oa' Wocha um die ander' in Angst und Schricka
verganga, da hat mar aufamal vo' der Scharnitz her mit Kanonen
schieß» hörn und san bald d'rauf Reiter 'rcigsprengt, es gaang'
schlecht und ma' soll von' Landg'richt und Rentamt 's Geld und
d' Kassn flüchtn und d' Leut soll» ihna Sach verstecka und ma'
soll's auf Müncha meldn, daß si' der Arco nit halt» ko' und
daß Hilfstruppn g'schickt wcr'n. Und was fnrtkinna hat, is
furt, alli Biamti und alli vermöglinga Leut, All's hat si'
gflncht'. Na' san Waag» dahergraßlt und Verwund'ti auf
Stroh drobn g'legn und aa' der alt' Peter, der an' Stroaf-
schnß in dlrm 'kriegt hat, daß cr'n nimmer hat brauch« kinna.
Dees is a' Jammer gwest und an' Elend nit zu'n sag». Und
den andern Tag in der Frna san Soldat» flüchti' daherkemma,
ganzi Schaar» und allcwei' mehra und Reiter und Kanona
und Alls durch Mitte'wald durch! auf Mnrnau zun und auf
Kochel, in's Land außi.

Tic Tyroler Hamm überall gwnnna und san die Boarn
ans '» Fuaß nach und san die schier no' nit ans'» Markt
d'ranßt gwest, so san die lyrolisch» Scharfschützn schon cina
mit Schicssn und Schrcia und Juchezn und san glci' in d'
Hauser g'ftürmt zun Plündern und Riord'».

Der Peter und d' Cenzi Hamm ihna lctzts Stündl vor Augn

vo' Mitte'wald.

g'scgn, wier a' so a' Schütz d' Thür aufgstößn hat und mit'n
blauka Scitngwihr vor ihna gstandn is. Da hat aber d' Cenzi
aufamal an' Schroa tho: „Jesses der Flori" und is z'amma-

g'sunka. Ter Flori. denn er is 's gwest, is glei' hi'gspnmga

und hat ihr aufg'holfa und zuagredt: „Thäats Enk nit ferchtn,
so Gott will, soll Enk nix g'schegn," und wie glei' d'raus mit
Larma und Fluacha a' Rudl Bauern hat eine wolln, hat er
s' a'g'schrien: „Z'ruck da, dees is mei' Quartier, suachts
Enk an anders," und hat s' mit sein Saabi außi cummadirt.

Ta hat ihm der Peter d' Hand gebn: „O mci' Flori, ohni

di' waarn ma' verlorn gwest," und d' Cenzi is ihm um 'n
Hals g'falln und hat gwoant und bitt': „O Flori bleib' dein
uns, verlaß uns nit in dcra schreckbarn Zeit!" Und der Flori
hat s' 'tröfft wier er kinna hat, und wie's draußt do' endli'
ruhiger 'worn is, hat er viel z' verzühln g'habt wie's ihm
d'crwei' 'ganga hat.

„I' hätt' heunt gar nit daher komm« soll»", hat er g'sagt,
„hast' in d' Lentasch solln und vo' da an' Steig ausspccalirn
über'» Wetterstoa', i' Hab' mcr aber 'denkt, Ees kunnts mi'
brauch«, d'rum bin i' her und geh' morgn auf Leutasch, dort
muaß i' no' auf a' Botschaft wart» für meint Gang' und
der'wci halt' i' mi' bei mein' Bast auf. Und Ees", sagt er,
„thäats aar am g'scheitestn, bal's mit mir geht's, denn was ebber
i» Mitte'wald no 'All's passirt, dees woaß unser Herrgott, und
mei' Basl möcht' mei' liebt Cenzi gar gern scgn und möcht'
ihr danka dafür, daß s' mi' frei gmacht hat und d'errett't
vo' der schimpflinga Zuchthausstras."

Jctz' hat der Peter erst die G'schicht vo' der Flucht er-
fahr». „Schau, schau", sagt er, „da sicht ma', wie mar oft
froh sei' muß, daß nit Alls g'schicht wie ma's sürhal. I' ho'
ja selm g'fluacht ivicr a' Türk, daß d' mer auskcmma bist und
heunt dank i' Gott tauscdmal dafür."

„No'", sagt der Flori, „d'rum Werst aa' nir dagegn Hab»,
Peter, wann i' d' Cenzi hcnret, mei' Göd is g'storbn und hon
an' Erbschaft g'macht, daß i' jctz' a' g'standener Mo' bi' und.
der Krieg werd aar an' End nchma."

„Wanns Gotts Will» is", hat der Peter g'sagt, „und
mein' Scgn gieb' i Enk gern zu der Heuret." Da is der
Cenzi aar «mal wieder a' Freud durch's Herz 'zuckt und is
ausg'macht worn, sie genga in aller Frna mitanand in d'
Lentasch zun Basl. —

Ma' kon ihm dcuka, wie s' decs Basl, n' guati alti Schacht!,
freundst' cmpfanga hat und hat s' aufgnnmmn in ihra Haus,
und san da guat aufg'hebt gwest. 'S Basl hat a' großi
Wirthschast g'habt und da hat d' Cenzi glci' mitg'arbet und
der Peter aa', soviel 's sei' Arm d'erlittn hat, der Flori is
aber bald ungeduldi worn, daß koa' Botschaft kemma is und
daß er nit woaß, was er thoa' soll. Aber 's Basl hat an'
Rath gwist: ,,J' will dir sag», was d' thuast Flori", hat's
gsagl, „Heure tu thuast bei’ Cenzi, da hast jctz' die schö'st Zeit
dazna und werd wohl gleich sei', obs d' bei’ langwciligi Bot-
schaft als lediger oder als verheurcter kriegst."

„Taused", hat der Flori glacht, „mcinoad Basl, bist g'scheitcr
als i', und hat ihm nimmer b'sunna und d' Hochzet is gwest
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