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Die famose Felddienstübung.

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kr würde wiederum gebrummt haben: „Ein merk—würdiger
Kerl, dieser Kreuzschnabel, ein ganz merkwürdiger Kerl!"

Als das Hin-" und Herreden voriiber war, und meine
Kameraden sämmtlich ihre Instruktionen in der Tasche hatten,
"ahm mich der Regimentskommandeur bei Seite und sagte:
»Sie haben also gehört, um was cs sich handelt, Major Kreuz-
schnabel. Ihrem Bataillon fällt lediglich die Bestimmung eines
Seiten-Detachements zu, und ist selbiges daher einfach auf
das Beobachten angewiesen: Das werden Sie wohl können,
wie?" — „Zu Befehl, Herr Oberst!" rief ich, die Rechte
an den Helm legend und mit keiner Miene merken lassend, daß
"h die Ironie fühlte, „jawohl, das werde ich wohl können!"

— „Sie marschiren also mit Ihrem Bataillon sofort auf der
Landstraße, die nach Knifflingshausen führt, behalten Fühlung
>»it dem Gros und machen sofort Meldung, wenn Sic etwas
vom Feinde wahrnehmen." — „Zu Befehl, Herr Oberst!"
"-„Sollten Sie angegriffen werden, und dies wird jedenfalls ge-
schehen, dann ziehen Sie sich fechtend zurück und suchen auf dem
kürzesten Wege zum Gros zu stoßen. Apropos, Sic wissen doch,
wo das Gros Aufstellung nimmt?" — Der Teufel wußte es,
aber nicht ich. Dessenungeachtet legte ich die Rechte wiederum
an den Helm und murmelte das übliche „zu Befehl, Herr
Oberst!" — „Gut!"

Der Oberst warf sein Roß herum und sprengte von dannen.
3ch ließ mein „An die Gewehre!" erschallen und das Bataillon
>n Sektionen ausmarschiren. Dann winkte ich meinem Adjutanten
Und dem Premierlieutenant von Malefizkh, welcher in Stellver-
tretung seines erkrankten Hauptmanncs die erste Compagnie
snhrte, an meine Seite, zog meine Manöverkarte hervor, faltete
sic auseinander und blickte mit überaus feierlicher Miene hinein.
»Meine Herren", sagte ich dabei langsam und gemessen, „wir
werden also auf Knifflingshausen zu marschiren und dort verdeckte
Aufstellung nehmen." — Ich erreichte vollständig meinen Zweck
"nt diesem Manöver. Denn kaum war das Wort „Knifflings-
hausen" über meine Lippen, als der Malefizky auch schon mit
bcm Zeigefinger auf die Karte tippte und im windhundsmäßigem
Feuereifer ausrief: „Jawohl, Herr Major! Knifflingshausen

— da liegt es und hier ungefähr stehen wir, und hier ist die
Landstraße, die nach dem Marktflecken Himmelangst führt. Auf
der marschiren wir, bis wir an den Seitenweg kommen, der
"ach Knifflingshausen führt."

Das wollte ich nur wissen. Ich lachte mir heimlich in's
Fäustchen. Indessen durfte ich mir doch nicht merken lassen,
baß ich's selbst nicht gewußt hatte, und so rief ich denn im
donnernden Tone: „Lieutenant von Malefizky! Sind Sic denn
des Teufels? Wie können Sie sich unterstehen, mich zu nntcr-
brechen? Ich bin kein Freund von solchem Vorwitz und bitte
wir aus, daß Sic ein ander' Mal erst dann antworten, wenn
Oie gefragt werden. Haben Sic mich verstanden, Lieutenant
von Malefizky?"— Der Herr Lieutenant machte sein Honneur,
hatte mich verstanden.

Nun hatte ich aber auch die Verpflichtung, die Pille wieder
einigermaßen zu überzuckern, und so fuhr ich denn im gemäßigten
Tone fort: „Da ich übrigens sehe, daß Sic gut orientirt sind.

Lieutenant von Malefizky, so sollen Sic mit Ihrer Compagnie
die Avantgarde bilden, und nachher, >venn wir Stellung ge-
nommen haben werden, soll Ihre Compagnie auf Feldwache
ziehen." — „Zu Befehl!" rief der Lieutenant, wandte sich
sofort zu seiner Compagnie, bestimmte Spitze und Vortrab und
setzte sich sodann in Laufschritt, um den erforderlichen Vor-
sprung zu gewinnen.

Nachdem ich solchergestalt den Lieutenant von Malefizky
zu meinem Wegweiser gestempelt hatte, schickte ich Herrn von
Degenbach, meinen Adjutanten, auf Reognoscirnng aus. Er
sollte sich über die Marschrichtung des Gros informiren, damit
wir die vorgeschriebene Fühlung innehalten konnten. Und nun
vollständig über den Ausgang der Felddienstübung beruhigt,
rief ich die Hauptlcute von Mausewitz und Schnaudersheim,
welche eben solche Schwerenöther lvaren, als ich, an meine Seite,
plauderte mit ihnen über den Unfall, welcher mich vorhin be-
troffen und rauchte dazu gemüthlich meine Cigarre.

_ (Fortsetzung folgt.)

Revanche.

Dame: „Es ist sehr warm in diesem Salon. Nehmen
Sie auch meiner Lcda hier das Mäntelchen ab."— Kellner:
„Den Augenblick! — Speisen die Damen kable d’höte oder
a la carte?"

15*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Revanche"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bechstein, Ludwig
Entstehungsdatum
um 1882
Entstehungsdatum (normiert)
1877 - 1887
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 76.1882, Nr. 1915, S. 115
 
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