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Die Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbüttel — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 4: Hameln: Verlag C.W. Niemeyer, 1987

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DIE BIBLISCHEN GEMÄLDE

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167 Die Beweinung, 1557 von einem unbekannten niederländischen Künstler. Zustand vor der Restaurierung.

sten nichts von einer Totenklage. Das Bild „Die
Beweinung“ hat somit seinen Ursprung nicht im
biblischen Bericht, sondern in der Versenkung der
Gläubigen in das Leid Christi. Das Bildthema tritt
auch häufiger erst seit dem 13. Jahrhundert auf. In
der Regel verlegt die italienische Kunst die Bewei-
nung vor das Felsengrab, die Kunst nördlich der
Alpen unter das Kreuz.13'
Auf dem Wolfenbütteler Gemälde erfolgt die Be-
weinung vor der Wand des Felsengrabes mit Blick
auf die drei leeren Kreuze im Hintergrund. Der
tote Christus ist in den Armen des Johannes zu Bo-
den gesunken. Er kniet mit kraftlos vornüberge-
beugtem Haupt. Der gequälte Körper liegt nicht,
wie üblich, in der Ruhelage, nicht auf Leinen gebet-
tet ausgestreckt auf dem Boden. Ihm gegenüber
kniet Maria, der Ohnmacht nahe, gestützt von
einer der galiläischen Frauen. Die neben ihr knien-
den Frauen gaben sich ganz ihrem Schmerz hin:
Maria Magdalena blickt sinnend zu Boden, die
Frau neben Maria ist ganz in sich versunken, die
andere galiläische Frau erhebt die gefalteten Hände
zum Himmel. Keine der drei Frauen wendet sich
liebevoll der Muttergottes oder Christus zu. Die
jugendlich gegebenen Frauen knien im Schutz des
tief bekümmerten Nikodemus, kenntlich am Ham-

mer, und des ehrwürdig alten Joseph von Arima-
thia. Beider Blicke begegnen sich in der Sorge um
Maria. Joseph weist mit eindringlicher Gebärde auf
Maria hin, die von Nikodemus liebevoll umfaßt
wird. Johannes, zu den Frauen hinüberblickend, ist
von keinem Schmerz gezeichnet. Sein schönes Ge-
sicht ist der schärfste Gegensatz zu dem schmerz-
entstellten Gesicht des Herrn.14'
Die Allegorie auf Sünde und Erlösung
Das Gemälde „Christus am Kreuz“, „ein beson-
deres Gemälde wider die eigene Genugtuung“ wie
es Woltereck in seinen „Wolfenbütteler Merkwür-
digkeiten“ nennt, ist ein Werk des Niederländers
Hans Vredeman de Vries, der von 1586 bis 1590 als
Baumeister und Maler am Wolfenbütteler Hof
tätig war. Das Bild ist ursprünglich als Altarbild
bestimmt gewesen, wurde aber nach dem Tod des
Herzogs Julius im Auftrag der Herzoginwitwe
Hedwig durch zwei Flügelbilder zum Triptychon
erweitert und als Epitaph in der fürstlichen Grab-
kapelle aufgehängt. Es ist am Fuß des Kreuzes
signiert und 1590 datiert.15'
Das Bild ist eine Allegorie auf Sünde und Erlö-
sung. Christus am Kreuz hat ausgelitten. Sein

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