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Die Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbüttel — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 4: Hameln: Verlag C.W. Niemeyer, 1987

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ROLF-JÜRGEN GROTE/HERMANN RUHR

§ 38. Die Viertel-Glocke hat der ietzige Opfermann
Cherubim im Jahr 1707. der Kirchen verehret, und sol-
che mit 1. thlr 9 g bezahlet. Letzteres bezeuget seine
eigene Hand, und ersteres ergiebet die in der Glocke be-
findliche Schrifft, folgenden Inhalts:
Ernest Barthold Cherubim ietziger Zeit Opfermann,
d 10. Sept: 1707.
Siehe Invent: der H. K. n. it. Kirch-Besicht: § 85. n. 2.
§ 39. Hingegen stehen in der andern etwas großem
Glocke, so man höret, wenn es voll schlägt, diese Worte:
Nicolas Wilhelm Ulrich.
A° 1707. d 16. Nov:
Und daraus ist klar: daß die Kirche solche der Freygebig-
keit des noch lebenden Herrn Bürgemeisters Ulrichs zu
dancken habe.
Siehe Kirch-Besicht: § 85. n. 1.
§ 40. Jetzt berührte Stunden-Glocke ist an. 1724, weil
sie keinen rechten Klang mehr geben wollen und sehr ge-
klappert, dieses fehlers halber herunter genommen, d n
4 Jun. selbigen Jahrs auf der Wage hieselbst gewogen,
5!/2. 1b schwer befunden, darauf nach Braunschweig ge-
schicket, von dem Fürstl. Stück-Gießer Christian Lude-
wig Meyern um- und zu 13 1b gegoßen worden.
Siehe Glocken-Unk: n.
§ 41. Sie hat nach gedachten Stück-Gießers Quitanzt
folgendes gekostet:
Vor die Kirche B. M. V. eine kleine Glocke
gegoßen, wieget 13 Ib, das Ib 18 g thut an
Gelde 6 thlr 18 g
Darauf eine alte Glocke empfangen, so ge-
wogen 5Vi Ib wovon das halbe ins Feuer,
bleibet 3 Ib, das Ib 12 g thut 1 „ 24 „
Restiren 4 thlr 30 g
Bezahlt Wolffenbüttel
d 30. Äug. 1724. Christian Ludewig Meyer.
Siehe Glock:Unk: n.
§ 42. Hiezu hat der Burgemeister Ulrich aufs neue
3 thlr hergegeben, und die Kirche bloß den Rest mit 1 thlr
30 g bezahlet. Dahero auch zum Andencken dieser neuen
Glocke des Burgemeister Ulrichs Name eingegossen
worden.
Siehe zum theil KRegist: an. 1724. fol:
§ 43. Zum Beschluß können wir nicht umhin, bey-
läuffig alhie zu berühren: daß die Kirche B. M. V. noch
eine alte unbrauchbar gewordene Zeiger-Glocke gehabt,
welche ehedeßen in dem kleinen Kirchen-Thurm gehan-
gen und gleich!als umgegoßen werden solte. Wie aber an.
1711. die Gemeine zu Bleckenstedt um selbige anhielt,
ward sie mit bewilligung E. Hoch Fürstl. Consistorii
verkaufft, und dafür von besagter Gemeine den 2. Dec.
ej. an. in einer Summa bezahlt 221. thlr 12 g.
Siehe Glocken-Unk. n. 56. und
K. Register an. 1711 fol: 47.
§ 44. Diese Glocke hat gewogen 73/4 c 4 Ib
der Eisern Kneppel - „ 69 „
noch ander Eisen dabey - „ 20 „
Summa
Auf selbiger befand sich ein altes Abts-Wapen mit der
Umschrift:
Gode Beqvame me sü ons Geelükde te samen. Pieter.
Maria, ende Nicklavs sün onse namen.
M. V.c' Ixxiiii.
Das ist:
Gott und Glück fügen uns bequem zusammen. Peter,
Maria, und Nicolas sind unsere Namen.
1574.
Siehe Glock: Unkosten n. 56.
u. KRegister an. 1711. f. 47.

Das 25te Capitel
Von den Kirch-Thürmen
§ 1. Nunmehr ist es Zeit, nach den Glocken auch den
Thurm, worin sie hangen, und was sonsten dieserhalb zu
mercken, gleichfals beyzubringen. Da dann der Augen-
schein giebet: daß auf dem Heinrichstädtschen Kirchen-
Gebäue zweene Thürme stehen: der Große gegen
Abend, so unvollendet gelaßen; der kleine morgenwerts,
welchen die Kirchen-Register und andere Archivs-
Schrifften die Zeiger-Spitze nennen.
§ 2. Jenen hat Hertzog Heinrich Julius an. 1616. zu
bauen angefangen, und deßen Sohn vollenden wollen,
wie davon folgende Schrifft, so in einem hoch über der
schönen Thür am Thurm eingemauerten großen und
zierlich gehauenen Quader-Steine stehet, also zeuget:
HENR. JVL. DEL GR. D. B. E. L. HOC OPVS
INCOEPIT ET FRID. VLRI. FILIVS PERFECIT.
ANNO 1616. ET ALIQVOT SEQQ.
Das ist:
Heinrich Julius, von Gottes Gnaden Hertzog zu
Braunschweig und Lüneburg hat dieses werck ange-
fangen, und Friedrich Ulrich der Sohn, hat es vollen-
det, im Jahr 1616. und etlichen folgenden.
Siehe Kirch-Besichtigung, § 13.
§ 3. Warum aber das Werck ins Stecken gerathen? ist
eben nicht schwer zu errathen. Vorige Schrifft giebt
wahrscheinlich genung zu erkennen: daß aus Fürstl. Mit-
teln der Thurm-Bau geschehen sollen. Allein wie da-
malige Krieges- und Verwüstungs-Zeiten allenthalben
großen Geld-Mangel, viele Noth und hinderniße verur-
sachten, muste man mehr auf nothdürftige Bezahlung
weit unentbehrlicher Dinge, als auf einen solchen Bau
dencken, welcher, hinauszuführen der Fürstl. Casse all
zu schwere Kosten und nachgehends der Kirche jährlich
ein nicht weniges zum Unterhalt würde erfordert haben.
§ 4. Anstatt nun, daß der Thurm in die höhe sollen ge-
bauet werden, geschähe an. 1625 im Februar bloß eine
Zudeckung von Holtz und Brettern. Der Zimmermei-
ster, Christoph Driller, bezeuget solches in seiner Qui-
tung vom 2. Mart: 1625. nach welcher er Anfangs ge-
meldten Jahrs das Gerüste an der Orgel weggenommen,
hernach zur Zudeckung des Thurms die Sparren und
Träger ausgearbeitet, abgebunden, auf den Thurm aufge-
richtet, sechs Fuder, 14. entzeln Dielen darauf und ihn
damit zugedecket; endlich auch die neue Treppe an der
neuen Priechen gesetzet. Wofür er überhaupt gefodert
23 f 5 g.
Siehe Thurm-Kosten n. 2.
§ 5. Anno 1626. den 8. Mart, berichteten an Ihro
Köngl. Maj. zu Dännemarck damals alhier anwesend, die
Bau-Directores, wie auch Inspectores und Vorsteher der
Heinrichstädtschen Kirche unterthänigst: daß die neue
Kirche durch vornehmer Fürsten und anderer Herren
auch gemeinen Standes-Persohnen gnädige und mildrei-
che Zusteuer nunmehr so weit ausgebauet, daß es bloß an
den eingebäuden und weiter ausführung des Kirch-
Thurms ermangele. Weil sie nun ungern ihre Hände wol-
len sincken und solch Gebäu unausgebauet hinstehen
laßen; Ihnen aber bey damals elenden und betrübten Zu-
stande der von S. F. G. angeordneten Mittel von dem
Feinde dermaßen benommen, mithin der Kirchen solch
Gebäu für sich zu continuiren und zu vollführen gantz
unmöglich fiele: so bäten sie um eine mildreiche König-
liche Beysteuer, und selbige in ein beygehendes Kirchen-
Buch gnädigsten Gefallens einzeichnen zu laßen.
Siehe Thurm-Bau n. 3.
Ob und was sie hierauf erlanget: ist heut zu Tage unbe-
kannt: weil die meisten Einnahme- und alle Ausgabe-

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