CORPUS BONORUM
Bücher der Bau-Directoren in dem Kirchen-Archiv er-
mangeln.
§ 6. Nach der Zeit hat man sich begnügen laßen, den
Thurm so weit er an 1625 gelaßen, bloß in baulichem
Stand zu erhalten; oder den durch Wind und Wetter rui-
nirten, wiederum auszubauen und zu beßern. Unter wel-
chen Bau- und Beßerungs-Kosten diejenigen, so unter
Hertzogs Augustens Regirung geschehen, die merck-
würdigsten seyn.
§ 7. Denn als an. 1655 den 16. Aug. hoch ermeldtem
Hertzog zuvor unterthänigst berichtet worden: was ma-
ßen das Dach auf dem Kirchen-Thurm wegen Länge der
Zeit von Ungewittern an den Balcken gar sehr beschädi-
get und verstocket, mithin leicht einstens vom Winde
zum großem Schaden der Kirche gantz möchte herunter
gehoben werden, so geschähe an. 1656 ein neuer Bau
daran, wovon nachstehende Ausgaben annoch bekannt:
Siehe Pfeiler-Bau n. 1. u. Thurm-Kosten n. 12 bis 15.
§ 8. 1656. Dem Zimmermeister
Christoph Hammel den neuen Kirch-
Thurm zu bauen 34 thlr - g
Für Balcken Dielen Sagemühl- und
Schreib-Gebühr 87 „ 11 „
Für Nägel u. Klammern 6 „ 16 g
1656. Christoph Hameln abermals 25 „ - „
Summa 155 thlr 27 g
Siehe Pfeiler-Bau n. 1. u. Thurm-Kosten n. 12 — 15
§ 9. Anno 1678. thaten sich abermals an dem Kir-
chen-Gebäude große Gebrechen hervor. Die Thurm-
Haube oder das oberste höltzerne Verdeck war mit den
darunter gelegten Spahr-Höltzern mürbe und untauglich
worden, die Orgel hatte große Defecte und das Gewölbe
darüber drohete eine herzunahende Gefahr. Dieserwe-
gen suchten die Vorsteher an. 1679. den 15. Jan. die Hoch
Fürstl. Hülfe und erlangten darauf den 22. Mart, diesen
gnädigen Bescheid:
§ 10. Wir werden zwar der Kirchen mit dem verlang-
ten Holtze gerne aushelfen, weil aber unser Obrister
Schmiedeberg beßer hält, ein Dach von Schiefersteinen
auf den Thurm zu setzen, so wird nöthig seyn, einen An-
schlag zu machen, wie viel solches auch reparirung der
Orgel, nicht weniger des von dem Obristen Schmiede-
berg angemerckten Schadens an dem Gewölbe über der
Orgel kosten werden.
Und weil wir vernehmen: daß die Kirche noch ziem-
liche Intraden habe; als verlangen wir von unserm Con-
sistorio Nachricht: wie es darum stehe? wer die Admini-
stration solcher Intraden führe? auch ob und durch wen
die Rechnung jährlich eingenommen werden; um zu
sehen: ob solche Mittel zu den nöthigen Kosten zureichen
wollen oder nicht? Wolfenb. am 22. Martii 1679.
R Augusts
Siehe Thurm-Kosten n. 19—22.
§ 11. Obiges Decret brachte sofort den 28. Mart. 1679.
die Vorsteher dahin, Einem HochlöbL Consistorio zu
berichten, daß die reparations-Kosten am Kirch-Thurm,
Gewölbe und Orgel von den Kirchen-Mitteln unmög-
lich erfolgen könten. Denn 1) müßte die Kirche an Besol-
dungs-Geldern und andern Ausgaben bey nahe an die
1200 thlr alljährlich bezahlen; hernach würden ihr auch
die reitbarsten Aufkünfte der Kirchen durch den Freyen
Kirch-Hoff hinterm Kayser Thor so sehr gemindert, und
bey Adlicher Leichen-Abfuhr, alles Bitten und Supplici-
rens ungeachtet, dennoch so wenig zu ihrer schuldigen
Gebühr verhülfen, daß der jährlich überbleibende vor-
rath nothwendig gantz geringe seyn müste.
Siehe Thurm—Kosten n. 23.
§ 12. Wie endlich der Glocken-Thurm von den Wind-
stürmen immer mehr und mehr Schaden litte und die
Kirch-Väter an. 1681 den 6. Dec: dieserwegen um Bey-
hülfe und Hoch-Fürstl. Verordnung abermals anhielten,
so wurden gleich darauf Abriße von einem Thurm, den
das fundament ertragen konnte, gemacht, der geringste
daraus von damaliger gnädigsten Herschafft erwehlet,
ferner ein An- und Überschlag aufgesetzet: wie viel Tan-
nen- und Eichen-Holtz, Arbeits-Lohn und andere Un-
kosten dazu von nöthen
Thurm-Kosten, n. 24. u. 25.
§ 13. Dem ungeachtet gerieth das Werck frühzeitig
wieder ins Stecken, ohnfehlbar daher: weil Ihro Durchl.
den Thurm aus den Kirchen-Mitteln zu erbauen ent-
schloßen waren; die Vorsteher hingegen das Unvermö-
gen der Kirche fleißig vorschützeten und an. 1682. den
7Aug. unter andern vermeldten, wie die Kirchen-Intra-
den wegen sehr ausbleibender Gefälle, einreißender stil-
len beysetzung der Verstorbenen und des freyen Kirch-
Hofes hinter dem Kayser-Thor in solchen Abgang ge-
rathen, daß man kaum die Kirch- und Schul-Diener
davon unterhalten könnte.
Siehe Thurm-Kosten n. 25.
§ 14. Wegen sothaner Spitze ist schon zu Hertzogs
Augusti Zeiten die Erbauung vor- und ein Abriß vorhan-
den gewesen: nach welchem derjenige so in dem Arbusto
Augustaeo fol: 2 8 5.25’ und daraus hieher gebracht zu
sehen, vermuthlich eingerichtet.
§ 15. Dann scheinet man auch unter ietziger Zeit gnä-
digst Regirender Herschafft abermals diesen Bau vorge-
habt und zu dem Ende beyliegenden Abriß, worauf oben
der geschlungene Name W gefertiget zu haben.
§ 16. Woher aber die Unkosten zu seiner Aufführung
kommen sollen? ist bisher nie ausgemachet, wird auch
noch wohl eine Zeitlang unausgemachet bleiben; weil
vorsichtige Haushalter und Väter der Kirchen nicht
allein dahin zu sehen haben: daß ein Thurm der bloß zur
Pracht dienen soll, ohne Verzehrung ausstehender Kir-
chen-Capitalien aufgebauet; sondern auch daß ein neuer
Haupt-Stuhl wenigstens von 1000. thlr erbeten oder
sonst herbey geschaffet, und so dann unter dem Namen
Thurm-Capital sicher beleget werde; damit nicht aus
Mangel unentbehrlicher Beßerungs-Kosten der Thurm
weit eher wieder zu Grunde gehe, als er in die Höhe ge-
bracht.
§ 17. Bis dahin ist es genung den Glocken-Thurm bey
seinem jetzigen Stande in guter Beßerung zu erhalten,
dergleichen z. Ex. an. 1690. 94, 98, und 1702. geschehen,
in welchem letztem Jahre allein zu Bley, Nägeln, Dielen,
Dachdecker- und Fuhrlohn 63. thlr 7 g verwandt worden.
Siehe Thurm-Kosten n. 26. u. 27.
§ 18. Den Glocken-Thurm gegenüber morgenwerts
stehet der andere zugespitzte Thurm, die Zeiger Spitze
genannt; weil vor diesem der Uhr-Zeiger, so anietzo
haußen an dem Glock-Thurm zu sehen, ehemals bey die-
sen, kleinen Thurm oder so benahmter Zeiger-Spitze ge-
wesen. Von ihrer ersten Erbauung findet man in dem
Heinrichstädtschen Kirchen-Archiv nichts, wohl aber
allerhand Nachrichten vieler zuweilen gar ansehnlicher
nachher darauf verwandten Beßerungs-Kosten.
Siehe folgende § 19. u. 20.
§ 19. A9 1637. den 25. Jan. ward der Kirchen Dach und
Thurm oder letzt gedachte Zeiger-Spitze durch ein unge-
wöhnliches und fast über nathürliches Wind-Brausen gar
heftig beschädigt, so daß ob gleich Hertzog August zu
reparirung dieses Schadens gnädig gesteurt, auch andere
milde Hertzen eine Summa von 62 f 12 g einbrachten; die
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Bücher der Bau-Directoren in dem Kirchen-Archiv er-
mangeln.
§ 6. Nach der Zeit hat man sich begnügen laßen, den
Thurm so weit er an 1625 gelaßen, bloß in baulichem
Stand zu erhalten; oder den durch Wind und Wetter rui-
nirten, wiederum auszubauen und zu beßern. Unter wel-
chen Bau- und Beßerungs-Kosten diejenigen, so unter
Hertzogs Augustens Regirung geschehen, die merck-
würdigsten seyn.
§ 7. Denn als an. 1655 den 16. Aug. hoch ermeldtem
Hertzog zuvor unterthänigst berichtet worden: was ma-
ßen das Dach auf dem Kirchen-Thurm wegen Länge der
Zeit von Ungewittern an den Balcken gar sehr beschädi-
get und verstocket, mithin leicht einstens vom Winde
zum großem Schaden der Kirche gantz möchte herunter
gehoben werden, so geschähe an. 1656 ein neuer Bau
daran, wovon nachstehende Ausgaben annoch bekannt:
Siehe Pfeiler-Bau n. 1. u. Thurm-Kosten n. 12 bis 15.
§ 8. 1656. Dem Zimmermeister
Christoph Hammel den neuen Kirch-
Thurm zu bauen 34 thlr - g
Für Balcken Dielen Sagemühl- und
Schreib-Gebühr 87 „ 11 „
Für Nägel u. Klammern 6 „ 16 g
1656. Christoph Hameln abermals 25 „ - „
Summa 155 thlr 27 g
Siehe Pfeiler-Bau n. 1. u. Thurm-Kosten n. 12 — 15
§ 9. Anno 1678. thaten sich abermals an dem Kir-
chen-Gebäude große Gebrechen hervor. Die Thurm-
Haube oder das oberste höltzerne Verdeck war mit den
darunter gelegten Spahr-Höltzern mürbe und untauglich
worden, die Orgel hatte große Defecte und das Gewölbe
darüber drohete eine herzunahende Gefahr. Dieserwe-
gen suchten die Vorsteher an. 1679. den 15. Jan. die Hoch
Fürstl. Hülfe und erlangten darauf den 22. Mart, diesen
gnädigen Bescheid:
§ 10. Wir werden zwar der Kirchen mit dem verlang-
ten Holtze gerne aushelfen, weil aber unser Obrister
Schmiedeberg beßer hält, ein Dach von Schiefersteinen
auf den Thurm zu setzen, so wird nöthig seyn, einen An-
schlag zu machen, wie viel solches auch reparirung der
Orgel, nicht weniger des von dem Obristen Schmiede-
berg angemerckten Schadens an dem Gewölbe über der
Orgel kosten werden.
Und weil wir vernehmen: daß die Kirche noch ziem-
liche Intraden habe; als verlangen wir von unserm Con-
sistorio Nachricht: wie es darum stehe? wer die Admini-
stration solcher Intraden führe? auch ob und durch wen
die Rechnung jährlich eingenommen werden; um zu
sehen: ob solche Mittel zu den nöthigen Kosten zureichen
wollen oder nicht? Wolfenb. am 22. Martii 1679.
R Augusts
Siehe Thurm-Kosten n. 19—22.
§ 11. Obiges Decret brachte sofort den 28. Mart. 1679.
die Vorsteher dahin, Einem HochlöbL Consistorio zu
berichten, daß die reparations-Kosten am Kirch-Thurm,
Gewölbe und Orgel von den Kirchen-Mitteln unmög-
lich erfolgen könten. Denn 1) müßte die Kirche an Besol-
dungs-Geldern und andern Ausgaben bey nahe an die
1200 thlr alljährlich bezahlen; hernach würden ihr auch
die reitbarsten Aufkünfte der Kirchen durch den Freyen
Kirch-Hoff hinterm Kayser Thor so sehr gemindert, und
bey Adlicher Leichen-Abfuhr, alles Bitten und Supplici-
rens ungeachtet, dennoch so wenig zu ihrer schuldigen
Gebühr verhülfen, daß der jährlich überbleibende vor-
rath nothwendig gantz geringe seyn müste.
Siehe Thurm—Kosten n. 23.
§ 12. Wie endlich der Glocken-Thurm von den Wind-
stürmen immer mehr und mehr Schaden litte und die
Kirch-Väter an. 1681 den 6. Dec: dieserwegen um Bey-
hülfe und Hoch-Fürstl. Verordnung abermals anhielten,
so wurden gleich darauf Abriße von einem Thurm, den
das fundament ertragen konnte, gemacht, der geringste
daraus von damaliger gnädigsten Herschafft erwehlet,
ferner ein An- und Überschlag aufgesetzet: wie viel Tan-
nen- und Eichen-Holtz, Arbeits-Lohn und andere Un-
kosten dazu von nöthen
Thurm-Kosten, n. 24. u. 25.
§ 13. Dem ungeachtet gerieth das Werck frühzeitig
wieder ins Stecken, ohnfehlbar daher: weil Ihro Durchl.
den Thurm aus den Kirchen-Mitteln zu erbauen ent-
schloßen waren; die Vorsteher hingegen das Unvermö-
gen der Kirche fleißig vorschützeten und an. 1682. den
7Aug. unter andern vermeldten, wie die Kirchen-Intra-
den wegen sehr ausbleibender Gefälle, einreißender stil-
len beysetzung der Verstorbenen und des freyen Kirch-
Hofes hinter dem Kayser-Thor in solchen Abgang ge-
rathen, daß man kaum die Kirch- und Schul-Diener
davon unterhalten könnte.
Siehe Thurm-Kosten n. 25.
§ 14. Wegen sothaner Spitze ist schon zu Hertzogs
Augusti Zeiten die Erbauung vor- und ein Abriß vorhan-
den gewesen: nach welchem derjenige so in dem Arbusto
Augustaeo fol: 2 8 5.25’ und daraus hieher gebracht zu
sehen, vermuthlich eingerichtet.
§ 15. Dann scheinet man auch unter ietziger Zeit gnä-
digst Regirender Herschafft abermals diesen Bau vorge-
habt und zu dem Ende beyliegenden Abriß, worauf oben
der geschlungene Name W gefertiget zu haben.
§ 16. Woher aber die Unkosten zu seiner Aufführung
kommen sollen? ist bisher nie ausgemachet, wird auch
noch wohl eine Zeitlang unausgemachet bleiben; weil
vorsichtige Haushalter und Väter der Kirchen nicht
allein dahin zu sehen haben: daß ein Thurm der bloß zur
Pracht dienen soll, ohne Verzehrung ausstehender Kir-
chen-Capitalien aufgebauet; sondern auch daß ein neuer
Haupt-Stuhl wenigstens von 1000. thlr erbeten oder
sonst herbey geschaffet, und so dann unter dem Namen
Thurm-Capital sicher beleget werde; damit nicht aus
Mangel unentbehrlicher Beßerungs-Kosten der Thurm
weit eher wieder zu Grunde gehe, als er in die Höhe ge-
bracht.
§ 17. Bis dahin ist es genung den Glocken-Thurm bey
seinem jetzigen Stande in guter Beßerung zu erhalten,
dergleichen z. Ex. an. 1690. 94, 98, und 1702. geschehen,
in welchem letztem Jahre allein zu Bley, Nägeln, Dielen,
Dachdecker- und Fuhrlohn 63. thlr 7 g verwandt worden.
Siehe Thurm-Kosten n. 26. u. 27.
§ 18. Den Glocken-Thurm gegenüber morgenwerts
stehet der andere zugespitzte Thurm, die Zeiger Spitze
genannt; weil vor diesem der Uhr-Zeiger, so anietzo
haußen an dem Glock-Thurm zu sehen, ehemals bey die-
sen, kleinen Thurm oder so benahmter Zeiger-Spitze ge-
wesen. Von ihrer ersten Erbauung findet man in dem
Heinrichstädtschen Kirchen-Archiv nichts, wohl aber
allerhand Nachrichten vieler zuweilen gar ansehnlicher
nachher darauf verwandten Beßerungs-Kosten.
Siehe folgende § 19. u. 20.
§ 19. A9 1637. den 25. Jan. ward der Kirchen Dach und
Thurm oder letzt gedachte Zeiger-Spitze durch ein unge-
wöhnliches und fast über nathürliches Wind-Brausen gar
heftig beschädigt, so daß ob gleich Hertzog August zu
reparirung dieses Schadens gnädig gesteurt, auch andere
milde Hertzen eine Summa von 62 f 12 g einbrachten; die
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