ROLF-JÜRGEN GROTE/HERMANN KUHR
§ 2. 1. An. 1619 als wegen des noch unvollführten
Gebäudes die Kirche beständig offen und unverschlos-
sen, mithin alles dasjenige, was den Kirchen Vätern an-
vertrauet, gar schlecht versichert war; So ersuchten die-
selbe am 23. Aug. 1619 Hertzog Friedrich Ulrichen:
2. daß ihnen die Sacristey, welche damals zum Auf-
behalt der Eisen, Nägel und anderer Werckzeuge dienen
muste, als ein geheiligter Ort möchte eingeräumet, und
die Schlüßel von dem Bau-Verwalter Johann Meyer aus-
geliefert werden damit sie in selbiger die Brieffschaften
und andere Kirchen-Sachen, als an einer ohne dem dazu
gewidtmeten Stäte desto sicherer beylegen und wohl ver-
wahret erhalten möchten.
Siehe Sacristey der H.K. n. 1.
§ 3. An. 1645. im April ist die Sacristey zum ersten
male mit Gyps begoßen 14 Scheffel Gyps hiezu ver-
braucht, den Gießern und Handlangern überhaupt 23 f
9 g gegeben, das meiste Geld aber dazu, nemlich 22 f 8 g
von den Armen-Geldern genommen worden.
Siehe Sacristey, n. 2. u. 3. Item Arm-Register über die
Gelder des schwartzen KkBeutels n. 1. fol: 15.
§ 4. Eilf Jahr darnach hat selbige unter Frantz Heidts
Verwaltung eine ansehnliche renovation und ein weit
schöners Ansehen erlanget, wie aus den folgenden von
Frantz Heidt berechneten Ausgaben deutlicher zu er-
kennen:
1. Dem Maurer Caspar Schuster, die
Sacristey mit Alabaster-Steinen auszusetzen
2. Für eine Treppe, eine lange und zwo
Lehn-Bäncke in der Sacristey
3. Die Sacristey auszuweissen
4. Die gantze Sacristey zu mahlen und an-
zustreichen die Fenster eing(e)faßt, die
Schwiebogen, Schäppe, Kisten Bäncke, und
was sonsten darinn gewesen, auch die Rose
zu vergülden, überhaupt
5. Dem Discher Henning Tilly für eine große
doppelt geschnittene Rose von Linden-
Holtze
6. für Glaser Arbeit darinn
5 thlr - g
3 „ 33 „
12 „ 18 „
Summa
Siehe Sacristey, n. 4 — 9.
24 thlr 18 g
§ 5. Nachher findet man von denen auf die Sacristey
verwandten Kosten weiter nichts besonders angemer-
cket; außer daß selbige an. 1715. neu verglaset und be-
mahlet worden: wie dann wegen Glaser-Arbeit 13 thlr
12 g und für das Bemahlen ohngefehr 5 thlr berechnet
seyn.
Siehe Sacristey, n. 10. und K:Register an. 1715. f. 165
§ 6. Da demnach die Sacristey laut obigen
§ 3. an. 1645 23 f 9 g oder 13 thlr 1g
§4. an. 1656 24 „ 18 „
§5. an. 1715 18 „ 12 „
mithin in 70. Jahren nur etwa 55 thlr 31 g
gekostet; so ist es genung, wegen der Bau-Kosten auf die
Sacristey ein Capital von 30 thlr zu verordnen.
Das 31“ Capitel
Von dem Archiv-Bau
[Im Jahr 1720 hat man die Archivalien aus der Sakristei
entfernt, wo sie seit 1619 lagen und wegen zu großer
Feuchtigkeit teilweise verdorben waren. Für den Plan,
ein Corpus Bonorum zu schaffen, war es notwendig die
Archivalien zu sichten und ordentlich unterzubringen.
Für das Archiv wurde auf der sogenannten alten Prieche
aus Holzwänden eine Archivkammer mit verschließba-
ren Schränken eingerichtet. Für die künftige Unterhal-
tung des Archivs und seine Ausstattung mit Tischen,
Stühlen, Büchern und dergleichen wurden jährlich 5 thlr
veranschlagt, die als Ertrag aus einem Kapital von
100 thlr fließen sollten.]
Das 32“ Capitel
Von der Kirchen-Mauer
[Die Außenmauern der Kirche mußten immer wieder
von Gras und Unkraut befreit, Mauerritzen verfugt und
Löcher ausgebessert werden. Im Innern bedurften die
Gewölbe wiederholt der Reinigung von Staub und
Spinnweben. 100 thlr Kapital sollten die Gelder für diese
Arbeiten erbringen.]
Das 33“ Capitel
Von der Kirchhofs-Mauer
[Während die Marienkapelle nur mit hölzernen Plan-
ken umzäunt gewesen ist, hatte man die neuerbaute Kir-
che B.M.V. mit einer Steinmauer umgeben. Die erste
Mauer war aber bereits im Jahr 1648 dermaßen ruiniert,
daß darüber geklagt wurde,] daß über den Kirchhof die
Kühe- und Schweine-Trifft geschähe, ein gemeiner Weg
und Herstraße genommen, folglich derselbe hiedurch
mit häufigem Unflatt und stetigem Stanek übel zugerich-
tet und verderbet würde, [so daß er] mehr einem Sau-
Stall als Gottes-Acker gleich gewesen.
[Bis 1650 wurde die Kirchhofsmauer mit Steinen aus
dem Abbruch des Bleihofs und eines Bierkellers im Got-
teslager errichtet und durch eine Kollekte finanziert. Für
die Mauerbekrönung brauchte man mangels Geld und
guter Fuhrgelegenheit noch zwölf Jahre. 1683 und 1708
wurden Ergänzungen der Mauer durch die Kirchhofser-
weiterung von 1680 und den Abbruch des Schulhauses
im Jahr 1708 nötig. Zur Unterhaltung der Mauer, die seit
1640 1232 thlr 29 g 4 d verschlungen hat, sollen die Zin-
sen eines Kapitals von 200 thlr genommen werden.]
Das 34“ Capitel
Von den Steinwegen um der Kirchen
[Die gepflasterten Wege um die Kirche herum und
über den Kirchhof können von den Zinsen, die ein Kapi-
tal von 50 thlr einbringt, laufend unterhalten werden.]
Das 35“ Capitel
Summarische Wiederholung der wichtigsten Bau-
und Beßerungs-Kosten, welche blos auf das
Kirchen-Gebäue und was dem angehörig, nach inhalt
voriger Capitel, von 1604 bis 1724 verwandt worden.
[Alle ermittelten Bau- und Besserungskosten belaufen
sich auf 65449 thlr 2 g 6 d. Tatsächlich hat der Kirchen-
bau und, was an Ausbesserungen aufgewendet worden
ist, weit mehr gekostet. Denn schon 1657 waren für die
Kirche über hunderttausend Taler ausgegeben, wie
einem Schreiben der Provisoren der Kirche an Herzog
August zu entnehmen ist:]
E.F.G. wißen und erkennen gnädig: mit was übergro-
ßen, weit über eine Tonne Goldes sich erstreckenden Ko-
sten die Heinrichstädtsche Kirche alhie in hiesiger E.F.G.
berühmten Vestung Wolffenbüttel von kunstreichen
Meistern erbauet, und ein solches ansehnliches herrliches
Gehau, wie Gottlob vor Augen stehet verfertiget wor-
den, derogleichen männiglicher Bekentniß nach an eini-
gem Orte in dem Lutterthum von Zeit der reformation
schwerlich aufgerichtet und auferbauet seyn wird, daß
auch bey gewehrter Kayserlich er Guarnison allhier viele
vornehme papistische Officires, Spanier und Italiäner
sich über solches dauerhaftes, kunstreiches und kostbares
308
§ 2. 1. An. 1619 als wegen des noch unvollführten
Gebäudes die Kirche beständig offen und unverschlos-
sen, mithin alles dasjenige, was den Kirchen Vätern an-
vertrauet, gar schlecht versichert war; So ersuchten die-
selbe am 23. Aug. 1619 Hertzog Friedrich Ulrichen:
2. daß ihnen die Sacristey, welche damals zum Auf-
behalt der Eisen, Nägel und anderer Werckzeuge dienen
muste, als ein geheiligter Ort möchte eingeräumet, und
die Schlüßel von dem Bau-Verwalter Johann Meyer aus-
geliefert werden damit sie in selbiger die Brieffschaften
und andere Kirchen-Sachen, als an einer ohne dem dazu
gewidtmeten Stäte desto sicherer beylegen und wohl ver-
wahret erhalten möchten.
Siehe Sacristey der H.K. n. 1.
§ 3. An. 1645. im April ist die Sacristey zum ersten
male mit Gyps begoßen 14 Scheffel Gyps hiezu ver-
braucht, den Gießern und Handlangern überhaupt 23 f
9 g gegeben, das meiste Geld aber dazu, nemlich 22 f 8 g
von den Armen-Geldern genommen worden.
Siehe Sacristey, n. 2. u. 3. Item Arm-Register über die
Gelder des schwartzen KkBeutels n. 1. fol: 15.
§ 4. Eilf Jahr darnach hat selbige unter Frantz Heidts
Verwaltung eine ansehnliche renovation und ein weit
schöners Ansehen erlanget, wie aus den folgenden von
Frantz Heidt berechneten Ausgaben deutlicher zu er-
kennen:
1. Dem Maurer Caspar Schuster, die
Sacristey mit Alabaster-Steinen auszusetzen
2. Für eine Treppe, eine lange und zwo
Lehn-Bäncke in der Sacristey
3. Die Sacristey auszuweissen
4. Die gantze Sacristey zu mahlen und an-
zustreichen die Fenster eing(e)faßt, die
Schwiebogen, Schäppe, Kisten Bäncke, und
was sonsten darinn gewesen, auch die Rose
zu vergülden, überhaupt
5. Dem Discher Henning Tilly für eine große
doppelt geschnittene Rose von Linden-
Holtze
6. für Glaser Arbeit darinn
5 thlr - g
3 „ 33 „
12 „ 18 „
Summa
Siehe Sacristey, n. 4 — 9.
24 thlr 18 g
§ 5. Nachher findet man von denen auf die Sacristey
verwandten Kosten weiter nichts besonders angemer-
cket; außer daß selbige an. 1715. neu verglaset und be-
mahlet worden: wie dann wegen Glaser-Arbeit 13 thlr
12 g und für das Bemahlen ohngefehr 5 thlr berechnet
seyn.
Siehe Sacristey, n. 10. und K:Register an. 1715. f. 165
§ 6. Da demnach die Sacristey laut obigen
§ 3. an. 1645 23 f 9 g oder 13 thlr 1g
§4. an. 1656 24 „ 18 „
§5. an. 1715 18 „ 12 „
mithin in 70. Jahren nur etwa 55 thlr 31 g
gekostet; so ist es genung, wegen der Bau-Kosten auf die
Sacristey ein Capital von 30 thlr zu verordnen.
Das 31“ Capitel
Von dem Archiv-Bau
[Im Jahr 1720 hat man die Archivalien aus der Sakristei
entfernt, wo sie seit 1619 lagen und wegen zu großer
Feuchtigkeit teilweise verdorben waren. Für den Plan,
ein Corpus Bonorum zu schaffen, war es notwendig die
Archivalien zu sichten und ordentlich unterzubringen.
Für das Archiv wurde auf der sogenannten alten Prieche
aus Holzwänden eine Archivkammer mit verschließba-
ren Schränken eingerichtet. Für die künftige Unterhal-
tung des Archivs und seine Ausstattung mit Tischen,
Stühlen, Büchern und dergleichen wurden jährlich 5 thlr
veranschlagt, die als Ertrag aus einem Kapital von
100 thlr fließen sollten.]
Das 32“ Capitel
Von der Kirchen-Mauer
[Die Außenmauern der Kirche mußten immer wieder
von Gras und Unkraut befreit, Mauerritzen verfugt und
Löcher ausgebessert werden. Im Innern bedurften die
Gewölbe wiederholt der Reinigung von Staub und
Spinnweben. 100 thlr Kapital sollten die Gelder für diese
Arbeiten erbringen.]
Das 33“ Capitel
Von der Kirchhofs-Mauer
[Während die Marienkapelle nur mit hölzernen Plan-
ken umzäunt gewesen ist, hatte man die neuerbaute Kir-
che B.M.V. mit einer Steinmauer umgeben. Die erste
Mauer war aber bereits im Jahr 1648 dermaßen ruiniert,
daß darüber geklagt wurde,] daß über den Kirchhof die
Kühe- und Schweine-Trifft geschähe, ein gemeiner Weg
und Herstraße genommen, folglich derselbe hiedurch
mit häufigem Unflatt und stetigem Stanek übel zugerich-
tet und verderbet würde, [so daß er] mehr einem Sau-
Stall als Gottes-Acker gleich gewesen.
[Bis 1650 wurde die Kirchhofsmauer mit Steinen aus
dem Abbruch des Bleihofs und eines Bierkellers im Got-
teslager errichtet und durch eine Kollekte finanziert. Für
die Mauerbekrönung brauchte man mangels Geld und
guter Fuhrgelegenheit noch zwölf Jahre. 1683 und 1708
wurden Ergänzungen der Mauer durch die Kirchhofser-
weiterung von 1680 und den Abbruch des Schulhauses
im Jahr 1708 nötig. Zur Unterhaltung der Mauer, die seit
1640 1232 thlr 29 g 4 d verschlungen hat, sollen die Zin-
sen eines Kapitals von 200 thlr genommen werden.]
Das 34“ Capitel
Von den Steinwegen um der Kirchen
[Die gepflasterten Wege um die Kirche herum und
über den Kirchhof können von den Zinsen, die ein Kapi-
tal von 50 thlr einbringt, laufend unterhalten werden.]
Das 35“ Capitel
Summarische Wiederholung der wichtigsten Bau-
und Beßerungs-Kosten, welche blos auf das
Kirchen-Gebäue und was dem angehörig, nach inhalt
voriger Capitel, von 1604 bis 1724 verwandt worden.
[Alle ermittelten Bau- und Besserungskosten belaufen
sich auf 65449 thlr 2 g 6 d. Tatsächlich hat der Kirchen-
bau und, was an Ausbesserungen aufgewendet worden
ist, weit mehr gekostet. Denn schon 1657 waren für die
Kirche über hunderttausend Taler ausgegeben, wie
einem Schreiben der Provisoren der Kirche an Herzog
August zu entnehmen ist:]
E.F.G. wißen und erkennen gnädig: mit was übergro-
ßen, weit über eine Tonne Goldes sich erstreckenden Ko-
sten die Heinrichstädtsche Kirche alhie in hiesiger E.F.G.
berühmten Vestung Wolffenbüttel von kunstreichen
Meistern erbauet, und ein solches ansehnliches herrliches
Gehau, wie Gottlob vor Augen stehet verfertiget wor-
den, derogleichen männiglicher Bekentniß nach an eini-
gem Orte in dem Lutterthum von Zeit der reformation
schwerlich aufgerichtet und auferbauet seyn wird, daß
auch bey gewehrter Kayserlich er Guarnison allhier viele
vornehme papistische Officires, Spanier und Italiäner
sich über solches dauerhaftes, kunstreiches und kostbares
308