C. Säulentrommeln einschliesslich Sonderstücke und Relieftrommeln
Das schon im Zusammenhang mit Torussonderstücken besprochene Fragment Kat. 135 (Taf. 5 oben) mit der »lydischen« Inschrift, die offensichtlich
über einer eradierten griechischen liegt, ist zwar in > 11,7 cm Höhe - entlang der Schichtung - abgebrochen; es könnte aber auch, wie Kat. 136 (Taf. 5
oben), zu einer -12 cm hohen Leiste ergänzt werden, auf der die »lydischen« Buchstaben dann etwa in der Mitte zwischen Ober- und Unterkante säßen.
Der Durchmesser von ~2.11 m würde als Fußleiste einer columna caelata passen.
Das Fragment Kat. 138 a. b (Taf. 4. 5 oben) zeigt auf der Lagerfläche einen sehr fein geschliffenen Anathyrosensaum und in 32 cm Abstand von der
Außenkontur den Rest des fein gespitzten, mindestens 0,3 cm vertieften Anathyrosenspiegels; dieser Saum ist somit etwas breiter als der der Säulen-
trommeln (s.u. Tab. 11). Zu den zwei Ritzkreisen auf dem Saum s.u. Kapitel VI E. An der Außenkante ist die Oberfläche leicht korrodiert, weshalb es
sich um das Oberlager handelt; ein weiterer Hinweis ist der stellenweise leicht stumpfe, stellenweise aber auch ungefähr rechte Winkel zwischen dieser
Lager- und der Mantelfläche. Auf der Mantelfläche existiert auf beiden Fragmenten eine ~5,5cm hohe, 2 mm erhabene Taenie, das Kopfband dieser
Trommel* * * * * 388. Nahe des linken erhaltenen Endes von Kat. 138 b setzt ein Teil des Reliefs an, und augenscheinlich auch an der rechten Bruchkante des
Fragments Kat. 138 a; in der Lücke bis zum anderen Fragment dürfte eine Figur gesessen haben, seitlich derer große Bereiche des Reliefgrundes
liegen389. Der Reliefgrund ist etwas buckelig, fein gespitzt und mittelfein überzahnt; das Kopfband ist fein gezahnt. Die Verwendung des Zahneisens
deutet auf Herstellung des Reliefs in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts, was bei der langen Bauzeit des Tempels nicht erstaunt (s.u. Kap. VII A 2);
auch kann das Relief erst einige Zeit nach dem Versatz der Trommel ausgeführt worden sein390.
Kat. 139 a stammt wegen der Reliefdarstellung von einem oberen Trommelabschluß. Falls auf dieser Trommel auch eine obere Taenie existiert, ist sie
an diesem Fragment jedenfalls von der Darstellung eines »großen Objekts« verdeckt, den eine »Figur ... auf dem Kopf hält«391. Das Oberlager ist eben
und glatt, vermutlich geschliffen.
Für die Durchmesser dieser Fragmente komme ich auf andere Werte als U. Muss, was z.T. an der generellen Ungenauigkeit bei der Durchmesser-
ermittlung an kleinen Kreissegmenten liegt (s.o. Anm. 338).
TAB. 10: ERMITTELTE DURCHMESSER DER RELIEFTROMMELFRAGMENTE UND HÖHE DEREN FUSSLEISTEN BZW.
KOPFBÄNDER
Kat.-Nr.
Kat.-Nr.
Pryce
Dm nach
F. N. Pryce
Dm nach
U. Muss
Dm nach
A. Ohnesorg
H/Fußleiste
bzw. Kopfleiste
UL + Fußleiste (rek.)
134
B 121
—
-
>1.40
max. -12,4
UL + Fußleiste(?)
135
B 136
2.08,2
2.48,0
~2.11
>10,5
UL + Fußleiste
136
B 137
-
1.75,25
>2.20
-12,0
UL + Fußleiste
137
B 138
-
1.66,74
-1.89
-9,5 (abgeschrägt)
OL + Kopfband
138 a. b
B 86 a. b
-
1.63,05
<2.10
-5,5
OL (Relief bis oben)
139a
B 103 A
-
1.65,45
—
-
Wie zu sehen ist, schwanken meine Werte weniger und stimmen mit dem einen von Pryce gut überein; nur der für Kat. 134 (B 121, Taf. 4) fällt aus der
Reihe, weil er äußerst ungenau ist. U. Muss’ ungewöhnlich großer Durchmesser für Kat. 135 (B 136, Taf. 5 oben), der ja nicht einmal auf die größte der
erhaltenen Plinthen passen würde, relativiert sich392. Zu den Konsequenzen daraus s.u. Kapitel V C 2.
Von den aus der Mitte von Relieftrommeln stammenden Fragmenten ist ohne Kat.-Nr. (Inv. [18]74.7-10.221) mit dem Unterschenkel eines Pferdebeins
von -11 cm Relieftiefe wichtig, weil der Reliefgrund seitlich davon zwei vertikale Grate zeigt, die anscheinend Reste von Kanneluren sind393. Zur
eventuellen Variante von Reliefs über Kanneluren s.u. Kapitel V C 2. Das kleine Fragment ohne Kat.-Nr. (Art 85/K 430; Taf. 65, 8) zeigt wohl auch den
Ansatz einer Relieftrommel.
Es gibt weiterhin Fragmente, die schon relativ fein ausgearbeitete Zylinder sind, aber noch ein Bossenstadium bezeugen: Kat. 116, 119 b und 127
(Taf. 4. 62, 1. 4. 7). Die Unterkante von Fragment Kat. 116 ist mit einer feinen, 2 mm hohen und 3,5 mm tiefen Fase versehen und auf einem durch
Scharrieren geglätteten Bereich der Oberfläche ist, über einer kurzen senkrechten Marke, der Buchstabe A eingekerbt394; der geschliffene Rest der Lager-
fläche des Fragments Kat. 119 b trägt zwei Ritzkreise in 2 mm Abstand und 3 mm Entfernung von der Außenkontur, dazu Reste leuchtend roter Farbe,
vielleicht auf einer Verwechslung (mit Kat. 136/B 137?) beruht; Muss (1994) 9 Abb. 9
äußert sich nicht dazu, klassifiziert das Fragment aber unter den »Standleisten«,
zumal die beiden einzigen Fragmente mit Resten des Oberlagers, Kat. 138 a. b und
139a, nur eine flache Leiste zeigen (Kat. 138) bzw. ganz mit dem Relief bedeckt sind
(Kat. 139a), s.u.
388 Pryce (1928) 49 Abb. 39; Muss (1983) 282 Abb. 3 bzw. (1994) 130 Abb. 4.
389 Pryce (1928) 49 f. beschreibt den Hinterkopfeiner Figur nach rechts und links
»perhaps the edge of a veil to l(eft)«.
3911 Muss (1983) 51 ff. und (1994) 23 ff. datierte die Fragmente der Relieftrommeln und
Reliefkuben - diese tendenziell älter! - in den Zeitraum »um 555 v.Chr.« bis in die
»späten 30er Jahre« (des 6. Jhs.), was sich gut mit unserer Vermutung vereinbaren läßt.
391 Muss (1983) 27 und (1994) 9; das Fragment befindet sich in einer Vitrine der Aus-
stellung und ist deshalb schwer zugänglich; ich konnte es dankenswerterweise 2003
einmal ohne Glas begutachten; Pryce (1928) 55 Abb. 53 spricht von Opfergaben in
einem flachen Korb. - Fragment Kat. 139b/B 103 A (Taf. 62, 3) gehört laut Pryce
(1929) 55 Abb. 54 zu B 103; das konvexe Element ist dem Relief zuzuordnen und
kein Rundstab.
392 Die Oberfläche von Kat. 135 ist nicht gleichmäßig geglättet, so daß der Durchmes-
ser zwischen 2.00 und 2.20m schwankt. - Wie U. Muss allerdings bei Kat. 139 a
auf den Durchmesserwert von 1.65,45 m kommt, wurde mir nicht klar; ich konnte
nur den Durchmesser des hutartigen Gegenstands, der von der Figur mit der Hand
gehalten wird, messen, der ~51 cm beträgt.
393 C. A. Picon, The Sculptures from the Archaic Artemision at Ephesos (unveröffent-
lichte Dissertation Oxford 1978) 12 ff. - Picon will an den Fragmenten seiner Kat.-
Nr.26 ([18]73.5-5.156) und 27 ([ 18]74.7-10.157), die den »Teil des linken Fußes
eines Reiters« und angeblich ein weiteres Pferdebein darstellen, ebenfalls Reste
von Kanneluren festgestellt haben, die nach dem Urteil von U. Muss und mir (2004)
jedoch unsicher sind; die Fragmente erwähnt bei Picon (1988) 222. - Diese drei
Fragmente nicht bei Muss (1983) oder (1994.)
394 Muss (1983) 27 Abb. 2 =Muss (1994) 9 Abb. 3; die Verf. interpretiert das A m.E.
richtig als Versatzbuchstaben.
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Das schon im Zusammenhang mit Torussonderstücken besprochene Fragment Kat. 135 (Taf. 5 oben) mit der »lydischen« Inschrift, die offensichtlich
über einer eradierten griechischen liegt, ist zwar in > 11,7 cm Höhe - entlang der Schichtung - abgebrochen; es könnte aber auch, wie Kat. 136 (Taf. 5
oben), zu einer -12 cm hohen Leiste ergänzt werden, auf der die »lydischen« Buchstaben dann etwa in der Mitte zwischen Ober- und Unterkante säßen.
Der Durchmesser von ~2.11 m würde als Fußleiste einer columna caelata passen.
Das Fragment Kat. 138 a. b (Taf. 4. 5 oben) zeigt auf der Lagerfläche einen sehr fein geschliffenen Anathyrosensaum und in 32 cm Abstand von der
Außenkontur den Rest des fein gespitzten, mindestens 0,3 cm vertieften Anathyrosenspiegels; dieser Saum ist somit etwas breiter als der der Säulen-
trommeln (s.u. Tab. 11). Zu den zwei Ritzkreisen auf dem Saum s.u. Kapitel VI E. An der Außenkante ist die Oberfläche leicht korrodiert, weshalb es
sich um das Oberlager handelt; ein weiterer Hinweis ist der stellenweise leicht stumpfe, stellenweise aber auch ungefähr rechte Winkel zwischen dieser
Lager- und der Mantelfläche. Auf der Mantelfläche existiert auf beiden Fragmenten eine ~5,5cm hohe, 2 mm erhabene Taenie, das Kopfband dieser
Trommel* * * * * 388. Nahe des linken erhaltenen Endes von Kat. 138 b setzt ein Teil des Reliefs an, und augenscheinlich auch an der rechten Bruchkante des
Fragments Kat. 138 a; in der Lücke bis zum anderen Fragment dürfte eine Figur gesessen haben, seitlich derer große Bereiche des Reliefgrundes
liegen389. Der Reliefgrund ist etwas buckelig, fein gespitzt und mittelfein überzahnt; das Kopfband ist fein gezahnt. Die Verwendung des Zahneisens
deutet auf Herstellung des Reliefs in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts, was bei der langen Bauzeit des Tempels nicht erstaunt (s.u. Kap. VII A 2);
auch kann das Relief erst einige Zeit nach dem Versatz der Trommel ausgeführt worden sein390.
Kat. 139 a stammt wegen der Reliefdarstellung von einem oberen Trommelabschluß. Falls auf dieser Trommel auch eine obere Taenie existiert, ist sie
an diesem Fragment jedenfalls von der Darstellung eines »großen Objekts« verdeckt, den eine »Figur ... auf dem Kopf hält«391. Das Oberlager ist eben
und glatt, vermutlich geschliffen.
Für die Durchmesser dieser Fragmente komme ich auf andere Werte als U. Muss, was z.T. an der generellen Ungenauigkeit bei der Durchmesser-
ermittlung an kleinen Kreissegmenten liegt (s.o. Anm. 338).
TAB. 10: ERMITTELTE DURCHMESSER DER RELIEFTROMMELFRAGMENTE UND HÖHE DEREN FUSSLEISTEN BZW.
KOPFBÄNDER
Kat.-Nr.
Kat.-Nr.
Pryce
Dm nach
F. N. Pryce
Dm nach
U. Muss
Dm nach
A. Ohnesorg
H/Fußleiste
bzw. Kopfleiste
UL + Fußleiste (rek.)
134
B 121
—
-
>1.40
max. -12,4
UL + Fußleiste(?)
135
B 136
2.08,2
2.48,0
~2.11
>10,5
UL + Fußleiste
136
B 137
-
1.75,25
>2.20
-12,0
UL + Fußleiste
137
B 138
-
1.66,74
-1.89
-9,5 (abgeschrägt)
OL + Kopfband
138 a. b
B 86 a. b
-
1.63,05
<2.10
-5,5
OL (Relief bis oben)
139a
B 103 A
-
1.65,45
—
-
Wie zu sehen ist, schwanken meine Werte weniger und stimmen mit dem einen von Pryce gut überein; nur der für Kat. 134 (B 121, Taf. 4) fällt aus der
Reihe, weil er äußerst ungenau ist. U. Muss’ ungewöhnlich großer Durchmesser für Kat. 135 (B 136, Taf. 5 oben), der ja nicht einmal auf die größte der
erhaltenen Plinthen passen würde, relativiert sich392. Zu den Konsequenzen daraus s.u. Kapitel V C 2.
Von den aus der Mitte von Relieftrommeln stammenden Fragmenten ist ohne Kat.-Nr. (Inv. [18]74.7-10.221) mit dem Unterschenkel eines Pferdebeins
von -11 cm Relieftiefe wichtig, weil der Reliefgrund seitlich davon zwei vertikale Grate zeigt, die anscheinend Reste von Kanneluren sind393. Zur
eventuellen Variante von Reliefs über Kanneluren s.u. Kapitel V C 2. Das kleine Fragment ohne Kat.-Nr. (Art 85/K 430; Taf. 65, 8) zeigt wohl auch den
Ansatz einer Relieftrommel.
Es gibt weiterhin Fragmente, die schon relativ fein ausgearbeitete Zylinder sind, aber noch ein Bossenstadium bezeugen: Kat. 116, 119 b und 127
(Taf. 4. 62, 1. 4. 7). Die Unterkante von Fragment Kat. 116 ist mit einer feinen, 2 mm hohen und 3,5 mm tiefen Fase versehen und auf einem durch
Scharrieren geglätteten Bereich der Oberfläche ist, über einer kurzen senkrechten Marke, der Buchstabe A eingekerbt394; der geschliffene Rest der Lager-
fläche des Fragments Kat. 119 b trägt zwei Ritzkreise in 2 mm Abstand und 3 mm Entfernung von der Außenkontur, dazu Reste leuchtend roter Farbe,
vielleicht auf einer Verwechslung (mit Kat. 136/B 137?) beruht; Muss (1994) 9 Abb. 9
äußert sich nicht dazu, klassifiziert das Fragment aber unter den »Standleisten«,
zumal die beiden einzigen Fragmente mit Resten des Oberlagers, Kat. 138 a. b und
139a, nur eine flache Leiste zeigen (Kat. 138) bzw. ganz mit dem Relief bedeckt sind
(Kat. 139a), s.u.
388 Pryce (1928) 49 Abb. 39; Muss (1983) 282 Abb. 3 bzw. (1994) 130 Abb. 4.
389 Pryce (1928) 49 f. beschreibt den Hinterkopfeiner Figur nach rechts und links
»perhaps the edge of a veil to l(eft)«.
3911 Muss (1983) 51 ff. und (1994) 23 ff. datierte die Fragmente der Relieftrommeln und
Reliefkuben - diese tendenziell älter! - in den Zeitraum »um 555 v.Chr.« bis in die
»späten 30er Jahre« (des 6. Jhs.), was sich gut mit unserer Vermutung vereinbaren läßt.
391 Muss (1983) 27 und (1994) 9; das Fragment befindet sich in einer Vitrine der Aus-
stellung und ist deshalb schwer zugänglich; ich konnte es dankenswerterweise 2003
einmal ohne Glas begutachten; Pryce (1928) 55 Abb. 53 spricht von Opfergaben in
einem flachen Korb. - Fragment Kat. 139b/B 103 A (Taf. 62, 3) gehört laut Pryce
(1929) 55 Abb. 54 zu B 103; das konvexe Element ist dem Relief zuzuordnen und
kein Rundstab.
392 Die Oberfläche von Kat. 135 ist nicht gleichmäßig geglättet, so daß der Durchmes-
ser zwischen 2.00 und 2.20m schwankt. - Wie U. Muss allerdings bei Kat. 139 a
auf den Durchmesserwert von 1.65,45 m kommt, wurde mir nicht klar; ich konnte
nur den Durchmesser des hutartigen Gegenstands, der von der Figur mit der Hand
gehalten wird, messen, der ~51 cm beträgt.
393 C. A. Picon, The Sculptures from the Archaic Artemision at Ephesos (unveröffent-
lichte Dissertation Oxford 1978) 12 ff. - Picon will an den Fragmenten seiner Kat.-
Nr.26 ([18]73.5-5.156) und 27 ([ 18]74.7-10.157), die den »Teil des linken Fußes
eines Reiters« und angeblich ein weiteres Pferdebein darstellen, ebenfalls Reste
von Kanneluren festgestellt haben, die nach dem Urteil von U. Muss und mir (2004)
jedoch unsicher sind; die Fragmente erwähnt bei Picon (1988) 222. - Diese drei
Fragmente nicht bei Muss (1983) oder (1994.)
394 Muss (1983) 27 Abb. 2 =Muss (1994) 9 Abb. 3; die Verf. interpretiert das A m.E.
richtig als Versatzbuchstaben.
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