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Miller, Alexandra von; Kerschner, Michael; Betina, Lisa
Archaische Siedlungsbefunde in Ephesos: Stratigrafie, Bauphasen, Keramik und Kleinfunde aus den Grabungen unter der Tetragonos Agora : archaische Keramikfunde aus dem Theater und von den nordwestlichen Ausläufern des Panayirdağ (Band 13,3: Textband): Textband — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2019

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51985#0259
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258

l.D Die Kontexte

l.D DIE KONTEXTE
l.D.l Absolute Chronologie der Bauphasen: Stratigrafie und Keramik
Die archaischen Siedlungsobjekte unter der Tetragonos Agora lassen sich insgesamt vier archa-
ischen Phasen und sechs Subphasen zuordnen, deren chronologische Einordnung sich aus der
Stratigrafie gemeinsam mit dem keramischen Inventar erschließt. Im Folgenden wird die chro-
nologische Einordnung der einzelnen Befunde, die eingangs in den Kapiteln LA.2-LA.4 im
Überblick dargestellt wurde, erneut thematisiert, wobei das Hauptaugenmerk nunmehr auf der
ausführlichen Darlegung der Beziehung zwischen den beiden maßgebenden Datierungsindika-
toren, der Befundstratigrafie und der vergesellschafteten Fundkeramik, wie sie im Kapitel l.B
diskutiert wurde, liegt.
l .D. 1.1 AG Phase I
l.D. 1.1.1 Holzpfostenbau LZ
Die Überreste der ältesten Siedlungsphase unter der Tetragonos Agora (Plantaf. 3.18. 20) schlie-
ßen direkt an den natürlich anstehenden Boden an und befinden sich stratigrafisch unter dem Nut-
zungsniveau des Gebäudes VG, welches der ersten Steinbauphase angehört. Von dieser ältesten
Besiedlung haben sich ein über dem gewachsenen Boden liegendes Lehmniveau mit Kulturres-
ten, Pfostenlöcher und eine in den Boden eingetiefte Feuerstelle erhalten. In dem kleinen Aus-
schnitt, in dem diese älteste Besiedlung angetroffen wurde, fanden sich weder für das Gehniveau
noch für die aufgehenden Wände Hinweise auf eine zugehörige Steinarchitektur. Umgekehrt
verweisen die angetroffenen Pfostenlöcher auf eine Holzarchitektur, wie sie auch noch für die
nachfolgende erste Steinbauphase AG Phase II, wahrscheinlich für die Dachkonstruktion zu den
Gebäuden AZ 10 und VG, nachgewiesen ist. Eine funktionale Zuordnung der Pfostenlöcher zu
Dach oder Wand lässt sich für VZ nicht vornehmen, da sich ihre Position in der ursprünglichen
Struktur, deren Gestalt und Ausdehnung völlig ungeklärt bleiben, nicht erschließt.
Die wenigen aussagekräftigen Keramikfragmente aus den Befunden des Holzpfostenbaus VZ
lassen sich zwischen der spätgeometrischen und der früharchaischen Zeit eingrenzen. Die korin-
thisierende Kotyle Kat. 1 sowie die beiden Kotylen Kat. 2 und Kat. 3 datieren gemeinsam mit
der steilwandigen Tasse Kat. 4 ab der mittleren zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts, verzeichnen
jedoch ebenso wie das Kännchen Kat. 6 Laufzeiten bis in das mittlere 7. Jahrhundert. Auch das
Kraterfragment Kat. 5 mit seinem bereits subgeometrischen Dekor verweist auf eine Nutzung
erst in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts.
l.D. 1.2 AG Phase II
l.D. 1.2.1 Mauersockel AZ 10
Im Nordwesten des ergrabenen Areals unter der Tetragonos Agora wurde unterhalb des spä-
teren Baus NB ein älterer, von Osten nach Westen laufender Mauersockel AZ 10 angetroffen
(Plantaf. 4. 5). Dieser Mauer ist ein Feinschotterniveau mit Pfostenlöchern zugeordnet, das bis
auf den anstehenden Boden reicht (Plantaf. 30). Das keramische Material aus diesem Bodenni-
veau ist deutlicher als in den anderen Strukturen noch in geometrischen Traditionen verwurzelt,
die jüngsten Gefäße wie die Kanne Kat. 21 gehören jedoch schon in das 7. Jahrhundert. Das
Material aus den asche- und holzkohlehältigen Zerstörungsniveaus zur Mauer AZ 10 zeigt mit
der Knickrandschale Kat. 41, mit der Tasse mit konkaver Wandung Kat. 45 sowie mit der ori-
entalisierenden Kanne Kat. 60 schließlich deutlich das zweite Viertel des 7. Jahrhunderts als
Benützungszeit bzw. Zerstörungszeitpunkt des Gebäudes zu AZ 10 auf.
 
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