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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0189

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Ägyptische Quellen über Kefti

181

E. DATIERBARE BEZIEHUNGEN KRETISCH-MYKENISCHER VÖLKER
ZU ÄGYPTEN: KEFTI UND PHILISTER

Ein weiteres Hilfsmittel für die Datierung der kretisch-mykenischen. Kultur ist" das
Vorkommen von Völkern, die aus diesem Kulturgebiet stammen oder mit ihm in enger
Beziehung stehen, in datierbaren schriftlichen oder bildlichen Quellen Ägyptens. So werden
mehrfach die Leute von Kefti erwähnt.3) Im bilinguen Dekret von Kanopos, das der Ptole-
mäerzeit angehört, wird Kefti von der griechischen Übersetzung als Phoenikien erklärt;2)
abgesehen von der Wertlosigkeit solcher ptolemäischer Traditionen überhaupt,3) kann in
der Zeit der 18. Dynastie Kefti nicht Phoenikien gewesen sein, weil dessen Name damals
sicher Zahi war.4) Einer sprachlichen Identifizierung von Kefti mit dem biblischen Kaphtor
und von Kaphtor mit Kreta aber steht nichts im Wege,") jedoch läßt sie sich nicht als sicher
erweisen. Es liegt mir in der folgenden Untersuchung auch nicht an einem Beweis, daß
Kefti Kreta war, wenn mir das auch noch immer am wahrscheinlichsten ist, sondern daß
die von den Kefti vertretene Kultur eine große Reihe von Elementen einer bestimmten
Stufe der kretisch-mykenischen Kultur enthält, die durch die fest datierten Beziehungen der
Kefti mit Ägypten ebenfalls zeitlich genau bestimmt wird.

Ich beginne mit einer kurzen Zusammenstellungder wichtigsten ägyptischen Quellen,
die die Zeit der Beziehungen der Kefti mit Ägypten ergeben. In der schönen Siegeshymne,
die die Amonspriester Thutmosis dem III. gegen Ende seines Lebens widmeten, steht bei der
Unterwerfung des Westlandes: 'Kefti und Asy sind erschrocken'.6) Die großen Annalen
desselben Königs enthalten aus seinem 9. Feldzug im 34. Regierungsjahr (1467) die Notiz:
cDie Häfen Seiner Majestät waren mit allem Guten versehen, was S. M. erhielt in Zahi an
Keftischiffen, Byblosschiffen und Sektuschiffen aus Zedernholz, beladen mit Stangen und
Masten';7) aus dem 17. Feldzug etwa im 42. Regierungsjahr (1459) wird unter dem Tribut
des Fürsten von Teni ein Silbergefäß von Keftiarbeit genannt.8) Dann zählt auch Ameno-
phis II. in einer Inschrift in Grab 13 in Kurna unter den tributpflichtigen Völkern die Kefti

1) Außer in den im Folgenden einzeln anzuführenden Werken sind die Kefti behandelt
von Steindorff, Aren. Anz. 1892, 13ff. und Hall, B. S. A. VIII 157ff.; Wiedemann, 0. L. Z. 1910,
49ff. und zuletzt besonders von Wainwright, Liverpool Annais VI 1914, 24ff. Der Name Kefti be-
zeichnet eigentlich das Land, wird aber allgemein auch für die Bewohner angewendet.

2) Lepsius, Äg. Zeitschr. 1866, 30; Chabas, Voyage d'un Egyptien 1866, 322ff.; Ebers, Ägypten
und die Bücher Moses 1868, 131.

3) Auf diese Wertlosigkeit weist besonders W. M. Müller, Asien und Europa nach altägyp-
tischen Denkmälern 1893, 337f. hin; vgl. auch Hall, Proceed. of the Soc. of Bibl. Archaeol. 31,
1909, 283 f.

4) Hall, The Oldest Civilization of Greece 1901, 162.

5) Spie'gelberg, 0. L. Z. 1908, 426f.

6) Breasted, Ancient Records of Egypt II 1906, Nr. 659. Zu Asy vgl. Wainwright, Klio XIV
1914, 14 ff.

7) Breasted, Records II Nr. 492; Petrie, History of Egypt II 1896, 118; v. Bissing, Die stati-
stische Tafel von Karnak 1897 S. XXXVII 34.

8) Breasted, Records II Nr. 537; Petrie, History II 123.
 
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