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Fimmen, Diedrich
Die Kretisch-mykenische Kultur — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.9190#0221

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und 2. mittelminoische Periode und die jüngere Kykladenkultur nehmen also etwa die Zeit
von 2000—1700 ein.

Unmittelbar an diese schließen sich die 3. mittelminoische und 1. spätminoische Periode
an, sowie die frühmykenische oder Schachtgräberperiode, da die ältesten Schachtgräber noch
Kamaresscherben enthielten. Diese Perioden fallen also in die Zeit von etwa 1700—1550,
die in der Hauptsache der ägyptischen Hyksoszeit entspricht. Der Deckel des Chian lag in
Knossos unter dem Fundament eines Gebäudeteils, der während der 1. spätminoischen
Periode aufgeführt wurde. In Cypern und Palästina ist in der Hyksoszeit, wie die schwarzen
Henkelkännchen beweisen, noch wenig von mykenischem Einfluß zu spüren.

Für die 2. spätminoische, die Zeit des Palaststils, und die ältermykenische Periode ist
das Maketgrab in Kahun aus der Zeit Thutmosis' III. wichtig. Aus dessen Regierungszeit
stammen auch größtenteils die Keftidarstellungen in Theben. Im ganzen ist ungefähr die
Zeit von 1550—1400 für diese Periode anzunehmen.

Die in Kreta und Griechenland gleiche, völlig stilisierte Vasenornamentik der 3. spät-
minoischen und der spätmykenischen Periode ist in Teil el Amarna durch zahlreiche Frag-
mente ins zweite Viertel des 14. Jahrhunderts festgelegt. Aus der Zeit Amenophis' IV. stammt
auch wahrscheinlich das berliner Holzbrettchen. Die Funde von Bügelkannen in Gurob aus
der Wendezeit der 18. und 19. Dynastie entsprechen dieser Datierung; auf Leute des unter
Merneptah in Ägypten eingebrochenen Turschastammes werden nur die letzten, schon ent-
arteten Vasen in Gurob zurückgehen, die eine Parallelerscheinung zu der Philisterkeramik
bilden. Im mykenischen Gebiet sind mehrere Kartuschen Amenophis' III. und seiner Ge-
mahlin Teje in spätmykenischen Fundschichten zutage gekommen. Die 3. spätminoische und
die spätmykenische Periode hat in Kreta und Griechenland von 1400 bis spätestens 1250
geherrscht; nur in Cypern scheint sie sich bis nach 1200 erhalten zu haben.

Noch im 13. Jahrhundert setzt die Eisenzeit im griechischen Gebiet ein. Es beginnt
eine Übergangsepoche, in der sich.der geometrische Stil entwickelt. Mit den Völkerbewe-
gungen gegen Ägypten stehen die Wanderungen in Griechenland in Zusammenhang. Als
letzte Ausläufer der mykenischen Kultur sind die Philistervasen des 12. Jahrhunderts an-
zusehen.

Auf Grund der Chronologie der Gesamtentwicklung läßt sich die Blütezeit der ein-
zelnen Hauptfundstätten der kretisch-mykenischen Kultur leicht bestimmen; für einige
Plätze sind auch bestimmte Funde von chronologischer Bedeutung.

In Knossos bestanden wohl seit dem 4. Jahrtausend neolithische Ansiedlunge^n an-
scheinend ohne Steinbau; dieser kam dort sicher im 3. Jahrtausend in der frühminoischen
Epoche auf; in der ersten mittelminoischen Periode ist schon der erste große Palast er-
richtet worden. Ein neuer, der zweite Palast, wurde an Stelle des ersten um 1650 zu Ende
der dritten mittelminoischen Periode gebaut; im Verlauf der ersten spätminoischen Periode
wurde er wieder umgebaut. Unter einer Mauer dieses letzten Umbaues lag der Deckel mit
Chiankartusche, der aus dem 17. Jahrhundert stammt und daher eine frühere Datierung des
Umbaues verbietet. Der neue Palast hat im 16. und 15. Jahrhundert während der zweiten spät-
minoischen Periode bestanden und die Blüte des nach ihm benannten Palaststils gesehen.
Um 1400 bei Eintritt der dritten spätminoischen Periode wurde er zerstört; nur Teile seiner
Ruinen sind in dieser Periode wieder in Stand gesetzt und bewohnt worden. Die beim
 
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