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Flechsig, Eduard
Albrecht Dürer: sein Leben und seine künstlerische Entwickelung (2. Band) — Berlin: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.30442#0041

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Stellung des Zeichens zur Jahreszahl

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daß wir auch nicht eine einzige Dürersche Zeichnung besitzen, die
noch ihre alten Ränder hätte und nicht mehr oder weniger stark mit
der Schere beschnitten worden wäre. Am leichtesten läßt sich diese
Tatsache vor Augen führen, wenn man die noch erhaltenen Blätter
des zweiten niederländischen Skizzenbuchs miteinander vergleicht.
Jetzt haben sie die verschiedenste Größe, während sie ursprünglich,
als sie noch zum Buche vereinigt waren, alle gleich groß gewesen sein
müssen.
Aber nicht nur die Stellung von Jahreszahl und Zeichen zueinan-
der, auch ihr gegenseitiges G r ö ß e n v e r h ä 11 n i s ist der genaueren
Beachtung wert, ja für eine Frage, nämlich die nach dem Beginn von
Dürers Proportionsstudien, von größter Wichtigkeit. Auch hier hat
eine Entwicklung stattgefunden und das ursprüngliche Größenver-
hältnis hat sich allmählich in das Gegenteil verkehrt. Auf den frühe-
sten Zeichnungen, bis 1495, ist das Zeichen entweder ebenso groß wie
die Jahreszahl, neben der es steht, oder ein wenig kleiner. Wird es un-
mittelbar unter die Jahreszahl gesetzt, so ist es zunächst ungewöhnlich
klein im Verhältnis zu dieser, so auf dem lautespielenden Engel von
1497 L. I, 73, der nackten Frau in der Nische von 1498 L. VI, 669. Auch
noch 1501 auf der Proportionsstudie einer liegenden Frau L. V, 466
ist es kleiner als die Jahreszahl. Von da ab wächst es aber zusehends
über die Jahreszahl hinaus (das zeigt sich bei dem Hasen von 1502),
bis es in kurzer Zeit Riesenformen annimmt, wie auf L. III, 231, dem
Kopf des toten Christus von 1503. Bis zu Dürers Tode ist das Zeichen,
wenigstens so weit es dicht unter der Jahreszahl steht, immer größer
als die Jahreszahl.
Bis zu seinem zweiten Aufenthalt in Venedig lieht es Dürer, öfters
die Jahreszahl zwischen Punkte zu setzen, ganz gleich, ob das Zeichen
unter oder rechts neben der Jahreszahl steht, besonders im Jahre 1503.
Ich nenne von 1503: das Bildnis von Dürers Frau L. I, 5, das eines
18jährigen Jünglings L. IV, 426, die Maria mit den vielen Tieren L. VI,
709, das Bildnis einer jungen Frau L. VI, 712, die zwei nackten Frauen
L. VI, 716, von 1505 die nackte Frau von rückwärts L. VI, 717 und
Christus auf dem Bahrtuch L. VI, 718. Statt der einfachen Punkte ver-
wendet er auch zur Einfassung der Jahreszahl verschiedene Schnörkel,
wie folgende Beispiele zeigen: von 1501 die Proportionsstudie einer
liegenden Frau V, 466, von 1503 Maria mit dem Kind III, 229, die
lachende Frau VI, 710 und der trabende Hengst VI, 714, von 1504 die
Kreuztragung der Grünen Passion V, 485, von 1505 die lachende
 
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