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Flechsig, Eduard
Albrecht Dürer: sein Leben und seine künstlerische Entwickelung (2. Band) — Berlin: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.30442#0272

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Entwürfe für ein Marienbild mit Heiligen 1521—22

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um 1510 an und hoffe, damit von der Wahrheit nicht weit entfernt
zu sein.
CruppenvonZeichnungen aus den Jahren 1521—1523.
Nach seiner Rückkehr aus den Niederlanden muß sich Dürer mit
mehreren großen künstlerischen Plänen getragen haben, von denen
aber, wie es scheint, keiner zur Ausführung gekommen ist. Wir schlie-
ßen das aus großen Entwürfen in Federzeichnung und aus einer Reihe
von Einzelstudien in sorgfältiger Technik, meist in schwarzer Kreide
auf grünem Grunde, aus den Jahren 1521, 1522 und 1523. Bei dem
Versuch, diese Einzelstudien zu ordnen, ergibt sich, daß sie sich nicht
alle auf dasselbe Werk beziehen. Es ergibt sich aber auch, daß Dürer
sich in demselben Zeitraum mit mehreren dem Gegenstand nach ganz
verschiedenen Werken beschäftigt haben muß.
Zunächst hat er, wie es scheint, den Auftrag auf ein großes Marien-
bild mit Heiligen erhalten. Der erste Entwurf dazu, mit der Jahreszahl
1521, befindet sich in Chantilly (L. IV, 343). Es ist ein Breitbild. In
der Mitte auf einer einfachen Steinbank Maria mit dem sehr raffaelisch
aussehenden Kinde, rechts die kniende Katharina, neben der Jakobus
d. Ä. als Pilger und der Evangelist Johannes stehen. Links ein Stück
eines palastähnlichen Gebäudes mit einer Säule auf hohem Sockel da-
vor, an dem Joseph mit einem Buche lehnt. Vorn in der linken und
rechten Ecke ein Engel mit einer Geige und einer Laute. Es ist die-
selbe Geige, die schon auf dem Marienbild von 1519 L. IV, 391 vor-
kommt. Die Zusammenstellung der drei Heiligen ist etwas eigentüm-
lich und geht offenbar auf den Wunsch des Bestellers zurück. Jako-
bus d. Ä. und Katharina scheinen die Hauptpersonen zu sein, sie kom-
men auch auf den weiteren Entwürfen vor, während der Evangelist
Johannes nur auf diesem ersten erscheint. Da für ihn auf den folgen-
den Entwürfen (mit Ausnahme eines einzigen) Johannes der Täufer
vorkommt, könnte man vermuten, Dürer habe unter dem ihm bei der
Bestellung genannten Johannes, der auf dem Bilde darzustellen war,
den Evangelisten statt des Täufers verstanden. Bei der ganz von der
Seite dargestellten Katharina hat ihm wohl die Königin im zweiten
niederländischen Skizzenbuch L. II, 122 (V.-M. 13^) vorgeschwebt mit
ihrem aufgelösten Haar und ihrer auf dem Hinterkopf befestigten
Krone.
Dieser Entwurf hat Dürer nicht befriedigt, er hat ihn vollständig
fallen gelassen. Der ursprüngliche Plan wird bedeutend erweitert,
 
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