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Flechsig, Eduard
Albrecht Dürer: sein Leben und seine künstlerische Entwickelung (2. Band) — Berlin: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.30442#0351

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316

Die Zeichnungen

L. II, 206. Männliches Bildnis. Besprochen mit L. 155
auf S. 305.
L. II, 207. Herkules im Kampfe mit den stympha-
lischen Vögeln. Entwurf zu dem Gemälde im German. Museum
in Nürnberg. Dies trägt, nicht von Dürers Hand, die Jahreszahl 1500.
Da Dürer seine Gemälde, soweit sie Erfindungen von ihm waren, nicht
vor 1503 mit einer Jahreszahl versehen hat, so muß die Richtigkeit
dieser 1500 entschieden bezweifelt werden. Den Entwurf würde man
ohne Rücksicht auf die falsche, d. h. zu frühe Jahreszahl des Gemäldes
kaum schon 1500, sondern erst einige Jahre später, 1502/03 ansetzen.
Die mit einer gewissen Zierlichkeit gezeichnete Landschaft, besonders
die Bäume sprechen dafür. Wir finden sie so z. B. auf L. V, 460. Die
große Eidechse und der Schmetterling vorn erinnern an die Maria mit
den vielen Tieren von 1503 in Paris L. VI, 709 und in der Albertina
L. V, 460 und an die Holzschnitte des Marienlebens, besonders die
Flucht nach Ägypten.
L. 111, 208. Die Dame mit dem Falken. Ist, wie die In-
schrift sagt, vor dem Termin gezeichnet, wo der junge Dürer zu
Wolgemut in die Lehre kam, also vor dem 1. Dezember 1486. Der
Schreiber der Inschrift und Besitzer des Blattes ist kein Nürnberger
gewesen, denn er schreibt hus statt haus, uff statt auf, biwesen statt
beiwesen. Also wohl ein Schwabe. Wer war der verstorbene Konrad
Lohmeier (Lomayer), der mit dabei war, als Dürer die Zeichnung
machte? Eine Frage, die vielleicht die Nürnberger Lokalforschung
beantworten kann.
L. III, 209. Ein Reiter, nach rechts sprengend. Das Zeichen
ist nicht von Dürer. Es ist allgemein üblich geworden, diese Zeich-
nung in Dürers Wanderzeit zu versetzen, genauer in die Zeit, wo er
in Basel tätig gewesen sein soll. In Wirklichkit findet sich unter den
uns bekannten sicheren Zeichnungen Dürers, die er während seiner
Wanderschaft gemacht hat, nichts, was zu dieser Annahme berech-
tigte. Es sind auch nicht diese sicheren Zeichnungen, auf die man
sich stützt. Es ist vielmehr nur ein einziger Kopf unter den Basler
Terenzzeichnungen. Nur schade: trotz allen unentwegten Be-
mühungen, die von einer kleinen Partei von Forschern ausgehen, ist
der Beweis noch immer nicht erbracht, daß diese fast anderthalb-
hundert Zeichnungen zu einer Terenzausgabe wirklich von dem auf
der Wanderschaft begriffenen Malergesellen Albrecht Dürer sind.
 
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