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Flechsig, Eduard
Albrecht Dürer: sein Leben und seine künstlerische Entwickelung (2. Band) — Berlin: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.30442#0168

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Die Zeichnungen

Die Zeichnung ist von derselben Hand wie die Beischriften. Diese
unterscheiden sich aber ganz wesentlich von Dürers Schrift.
4. Die Wassermühle mit einem Zeichner in Berlin L.IV, 441. Wenn
das von einer späteren Hand geschriebene Dürersche Zeichen nicht
wäre, würde heute wohl kein Kenner beim Anblick dieser Wasser-
farbenmalerei an Dürer denken. Sie ist Dürers Art so fremd, daß man
sie auch nicht für eine alte Kopie nach Dürer halten kann.
5. Die Felsenburg im Louvre in Paris L. III, 301 ist eine Kopie nach
dem Stich des heil. Eustachius.
DieProportionsstudien
(Konstruierte Gestalten)
Fast ein Menschenalter hat sich Dürer mit der Frage beschäftigt,
in welchem richtigen Verhältnis hei einem Normalmenschen die ein-
zelnen Teile des Körpers zueinander stehen müssen. Den äußeren
Anlaß dazu hat, wie er selbst berichtet, Jacopo de' Barbari gegeben, der
im April 1500 als Illuminist König Maximilians sich in Nürnberg nie-
dergelassen hatte. Dieser hat Dürer einen Mann und eine Frau gezeigt,
die nicht nach dem lebenden Modell und nicht aus dem Gedächtnis,
sondern auf Grund von Konstruktionen oder Messungen gezeichnet
waren. Barbari aber hat dem wißbegierigen Deutschen über diese
Grundlage nicht Rede stehen wollen, deshalb hat sich Dürer bei Vitruv
Rats erholt, dem einzigen Schriftsteller des klassischen Altertums, der
über die Proportionen des menschlichen Körpers geschrieben hat. Dürer
berichtet: ,,Also van oder aws den zweien ohgenanten manen (näm-
lich Barbari und Vitruv) hab ich meinen anfang genumen vnd hab
dornoch aws meinem fürnemen gesucht van dag zw dag." Den äußeren
Abschluß seiner Proportionsstudien bildet das Werk, über dessen
Druck er gestorben und das erst ein halbes Jahr nach seinem Tode
1528 erschienen ist unter dem Titel: ,,Hierin sind begriffen vier bücher
von menschlicher Proportion / durch Albrechten Dürer von Nürenberg
erfunden vnd beschriften / zu nutz allen denen / so zu dieser kunst
lieb tragen."
Dürer hat sich nun durchaus nicht ununterbrochen die 27 Jahre
hindurch mit diesenDingen beschäftigt. Es gibt Jahre, in denenkeiner-
lei Spuren davon zu finden sind: 1503, 1505, 1510, 1511, 1516, 1518,
1520, 1521. Er hat das Thema zeitweilig liegen lassen und es dann
von neuem wieder aufgegriffen. Die Absicht, seine Untersuchungen
 
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