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Flechsig, Eduard
Albrecht Dürer: sein Leben und seine künstlerische Entwickelung (2. Band) — Berlin: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.30442#0417

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L. 580—589

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der obere Becher ist die genaue Wiederholung des unteren. Der
Zeichner hat sich also eigentlich eine unnötige Mühe gemacht, denn
ein Becher hätte doch genügt. Dürer hätte aber am Ende seines
Lehens gewiß Wichtigeres zu tun gehabt, als derartig überflüssige und
zeitraubende Arbeit zu verrichten. Es liegt also Grund genug vor,
diesen Doppelbecher zwar nicht als Werk Dürers, wohl aber seine
Entstehung in so später Zeit anzuzweifeln. Wie dann allerdings die
Jahreszahl 1526, die doch Dürers Hand zeigt, zu erklären wäre, weiß
ich nicht.
L. VI, 589. D ü r e r s Vater, Wien, Albertina. Obgleich Fried-
länder schon 1896 (im Rep. f. Kunstw. 19, S. 15—19) behauptet hatte,
daß dies Brustbild eines Goldschmieds, das immer als die Arbeit
eines Niederländers gegolten hatte, den Vater Dürers darstelle und
von dem jungen Albrecht gezeichnet sei, hat sich doch bis jetzt nur
ein Teil der Dürerkenner und -forscher zu dieser Ansicht bekehrt.
Nur darin stimmen jetzt wohl alle überein, daß der Dargestellte wegen
der überraschenden Ähnlichkeit mit dem Bildnis von 1490 in den
Uffizien tatsächlich der Goldschmied Albrecht Dürer der Altere ist.
Man hat von einem Selbstbildnis des Alten gesprochen. Das ist aus-
geschlossen. Man sieht, in der ersten Anlage geht die Zeichnung links
bis über die Hüften herab. Schon das spricht gegen eine Aufnahme
vor dem Spiegel. Wir wissen nicht, wie Dürers Vater gezeichnet hat.
Er wird aber als Goldschmied ganz anders und ganz anderes ge-
zeichnet haben als ein Maler. Dies Bildnis sieht nicht aus wie die
Zeichnung eines alten Goldschmieds. Wer nicht von Berufs wegen
öfter Bildnisaufnahmen zu machen hat, und das ist nicht Sache eines
Goldschmieds, den reizt es auch nicht, sich selbst einmal vor dem
Spiegel zu zeichnen, noch dazu in einem vorgerückten Alter, wie wir
es hier annehmen müssen.
Wer sollte also als Zeichner anders in Betracht kommen als der
junge Albrecht Dürer? Es fragt sich nur, in welche Zeit man dies
Bildnis setzen soll. Mit Stilkritik kommt man hier nicht weiter. Gibt es
doch außer dem Selbstbildnis des Knaben von 1484 bis weit über die
Wanderjahre hinaus keine Bildnisaufnahme mit dem Silberstift, die
zur Vergleichung herangezogen werden könnte. Nach dem Eindruck,
den der Vater macht, ist er in noch jüngeren Jahren dargestellt, als auf
dem gemalten Bildnis von 1490. Zu Hilfe kommt hier eine alte Kopie
der Zeichnung, auf die Friedländcr hingewiesen bat, die ich jedoch
 
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