Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Flechsig, Eduard
Albrecht Dürer: sein Leben und seine künstlerische Entwickelung (2. Band) — Berlin: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1931

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30442#0429

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
L.602

389

Pelikan ist, beweisen am besten die Zehen. Zwar nicht die fehlen-
den Schwimmhäute, da die Füße die eines Skeletts sind. Aber heim
Pelikan sind die vier Zehen nach vorn gerichtet, während wir hier
drei große Zehen nach vorn, eine kleinere nach hinten gerichtet sehen.
Auf dem Nacken hat der Vogel einen Schopf, auf der Brust eben-
falls einen, die Schwanzfedern sind nicht verschieden von denen
eines Hahnes. Der Vogel könnte ein junger Reiher sein. Die Ent-
scheidung darüber liegt in den Händen der Zoologen.
Die Zeichnung ist durchaus mit Recht Dürer zugeschrieben
worden. Es ist nichts darin, was seiner Art widerspräche, und
manches, was auf ihn und keinen andern hinweist. Nur in die
Wanderzeit, in die sie wohl von allen versetzt wird, paßt sie nicht.
Dazu ist sie viel zu reif. Die wenigen sicheren Anhaltspunkte, die
sie bietet, weisen sie in eine spätere Zeit.
Da ist zunächst die Schrift, das ,,Fricze oho". Die Verbindung des
großen R mit dem F läßt sich bei Dürer nicht weiter nachweisen.
Aber ein großes R ßndet sich bisweilen um 1500 mitten zwischen
kleinen Buchstaben, z. B. auf der Inschrift der Nürnbergerin im
Kirchenkleid L. V, 464. Wichtig ist die Form des h in oho mit dem
scharfen Knick am senkrechten Balken unten. Genau so kommt ein
solches h nur hei dem Worte heilennt auf LJ VI, 641 (um 1501) vor
und etwas weniger scharf ausgeprägt auf der Kostümzeichnung der
Nürnbergerin im Hauskleide von 1500 (L. V, 463). Noch nicht aber
in dem groß und sorgfältig geschriebenen Namen albrecht auf dem
Holzstock des heil. Hieronymus in Basel.
Der Stechhelm hat noch nicht die Form eines der drei Helme auf
L. IV, 357 (um 1498).
Auffällig ist die Verschiedenheit der beiden Helmdecken. Während
die der rechten Seite aus dem am Ende des 15. Jahrhunderts üblichen
seetangartigen Laubwerk besteht, das keine besonderen Naturstudien
voraussetzt, wird die Helmdecke der linken Seite aus verschiedenen
Ranken und Zweigen gebildet, die reine Naturformen ohne besondere
Stilisierung wiedergeben. Es sind vier verschiedene Pflanzen ver-
einigt: 1) ganz oben eine mit dornigem Stengel, rund gebogenen
Zweigen, traubenförmiger Blüte, 2) eine Weinrebe, außer an den
Blättern deutlich erkennbar an der korkzieherartigen Ranke links
von dem Worte Fricze, 3) Männertreu, deutlich erkennbar an den
Zweigen ganz unten, 4) eine Pflanze mit gegenständigen Blättern und
einer Blüte, die der des Nachtschattens ähnlich ist. Das alles ist so
 
Annotationen