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viele der Gutsbezirke sich in späterer Zeit ausgedehnt und vergrößert haben, indem sie benachbarte
Anlagen und Parzellen in sich aufnahmen. Je größer der Landbesitz wurde, umso zahlreicher und
umfänglicher mußten natürlich auch die Hilfsmittel werden, und zu diesen gehörten die ver-
schiedenen Arten der landwirtschaftlichen Gebäude. Ein vergrößerter und modernisierter Betrieb
warf größeren Nutzen ab, und von dessen Umfang können wir uns, glaube ich, in vielen Fällen nach
der Ausdehnung und Einrichtung des Mittelpunktes solcher Anlagen, d. h. des Herrenhauses, einen
ungefähren Begriff machen.
Zum Vergleich führe ich die Größenverhältnisse einiger der bekannteren Anlagen hier an:

Ort
Größe des um-
mauerten Bezirkes
rund in m
Zahl der
Gebäulichkeiten
Größe des
Herrenhauses
Zimmerzahl des
Herrenhauses (im
letzten Bauabschnitt)
Pforzheim.
94 x 98
7
21 x 22
11
Hoheneck .
111 X 147
12?
281/a X 33
14?
Neroberg x) b. Wies-
baden .
125 x 130
3
29 X 36
17
Burgweinting
110 X 167
8
28 x 36
11
Blankenheim.
117 x 242
7
22 x 67
42
Odrang .
136 x 386
bis jetzt 7 bekannt
59V2 X 62
66
Köln-Müngersdorf ....
162 x 252
12
27 x 60
30
Meckel b. Bitburg2)
120 x 400
?
?
?
Altstadt .
240 x 354
14
42Va x 46
14
Anthee .
200 X 580
22
66 x 110
90
Nennig .
200 x 620
bis jetzt 5 bekannt
42 x 107
etwa 53

Wenn somit der Kölner Gutshof nach der Gesamtausdehnung und dem Grundriß des Herren-
hauses auch nicht zu den größten Anlagen gehört, so ist er diesen doch unmittelbar anzureihen.

VII. Umfassungsmauer und Wegeanlagen.
Hierzu Tafel 3.
A. Umfassungsmauer.
Vom Beginn der Grabung an waren wir bestrebt, die Umfassungsmauer zu ermitteln, die einen
Gutshof in der Regel zu umgeben pflegt. Unsere Bemühungen blieben lange ergebnislos, so daß wir
bereits glaubten, eine Einfriedigung sei hier überhaupt nicht vorhanden gewesen. Erst im Herbst,
als man ringsum an den Rändern der Wiese schmale tiefe Grübchen für die Aufnahme von Wasser-
leitungsrohren zog, wurde ganz im Nordwesten ein kleines Grabenprofil angeschnitten. Infolge
der starken Abtragungen hob es sich zwar nur noch als eine kleine flache Mulde ab, war aber
immerhin deutlich vorhanden. Die alsbald südlich und nördlich davon gezogenen Parallelschnitte
ergaben denselben Einschnitt im Boden. Bald stießen wir auch noch auf Mauerreste, denen wir dann
systematisch nachgingen; so war ein Stück der Umfassungsmauer gefunden. Es war die Nordwest-
ecke der ganzen Einfriedigung, die als solche auch deutlich zu erkennen war; die Ecke war außen
nach beiden Seiten hin verstärkt. Die Mauer bestand aus Grauwacken in Mörtelverband und war
55—60 cm stark. Von dieser Ecke aus gemessen, wurde die Westflucht noch auf eine Länge von
64 m, die Nordflucht auf 65,50 m mit Sicherheit ermittelt (Taf. 3). Darüber hinaus wurden zwar
noch zahlreiche Schnitte angelegt und auch ganze Flächen abgedeckt, aber es fanden sich von der
x) Nass. Annalen 5, 1876 Taf. 2 Nr. 1.
2) Nach Steiner, Römische Landhäuser im Trierer Bezirk (1923) 41 Anm. 5.
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