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^ ^ / IR besitzen viel von Memling, mehr als von irgendeinem
%/%/ anderen Niederländer des 15. Jahrhunderts. Der Zugang
ff zu seiner Kunst ist bequem. Zu Brügge stehen unzweifel-
hafte, zum Teil inschriftlich signierte Werke von ihm beieinander. Sie
üben hier tiefe Wirkung, wie die schönste Blüte aus diesem Boden,
wenngleich der Meister kein Sohn der Stadt gewesen ist, und übten
sie schon, als das allgemeine Verständnis für altniederländische Male-
rei noch unentwickelt war.
Das 'Werk' des Meisters ist angewachsen und wächst noch Jahr
für Jahr. Eine nörgelnde Kritik war ziemlich erfolglos. Das 'Werk'
erscheint fest gefügt aus gleichartigen Gliedern, und bietet keine Spal-
ten, wo das kritische Eisen eingreifen könnte.
Memling ist schon 1466 urkundlich nachweisbar in Brügge^ und
blieb bis zu seinem Tode im Jahre 1494, anscheinend ohne erhebliche
Unterbrechungen, dort tätig. Da er fast stets Hans, nicht Jan, genannt
wird, darf man ihn dem Ursprung nach für einen Deutschen halten.
In einer Abschrift aus dem Tagebuch eines Notars an der Kirche S.
Donat zu Brügge, des Rombout de Doppere, hat man sub anno 1494
die Eintragung gefunden: 'Die XI augusti, Brugis obiit magister
Johannes Memmelinc, quem praedicabant peritissimum fuisse et excel-
lentissimum pictorem totius tune orbis christiani. Oriundus erat Mo-
gunciaco (Mainz), sepultus Brugis ad aegidii.'
Da es in der Mainzer Gegend ein Dorf Mömlingen gibt, kann man
vermuten, daß der Meister oder doch seine Familie von diesem Ort
herstammt.
Zur Feststellung seines Geburtsjahres haben wir nur den unzuver
lässigen Anhaltspunkt in der Alterserscheinung eines vermutlich 1468
gemalten Selbstbildnisses. Daß der für den Engländer John Donne
UA-HV gemalte Flügelaltar, den der Duke of Devonshire besitzt (jetzt zu
Chatsworth), 1468 entstanden sei, als zu Brügge die Hochzeit Karls des
Kühnen mit Margarete von York gefeiert wurde, und zu diesem Feste
vornehme, dem Hofe nahestehende Engländer nach Brügge herüber-
gekommen waren, ist mindestens wahrscheinlich, daß der sich be-
scheiden hinter der Säule haltende Mann auf dem linken Flügel bei
i Aus einer Eintragung im Brügger Bürgerbuch (veröffentlicht von R. A. Parmentier,
.Miras- op & Brügge, 1938,1, S. XXXVI) weiss man jetzt, dass
Memling in Seligenstadt, unweit von Mainz, geboren ist und am 30. Januar 1465
Bürger in Brügge wurde.
 
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