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H Meister, die uns das 16. Jahrhundert repräsentieren, sind
H verschieden voneinander. Örtliche und zeitliche Gemeinsam-
keit wirkt schwächer als ehedem. Wenigstens von den reicher
Begabten stößt jeder auf eigene Faust vor. Eher durch Kombination
und Mischung als aus Schöpferkraft entstehen gleichzeitig auf nieder-
ländischem Boden Leistungen, die wenig miteinander gemein haben.
Mehrere strebsame Maler werden bei der allgemeinen Unruhe und
Unzufriedenheit durch wechselnde Moden bald hierhin, bald dorthin
getrieben. Die Einheit des Persönlichen geht unter in der überallher
andrängenden Fülle neuer Ideale und Vorbilder. Die Kunstkritik hat
es schwer, im Falle Orleys, wo inschriftlich beglaubigte Werke nur in
kleiner Zahl helfen, nachzukommen, sie macht im Falle des Lucas van
Leyden mehrfache, in raschem Tempo aufeinander folgende Wand-
lungen mit. Den Weg Jan Gossaerts abzuschreiten, ist vergleichsweise
leicht.
In beträchtlicher Zahl sind signierte, zum Teil auch datierte Tafeln
von seiner Hand in den großen Museen leicht zugänglich — in Lon-
don, Paris, Berlin, München und Wien. Und dann ist seine Ausdrucks-
weise laut, entschieden, im Kerne nicht wandelbar und nicht leicht zu
verwechseln. Zu Hilfe kommt uns, daß Gossaert im Gegensätze zu
mehreren Zeitgenossen sich keiner Schülerhilfe bedient hat, und daß
alles, was er geschaffen hat, infolge seines Ehrgeizes, seiner Arbeitsam-
keit und seiner überragenden Geschicklichkeit schwer nachzuahmende
Qualität besitzt.
Was wir über das Leben Gossaerts wissen, hießt aus van Mander,
dessen Text leider aus anderen Quellen nicht erheblich bereichert
werden konnte.
Gossaert stammt aus Maubeuge im Hennegau, das heute zu Frank-
reich gehört. Danach sein Beiname Mabuse und die Namensform, die
er in späterer Zeit bei der Signierung bevorzugte, 'Joannes Malbodius'.
Das Geburtsjahr ist nicht bekannt. Zwischen 1470 und 1480 mag der
Meister geboren sein. Also ein Zeitgenosse Dürers, ein wenig jünger als
Quentin Massys, etwas älter als Lucas van Leyden.
Ein wichtiger Anhaltspunkt hat sich in den Mitgliederlisten der
Antwerpener Lucasgilde gefunden, wo 1503 als Meister eingetragen
steht: Jennyn van Hennegouwe. Man nimmt mit Recht an, daß dies
Jan Gossaert ist, zumal da er mindestens zweimal seinen Vornamen
 
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