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^ INE einzelne Schöpfung, wie bedeutend sie sei, vermag gemein-
H ^ hin nicht, die Persönlichkeit ihres Autors vollrund hervortreten
Jä_^ zu lassen. Erst das Wiedererscheinen individueller Eigenschaf-
ten in anderen Arbeiten bestätigt und vollendet die Vorstellung.
Der Name Jan Joest wird überall genannt im Zusammenhänge mit
den Altarflügeln des Hochaltars zu Kalkar, allein die Einreihung des
Meisters in den historischen Zusammenhang ist nirgends versucht
worden, nachdem der Vorschlag, ihn mit dem Meister des Todes
Mariä zu identifizieren, mit Recht abgelehnt worden war. Die Be-
urteilung des isolierten Altarwerkes kam 1904, da die Flügel in Düs-
seldorf ausgestellt waren, über allgemeines redensartliches Rühmen
nicht hinaus.
Aus Kalkarer Urkunden ist ermittelt, daß Jan Joosten zwischen
Z29 1505 und 1508 das große Malwerk der beiden Flügel mit 20 Bildern,
je 5 auf jeder Seite, ausgefuhrt hat, Soweit die Zahlungseintragungen
eine Vorstellung ergeben, scheint der Maler zu der Arbeit von aus-
wärts nach Kalkar gekommen zu sein und sich nach Erledigung des
Auftrags fortbegeben zu haben. Allerdings ist man in einer Kalkarer
Kriegerliste zum Jahre 1480 auf den Namen des Malers gestoßen.
Die Veranlassung, ihn 1505 zu berufen, lag, wie man annimmt, in
älteren Beziehungen des Meisters zu Kalkar. Vielleicht war er ein
Sohn der Stadt.
Nun hat man in einer weit berühmteren Kunststätte, als Kalkar je
gewesen ist, den Malernamen Jan Joest gefunden, nämlich in Haarlem.
Und die Identifizierung des Haarlemers mit dem Kalkarer ist überall
akzeptiert worden.
In der holländischen Stadt kauft Jan Joest 1510, also nach den
Kalkarer Jahren, ein Haus, 1515 führt er einen Auftrag in der St. Bavo-
Kirche aus, 1519 wird er in dieser Hauptkirche bestattet. Die Haar-
lemer und die Kalkarer Daten passen aneinander. Vor 1505 aber ist
Jan Joest nicht in Haarlem nachweisbar. Aus welcher Stadt er nach
Kalkar gekommen ist, steht dahinh
In Palencia in der Kathedrale steht ein Altar, auf den, wie auf so
viele denkwürdige Monumente des spanischen Bodens, C. Justi (Mis-

* Friedländer (D:'g AfArd, XIV, 1937, S. 114) hält es für wahr-
scheinlich, daß Joest in Wesel geboren wurde, da er sich nach einer kürzlich ge-
fundenen Urkunde schon 1474 dort aulgehalten hat.
 
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