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S gibt tüchtige Stützen für die Hypothese, daß der 'Meister des
B ^ Todes Mariä' mit Joos van Cieve identisch sei. Die Persönlich-
^ keit ist rein stilkritisch auf die Beine gestellt worden und hat
runde Plastik gewonnen. Immerhin würden wir mit dem Namen einige
Daten und damit das Gerüst einer Biographie gewinnen. Joos ward
1511 in Antwerpen Meister und scheint dort bis zu seinem Ende —
1540 — gelebt zu haben. 1511, 1516, 1519, 1520, 1523, 1525, 1535,
1536 ist durch die Eintragungen in den Antwerpener Listen seine An-
wesenheit gesichert; die lange Pause zwischen 1525 und 1535 erscheint
auffällig^, j)ie Möglichkeit wenigstens längerer Abwesenheit behalten
wir im Auge. C. Justi hat im Jahrbuch der pr. Ksts. (XVI p. 13 ff.)
unter dem Titel 'der Fall Cleve' in seiner scharfsinnigen, nach allen
Seiten ausschauenden Art die Argumente für die Identifizierung, für
die zuerst Firmenich-Richartz eingetreten ist, geprüft, ohne zu einem
befriedigenden Schlüsse zu kommen.
Ein schwer wiegendes Zeugnis ist mit dem Wappen der Herrn von
Cleve gegeben, das im Flügelaltar der Anbetung der Könige im Neapo-
litaner Museum auftaucht, auf einem Hundehalsband. Ob nun Joos
aus Cleve gebürtig war oder einer seit Generationen in Antwerpen
seßhaften Familie zugehörte, jedenfalls könnte das Wappen auf seine
Herkunft oder seinen Namen deuten, wenn anders es nicht auf den
Stifter des Altares anspielt, an welche Möglichkeit Justi gedacht hat.
Nun ist neuerdings eine genaue und sorgfältige Wiederholung des
Triptychons bekannt geworden in der Sammlung Emden (Verstei-
gerung in Berlin, dann bei Herrn van Gelder zu Uccle bei Brüssel).^
Und hier ist das Wappen am Halsbande des Windhundes korrekt
nachgebildet. Da es nicht wahrscheinlich ist, daß beide Exemplare
für gmgM Auftraggeber ausgeführt wurden, können wir mit gestei-
gertem Vertrauen das Wappen auf den Autor oder den Werkstatt-
inhaber beziehen. In Neapel ist übrigens noch ein zweites Wappen-
schild sichtbar, auf hellem Grunde ein Kreuz, das unten in einen An-
ker auszugehen scheint.
Guicciardini erzählt, Joos van Cleve sei ein so vortrefflicher Por-
trätist gewesen, daß Franz I. von Frankreich ihn nach Paris habe
i Die Pause ist jetzt etwas kürzer, seit wir wissen, daß Joos im Jahre 1528 ein Haus
in Antwerpen kaufte (vgl. Friedländer, aÜNM&dänAVAg IX, 1931, S. 23).
s Jetzt ün Institute of Arts, Detroit.
 
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