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OLANGE wir van Manders Mitteilungen vertrauen, erfreuen wir
uns einer ziemlich inhaltreichen Biograp hie Jan Mostaerts. Gera
de in Haarlem hat sich van Mander mit Eifer umgetan, hier
wurden ihm in mehreren Häusern Bilder von den alten Meistern ge-
zeigt, und hier stieß er auf eine lebendige Überlieferung in Bezug auf
Jan Mostaert. Soweit dieses Malers Wirksamkeit mit Haarlem ver-
bunden war, ist van Manders Bericht vertrauenswürdig. In der vita
Ouwaters beruft sich van Mander auf einen ehrlichen alten Mann, den
Maler Albert Simonsz, der 1604 erzählt habe, er sei vor 60 Jahren, also
1544, Schüler des damals etwa 70jährigen Haarlemers Jan Mostaert
gewesen. Wir kämen etwa auf 1475 mit dem Geburtsdatum. In der
Mostaert-Biographie sagt van Mander, 1555 oder 1556 in hohem Alter
sei der Maler gestorben. Zwei von Willigen (Les artistes de Haarlem)
publizierte, in neuerer Zeit nicht beachtete Urkunden bestätigen diese
Daten. 1500 schon erhält Mostaert einen Malauftrag in Haarlem, war
also damals schon als Meister dort tätig. In hohem Alter verläßt er die
Stadt, 'wo er bis jetzt gewohnt' habe. Wahrscheinlich stammt das
meiste, was van Mander weiß, aus dem Munde des Mostaert-Schülers
Simonsz, also aus guter Quelle. Aus der für die Biographie Geertgens
wertvollen Versicherung dieses Zeugen, Mostaert (obwohl schon um
1475 geboren) habe Geertgen nicht mehr gekannt, schließen wir,
Mostaert hätte Geertgen kennen müssen, wenn Geertgen nur lange
genug gelebt hätte. Also scheint Mostaert nicht nur in Haarlem gebo-
ren, gegen Ende seines Lebens (um 1546) dort gelebt und gelehrt zu
haben, sondern ebendort auch gelernt zu haben. Er erscheint mit der
Haarlemer Kunstübung fest verknüpft. Dem entspricht die Angabe,
er sei in sehr jungen Jahren Schüler eines tüchtigen Malers, des Jacob
von Haarlem, gewesen, der den Korn träger-Altar in der großen Kirche
dort geschaffen habe. Von diesem Jacob wissen wir weiter nichts, wenn
anders wir nicht hypothetisch wagen, einen stilkritisch zwischen Geert-
gen und Mostaert gestellten Anonymus mit ihm zu identifizieren.
Van Mander spricht mit hoher Achtung von den feinen Sitten und
der Hößichkeit Mostaerts, der einem alten vornehmen Geschlecht
entsprossen sei. Wie eine Episode schiebt sich in die lange Haarlemer
Wirksamkeit eine Zeit höfischen Dienstes. 18 Jahre lang, behauptet
van Mander, wahrscheinlich eine Aussage des alten Simonsz wieder-
holend, sei Mostaert als Maler der Statthalterin Margarete tätig ge-
 
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