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l ERARD David, der nach dem Tode Memlings in Brügge der
H - Erste war, wurde von der neueren Kunstfbrschung wieder
Ja entdeckt. Er ist durch Jahrhunderte verschollen gewesen. Van
Mander sagt nur: Da gab es in alter Zeit noch einen Gerard von
Brügge, von dem ich weiter nichts weiß, als daß man ihn von Pieter
Pourbus als einen hervorragenden Maler höchlich hat rühmen hören.
Die 'Entdeckung' dieses Malers ist ein schönes Beispiel glücklichen
Zusammenarbeitens der Stilkritik mit der Urkundenforschung, die
getrennt marschierten und vereint schlugen. Das Urkundliche verdan-
ken wir last ausschließlich James Weale, der seit 1863 an verschiedenen
Stellen Daten aus Brügger Archiven ans Licht gezogen hat. Die stil-
kritischen Sammelarbeiten haben andere Forscher besorgt. Schließlich
hat v. Bodenhausen in seinem 1905 bei Bruckmann in München er-
schienenen Buch alles Ermittelte glücklich und mit einsichtsvollem
Urteil vereinigt. Das 'Werk' des Meisters umfaßt jetzt mehr als 50
Nummern.
1460 etwa ist Gerard geboren, als ein Sohn von Jan David zu Oude-
water im südlichen Holland. In der Tafel zu Rouen, die 1509 ent-
standen ist, wird sein Selbstbildnis gefunden. Er sieht aus wie ein
angehender Fünfziger. Danach wird das Geburt Jahr von un-
gefähr bestimmt.
1483 wird der Name zum erstenmal in Brügge genannt.
1484 am 14. Januar Meister der Lucasgilde in Brügge.
1488-98 Aufträge für die Stadt.
1488-1501 Ehrenämter in der Gilde.
1496 der Meister heiratet Cornelia Cnoop, die Tochter eines ange-
sehenen Goldschmiedes.
1509 Altartafel für die Karmeliter Nonnen, das jetzt im Museum zu
Rouen bewahrte Bild.
1515 Aufenthalt in Antwerpen (wenigstens ist ein Gerard von Brügge
eingetragen, den man gemeinhin mit David identifiziert).
1523 am 13. August stirbt der Meister.
Problematisch sind Frühzeit und Spätzeit. Davids Kompositionen
wurden in Brügge viel kopiert. Die erfindungsarme Kunst der Stadt
konnte lange nicht von den Typen loskommen, die er geschaffen hatte.
Der Maler, den wir ehemals Mostaert nannten, jetzt Adriaen Ysen-

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