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OGIER van der Weyden und der Meister von Flemalle stehen
nahe beieinander. Wie sie zueinander standen, ist eine Frage,
^ W die verschieden beantwortet wird. Der Meister von Flemalle
wurde von der Kunstforschung sozusagen aus einer Rippe Rogiers
erschaffen und, als er leidlich fest auf den Beinen stand, als ein Ab-
kömmling, als ein Nachfolger Rogiers betrachtet.
Das einzige inschriftlich datierte Werk des Flemalle-Meisters, die
Werle-Flügel in Madrid, stammt von 1438. So früh können wir mit
Sicherheit kaum eine Schöpfung Rogiers ansetzend Der Flemalle-
Meister, seine Persönlichkeit als Ganzes beurteilt, erscheint in höhe-
rem Grade altertümlich als Rogier und wie ein Generationsgenosse
Jan van Eycks.
Der jugendliche Rogier scheint dem Flemalle-Meister näher als der
alternde. Nicht mit ebensoviel Recht dürfte behauptet werden: gerade
der jugendliche Flemalle-Meister stände dem Rogier nahe. Was von
Rogier zu lernen war, besitzt der Flemalle-Meister nicht.
Mit der Hypothese, der Flemalle-Meister wäre der Fehrer Rogiers
gewesen, zu experimentieren, war verlockend. Nun ist der Name dieses
Lehrers bekannt. Mindestens steht urkundlich fest, daß ein Rogelet
de le Pasture 1426 zu Robert Campin in Tournay in die Lehre trat.
Wir wissen, daß 1427 ein anderer Schüler, Jaquelotte (Jaques) Daret,
in die Werkstatt Campins eintrat. Von hier aus erhielt die Annahme,
daß der Flemalle-Meister niemand anders als Robert Campin wäre,
eine unerwartete Stütze. Reste eines 1434 von Jaques Daret ausge-
führten Werkes sind von Georges Huhn entdeckt worden. Zwei Tafeln
aus diesem für die Abtei St. Vaast zu Arras gemalten Altäre, die Heim-
suchung und die Anbetung der Könige, werden im Kaiser-Friedrich
Museum zu Berlin bewahrt. Jaques Daret, urkundlich ein Schüler
Campins und im engsten Sinn ein Mitschüler Rogiers, erscheint stil-
kritisch als eine nicht gerade starke Natur und in Abhängigkeit von
dem Flemalle-Meister.
Mindestens als mit einer klug gebauten Hypothese arbeiten wir mit
der Vorstellung: Rogier lernte zu Tournay bei dem Flemalle-Meister.
Mit der Möglichkeit, daß Rogier als Mitarbeiter und Werkstattgenos-
i Friedländer setzt jetzt die folgenden Gemälde Rogiers vor 1438 an: Diptychon mit
der Madonna und der hl. Katharina, Wien; Madonna aus der Sammlung North-
brook (jetzt in der Stiftung Schloß Rohoncz, Lugano-Gastagnola); Bildnis einer
Frau, Berlin.

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