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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 3.1926

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Fundberichte
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Römische Zeit
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Knorr, Robert: Terra sigillata von Geislingen a. R. (Oa. Bailingen), Finningen und Heidenheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.43774#0139

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oder keltisch-germanische Mischbevölkerung ihre Viereckschanzen hier nicht
baute, weil sie sich einigermaßen sicher fühlte, sondern weil sie sich bedroht
fühlte; durch das römische Finningen claudischer Zeit sind diese Viereck-
schanzen bei Ulm und um Ulm herum weit besser verständlich und ein früh-
römisches Finningen (und Emerkingen) stimmt eigentlich sehr schön zu den
keltischen Viereckschanzen Goesslers. Solche recht imposanten Schanzen baut
doch wohl nur eine Bevölkerung, die sich stark bedroht fühlt. Selbst wenn
die frühen Sigillaten von Finningen gar nicht vorliegen würden, müßte man
ein frührömisches Finningen annehmen; daß später nur ein Burgus da war,
macht ein frühes römisches Finningen nicht unmöglich, denn die beim Vorgehen
den Römern strategisch wichtigen Punkte der Frühzeit waren natürlich später
beim Zurückweichen der Römer wieder von neuem wichtig; frührömische
Anlage, dann Aufgabe als militärischer Punkt und dann wieder spätrömische
Befestigung am gleichen Platze läßt sich ja in vielen Fällen nachweisen.
(Ueber Römisches, das für Ulm weiter in Betracht kommt, Mitteilungen zu
machen, will ich mir hier versagen und werde Gelegenheit nehmen, dies an
anderer Stelle zu tun.)
Außer dem 1919 von mir publizierten frühen Töpferstempel von
Finningen fand ich unter den magazinierten Scherben des Museums des
Historischen Vereins in Neu-Ulm noch andere frühe Sigillaten der Sammlung
Ug mit dem Fundzettel „Finningen“, die ich mit gütiger Erlaubnis des Hist.
Vereins Neu-Ulm zum Teil mitteile und die Gelegenheit benütze, namentlich
auch Herrn Benz in Neu-Ulm für freundliche Bemühungen zu danken.
Taf. XXII Fig. 1. Stück einer Sigillataschüssel der Form Dr. 29; die
Dekoration beweist, daß dieses Gefäß in die Mitte des ersten Jahrhunderts
in claudische Zeit zu setzen ist; und zwar ist es wahrscheinlich eine Arbeit
des südgallischen Töpfers Namus, den ich in „Töpfer und Fabriken verz.
Sig. d. ersten Jahrhunderts“ 1919, S. 64, Textbild 26 und Taf. 60 und 61
eingehender behandelt habe. ■—• So frühe Stücke kommen in Rottweil oder
in Geislingen nicht vor.
Fig. 2 und 3. Stücke von Schüsseln der Form Dr. 29; etwa Zeit
Vespasians.
Fig. 4 und 5. Stücke von Gefäßen Dr. 37; Zeit Vespasians.
Fig. 6. Teile einer südgallischen Schüssel; Zeit Domitians oder Früh-
zeit Trajans.
Fig. 7. Der oben erwähnte Stempel OF PONTI auf Bodenstückchen
Dr. 27. Zeit Vespasians. (Ein verziertes, in Bonn gefundenes Gefäß dieses
Töpfers habe 'ich abgebildet in „Die Terra sigillata-Gefäße von Aislingen“,
Jahrbuch des Hist. Vereins Dillingen 25, 1912, Taf. VIII Fig. 5.)
Fig. 8. Schwer lesbarer Stempel auf Bodenstück Dr. 27. Jedenfalls
südgallisch.
IV. Sigillataschüssel mit Stempel Helenius aus Heidenheim.
Taf. XXII Fig. a—f.
Taf. XXII Fig. a. Rest einer Schüssel Dr. 37 mit dem Stempel HELENIVS
FE. Fabrikat von Rheinzabern, zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts.
Signierte verzierte Schüsseln dieses Töpfers sind ziemlich selten1); dieser
Heidenheimer Fund ist deshalb sehr willkommen, weil er klärend wirkt.
Schon lange hatte man angenommen, daß der Rheinzaberntöpfer Helenius

*) Siehe S. 90 bei Cannstatt, wo dieser Stempel neuestens ebenfalls gefunden
wurde. O. P.
 
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